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Die Pfalzgrafen und Kurfüsten bei Rhein

 

Friedrich II., der Weise (* 9. Dezember 1482 auf Burg Winzingen bei Neustadt an der Weinstraße; †26. Februar 1556 in Alzey), Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst der Pfalz 1544 - 1556.

Friedrich war der vierte Sohn Kurfürst Philipps des Aufrichtigen von der Pfalz und Margaretes von Bayern-Landshut. Sein älterer Bruder Ludwig V. erbte das Kurfürstenamt und die Regierung in der Kurpfalz.

Er wuchs großteils in den Niederlanden am habsburg-burgundischen Hof im  Umkreis Philipps des Schönen auf, mit dem ihm bis zu dessen frühem Tod (1508) eine tiefe Freundschaft verbandDer für die Pfalz verlustreiche Landshuter Erbfolgekrieg  entfremdete auch den Pfalzgrafen vom burgundisch-niederländischen Hof. Erst die Berufung Friedrichs zum Ersten Kämmerer des Prinzen Karl durch Kaiser Maximilian 1513 und zum Stellvertreter der Statthalterin Margarete im Staatsrat führte ihn wieder enger an den burgundischen Hof.

1516 erhielt er den burgundischen Orden vom Goldenen Vlies, mit dem ihn Erzherzog und König Karl an das habsburgische Haus binden wollte. Im folgenden Jahr 1517 verliebte er sich allerdings in die Schwester Karls, Eleonora, was ihm die Ungnade des Königs und eine zweijährige Verbannung vom Hof einbrachte.

Kurpfalz: Porträts Friedrichs II. und seiner Gemahlin Dorothea "von Dänemark" am Kanzleibau in Amberg (Oberpfalz)
Porträts Friedrichs II. und seiner Gemahlin Dorothea "von Dänemark" am Kanzleibau in Amberg (Oberpfalz)

Diese Missstimmung konnte Friedrich durch seinen Einsatz bei der Kaiserwahl Karls wieder neutralisieren, und so war er es, der als Abgesandter der deutschen Kurfürsten dem neugewählten Kaiser die offizielle Nachricht nach Spanien überbrachte.

Die Abwendung des Kurfürsten Ludwig V. von einer Thronkandidatur des französischen Königs Franz I. und die Unterstützung der Kandídatur Karls brachte diesem selbst die lange ausstehende Belehnung mit den Reichslehen, Friedrich indessen 1521 den stellvertretenden Vorsitz im Reichsregiment, dem Organ der kurfürstlichen Mitwirkung an der Regierung im Reich.

Nachdem Friedrich bereits 1507 Kaiser Maximilian in den Krieg gegen Venedig gefolgt war, kämpfte Friedrich 1529 als Reichsfeldherr gegen die Türken vor Wien, wo auch die militärische Begabung und der Mut seines Neffen Philipp des Streitbaren aufgefallen waren, ebenso 1532 als Generaloberst in Ungarn.

Um ihn enger an das Haus Habsburg zu binden vermittelte König Ferdinand die Heirat Friedrichs mit der Dänenprinzessin Dorothea, die nach langen Verhandlungen am 29. September 1535 geschlossen wurde. Dorothea war die Nichte Kaiser Karls V. und König Ferdinands und die Tochter des 1523 entmachteten Königs Christian II. von Dänemark, Norwegen und Schweden. Dieser lebte nach seiner Vertreibung zunächst am niederländischen Hof in Mecheln, ehe er 1531 bei einem Rückkehrversuch in dänische Gefangenschaft geriet, die er zeitlebens nicht mehr verlassen sollte. Dorotheas Anspruch auf den Thron galt den Habsburgern allerdings nur als eine zu vernachlässigende Größe im politische Spiel, Pfalzgraf Friedrich jedoch verfolgte zeitlebens den Erbanspruch und spielte mit dem Gedanken dieser nordischen Königskrone. Hatte seine politische Anlehnung an Habsburg lange Zeit die Hinwendung zur Reformation verhindert, ließ ihn die Enttäuschung über die Haltung des Kaisers später offen mit der Reformation sympathisieren. Zur Hochzeit des 53jährigen Pfalzgrafen mit der 15jährigen heimatlosen Dänenprinzessin waren 4000 Gäste nach Heidelberg geladen.

Von 1505 bis 1522 war Friedrich Vormund seiner Neffen Ottheinrich und Philipp, der Fürsten des als Folge des Landshuter Erbfolgekriegs gegründeten Fürstentum Pfalz-Neuburg. Nach dem Tod des Vaters 1508 war er (ab 1513) Statthalter der Oberpfalz, wo er in Neumarkt das 1520 abgebrannte Schloss im Renaissance-Stil neu errichten ließ. 1543 verlegte er den Regierungssitz für die Oberpfalz nach Amberg..

Am 16. März 1544 trat Friedrich die Nachfolge seines Bruders Ludwig als Kurfürst von der Pfalz an. Bei der Belehnung durch den Kaiser erhielt er das Privileg, im bisher leer gehaltenen Vikariatsschild den Reichsapfel als Abzeichen seiner Erztruchsessenwürde zu führen.

Friedrich hatte bereits als Statthalter der Oberpfalz in Absprache mit seinem kurfürstlichen Bruder einzelne Forderungen der Reformation erfüllt und auch bereits 1543 in Amberg sowohl unter dem Einfluss Martin Bucers als auch seiner der Reformation zugewandten Gemahlin das Abendmahl unter beiderlei Gestalt empfangen. Die weiteren Maßnahmen indessen zur Reform der Kirche wurden von der kaiserlichen Partei als feindselig eingestuft. Dies um so mehr, als Friedrich zu Beginn seiner Regierung als Kurfürst den Kontakt zum Schmalkaldischen Bund suchte.

Letztlich war es sein - wenn auch befristetes - Bündnis mit Herzog Ulrich von Württemberg, das ihn sowohl an die Seite des Schmalkaldener Bunds führte als ihm auch den Zorn des Kaisers einbrachte. Es lag wohl auch daran, dass der Kaiser den Kurfürsten für seine politischen Pläne brauchte, dass er ihn nach seiner Unterwerfung unter des Kaisers Gnade wieder aufnahm. Damit war die Reformation in der Kurpfalz fürs erste angehalten.

     

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