Kurpfalz


Der Griff nach der Krone

 
Die Pfalzgrafen bei Rhein im Mittelalter
 

Ausstellungsstücke

Die Ausstellung bot rund 260 ausschließlich authentische, mit den geschilderten Strukturen, Vorgängen und Personen in Verbindung zu bringende Zeugnisse, seien es nun Archivalien, Handschriften, archäologische Funde, Kunstgegenstände, Bilder oder Architekturteile. In wenigen Ausnahmefällen musste auf Repliken ausgewichen werden. Modelle und Abgüsse sowie dokumentarische Fotografien, eigens erarbeitete Karten und Stammtafeln ergänzten das Informationsangebot. Der geographische Radius der ca. 60 leihgebenden Institutionen reichte von Wien über Turin nach Paris. Er steckte auch etwa den Rahmen für die Bedeutung des Themas ab, die über Südwestdeutschland weit hinausreicht. Es galt, ein Stück Mittelalter an einem der Schauplätze seiner Geschichte zu entdecken. Nie zuvor sind für eine historische Ausstellung dazu so viele Zeugnisse nach Heidelberg zurückgekehrt, um als Exponate präsentiert zu werden.

Bei dem Ingeram-Codex, den die Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums Wien, nach Schloss Heidelberg schickte, handelte es sich um ein außergewöhnliches Wappenbuch. Den Hauptteil bilden die nach regional organisierten Turniergesellschaften eingeteilten Wappen des rheinischen, fränkischen, bayerischen und schwäbischen Adels. Ein großer Teil dieser Wappen wurde von dem sicherlich in Heidelberg ansässigen Hans Ingeram gestaltet.

Mit seinem Bellifortis hat Konrad Kyeser die wohl bekannteste militärwissenschaftliche Bilderhandschrift des Spätmittelalters vorgelegt, die nicht nur vielfach abgeschrieben und nachgeahmt wurde, sondern auch spätere gleichartige Werke stark beeinflusst hat. Kyeser arbeitete in Böhmen im Umkreis König Wenzels, auch noch, als er dieses aufwendig ausgestattete Exemplar in Angriff nahm. Dass ein so hochqualifizierter Spezialist sein Werk dem König zueignen würde, lag auf der Hand. Während der Arbeit orientierte sich jedoch Kyeser auf König Ruprecht und widmete ihm, wobei der Name auf Rasur steht, dieses Werk. Dass es zunächst Wenzel zugedacht war, ergibt sich aus mehreren Einzelheiten, darunter aus der Miniatur mit dem Königszelt im Feldlager, ringsum gestützt durch spitze Wehren. Durch die Initialen im oberen Triumphatorenkranz und aus dem Zelt ist es eindeutig als das Wenzels zu erkennen. Der Bellifortis ist eine Leihgabe der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und mit einem Wert von mehreren Millionen DM versichert.

Bild: Göttingen, Nds. Staats- und Universitätsbibliothek.
Katalog "Griff nach der Krone" Nr. 131

Die Goldene Bulle von 1356Die „Goldene Bulle" von 1356 stellt eine der bedeutendsten Einzelgesetzgebungen dar. Die 31 Kapitel des Gesetzes regeln die deutsche Königswahl und die Rechtsstellung des Kurfürsten. Ihnen allein blieb die Wahl des Königs vorbehalten; sie entschieden mit Stimmenmehrheit. Bei dem in der Ausstellung gezeigten Exponat handelt es sich um eine Leihgabe des Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Die Verabschiedung der „Goldenen Bulle" htte nicht unbedingt einen aktuellen Anlass, spiegelt aber sowohl das Bedürfnis nach Systematisierung der überlieferten Rechtszustände als auch eine gewisse Verunsicherung nach der Katastrophe des Schwarzen Tods von 1348/49.

Die Goldene Bulle wird in der Dauerausstellung im Ruprechtsbau des Schlosses im Faksimile gezeigt.

Walter Suckert und „seine" Rüstung Kurfürst Friedrich des SiegreichenSeinen Amtsantritt als Kurfürst 1451 nahm Friedrich der Siegreiche zum Anlass bei der Mailänder Plattnerei einen Harnisch in Auftrag zu geben. Gefertigt wurde dieser wichtige Teil der Rüstung in der berühmten Missaglia-Werkstatt von Tomaso und Antonio Negroni da Ello. Das Original wird heute in der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museum Wien aufbewahrt und stand dem Ludwigsburger Rüstungsbauer Walter Suckert zum Nachbau zur Verfügung.

Bild: Walter Suckert und „seine" Rüstung Kurfürst Friedrich des Siegreichen

Kopf König Ruprechts von der Grabplatte in der Heidelberger Heiliggeistkirche. ReproduktionDie einzig erhaltene Grabplatte der mittelalterlichen Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg ist jene, die für König Ruprecht im frühen 15. Jahrhundert gefertigt wurde. Sein Portrait, das auf dieser Platte verewigt ist, kann ebenfalls in der Ausstellung in einer qualitätvollen Nachbildung bewundert werden. Dabei trägt der König die Krone, nach der kurpfälzische Herrscher über Jahrhunderte strebten.

Bild: Kopf König Ruprechts von der Grabplatte in der Heidelberger Heiliggeistkirche. Reproduktion

     

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