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Ausstellung „Rheinheimisch – Ausgewählte Erinnerungsorte am Oberrhein“

Flora Kuppenheimensis(blb) Die Frage nach Heimat erfährt derzeit eine große Resonanz, auch zahlreiche kulturhistorische Ausstellungen setzen sich mit der bewussten Konstruktion von Heimat auseinander. Anlässlich der diesjährigen Heimattage Baden-Württemberg hat die Badische Landesbibliothek in ihren umfangreichen historischen Beständen zu diesem Thema recherchiert – geht sie doch auf die einstige Büchersammlung der Markgrafen von Baden zurück und verfügt somit über eine Vielzahl von Objekten zur „heimischen“ Kulturgeschichte am Oberrhein.

Die Ausstellung „Rheinheimisch – Ausgewählte Erinnerungsorte am Oberrhein“ zeigt 70 aussagekräftige Exponate zu geschichtsträchtigen Orten des badischen Landesteils. Neben mittelalterlichen Handschriften, neuzeitlichen Drucken und Karten aus den Sammlungen der BLB finden sich darunter auch einschlägige Leihgaben aus baden-württembergischen Museen, Archiven und Bibliotheken. „Mithilfe der Leihgaben – darunter ein um 1860 gefertigter Bollenhut aus dem Augustinermuseum in Freiburg – können wir dem Publikum eine umfassende Sicht auf das volks-kundliche Ausstellungsthema vermitteln“, so die Ausstellungskuratorin Karen Evers.

Thema der Ausstellung sind nämlich nicht nur real existierende Orte der Region, sondern auch historische Personen, Ereignisse sowie Werke der Literatur und Bildenden Kunst, die das kollektive Gedächtnis der Bevölkerung noch heute prägen. Beim Rundgang durch die Ausstellung lernt der Besucher zwölf badische Gedächtnisorte kennen und kann dabei der Frage nachgehen, was Heimat für ihn persönlich bedeutet.

In einer Tour d’horizon geht es durch die badische Landesgeschichte: Exklusiv präsentiert wird an einem Tag der Ausstellung das um 1490 entstandene Stundenbuch des für Baden höchst erfolgreich wirkenden Markgrafen Christoph I. Nur wenig später entstand das Lehenbuch des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz, das die Darstellung einer idyllischen Badeszene als Verweis auf die ursprüngliche Bedeutung des Namens Baden zeigt und vom Generallandesarchiv Karlsruhe für die Laufzeit der Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde.

Entwurf für eine LackschilduhrNeben diesen hochkarätigen handschriftlichen Originalen des Spätmittelalters werden in der Ausstellung auch Landschaftsveduten von Carl Ludwig Frommel präsentiert, dessen vielfach verbreitete Stahlstiche im 19. Jahrhundert zur internationalen Bekanntheit der „Sommerhauptstadt“ Baden-Baden beitrugen. Der erste Großherzog Karl Friedrich I. von Baden förderte nicht nur die Künste, sondern auch die Wissenschaften – das beweist die 1805 in Karlsruhe herausgegebene Flora Badensis des Naturforschers Karl Christian Gmelin. Erstmals zu sehen ist in der Ausstellung auch das zu Beginn dieses Jahres von der Badischen Landesbibliothek erworbene Blumenbuch Flora Kuppenheimensis, das mit seinen reizvollen Pflanzendarstellungen einen wesentlichen Beitrag zu Gmelins Dokumentation der oberrheinischen Botanik leistete.

Flora Kuppenheimensis (oben), Karlsruhe, um 1809
Foto: Badische Landesbibliothek Karlsruhe

Entwurf für eine Lackschilduhr (Mitte)
aus: Lucien Reich: Musterblätter für die Uhrenschildmaler des Schwarzwaldes, um 1850
Foto: Badische Landesbibliothek Karlsruhe

Das Alte Schloss in Baden-Baden (unten)
aus: Bade et ses environs, Karlsruhe 1843
Foto: Badische Landesbibliothek Karlsruhe

Einblicke in die Kulturlandschaft des Rheins geben handgezeichnete und gedruckte Rheinlaufkarten der badischen Ingenieure Johann Gottfried Tulla und Max Honsell, die für das technische Großprojekt der Rheinkorrektur verantwortlich waren und den mäandrierenden Fluss in ein festes Bett zwangen. Zahlreiche Reiseführer offenbaren neben aufklappbaren Rheinpanoramen im handlichen Leporello-Format das große Interesse, das dem Rhein seit Beginn des 19. Jahrhunderts von touristischer Seite aus entgegengebracht wurde.

Die älteste Karte des Schwarzwaldes mit dem Titel Silva Nigra stammt von dem Humanisten Sebastian Münster und entstand im 16. Jahrhundert. Bereits die Alemannen sowie römische Chronisten der Spätantike hatten das Gebiet mit diesem Begriff bezeichnet – vermutlich aufgrund der ursprünglichen Dunkelheit und Undurchdringlichkeit des Waldes. Entwürfe für Uhrenschildma-ler, Grafiken von Schwarzwaldhäusern sowie Buchillustrationen von Wilhelm Hasemann thema-tisieren die kulturelle Entdeckung des Schwarzwaldes im 19. Jahrhundert und seine erfolgreiche internationale Vermarktung, insbesondere durch das populäre Bollenhutmotiv. Dessen historische Entwicklungsstadien kann der Ausstellungsbesucher auch in einer um 1920 entstandenen Zeichnung des Grafikers Curt Liebich nachvollziehen.
Das bunte Begleitprogramm zur Ausstellung, darunter u.a. öffentliche Kuratorenführungen, eine Podiumsdiskussion mit prominenten Gästen zum Thema „Was ist Heimat?“ sowie ein Poetry Slam, regt zur Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Heimat an.

Das Alte Schloss in Baden-Baden

„Rheinheimisch – Ausgewählte Erinnerungsorte am Oberrhein“
8. November 2017 bis 3. Februar 2018
Badische Landesbibliothek Karlsruhe

 

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