Die Franken - Wegbereiter Europas

Ein geschichtlicher Hintergrund zur Ausstellung im Reiß-Museum Mannheim

Einleitung
Erste Begegnungen mit der römischen Welt
Verschiedene Völkerschaften im Frankenreich,
Das Childerichgrab in Tournai,
Chlodwig als Erbe römischer Traditionen
,
Der Aufstieg der Hausmeier,
Die Franken und die römischen Städte
Und die Moral von der Geschicht?

Die Betrachtung der fränkischen Zeit, des 5.-8. Jahrhunderts, der Zeit der Merowingerkönige, stand lange unter dem Eindruck einer zielgerichteten Sehweise. Der Wunsch des 19. Jahrhunderts nach einem deutschen Nationalstaat führte zu einer Idealisierung der Germanen, der Nationalsozialismus tat ein Übriges, und die Nachkriegszeit hatte ihre Mühe, mit der Entnazifizierung auch die Geschichte zu entgermanisieren. In Frankreich dagegen - parallel zum deutschen Nationalismus - wollte man sich auf die prägende Kraft des Gallischen, Keltischen besinnen und dadurch vom deutschen, vom germanischen Nachbarn abgrenzen. Vercingetorix in Alesia und Hermann der Cherusker im Teutoburger Wald stehen daher gleichwertig als Nationaldenkmale nebeneinander.

Das frühmittelalterliche Reich der Franken konnte in diesem Zweikampf der Nationalismen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, zumal seine Einschätzung auch von denen bestimmt ist, die es 751 in einem Staatsstreich übernommen haben: Die Karolinger konnten schon um ihrer eigenen Legitimation willen an ihren merowingischen Vorgängern kein gutes Haar lassen und interpretierten den rituellen Umritt des Merowingers als machtloses Umherziehen auf einem Ochsenwagen. Der Kontrast zur schlagkräftigen Reiterei der Karolinger ist gewollt.

Erste Begegnungen mit der römischen Welt

Römischer MilitärgürtelDie ersten Begegnungen der Franken mit den Römern vollziehen sich in dem großen Rahmen der römischen Grenzverteidigung gegen die barbarischen Germanen. Daß schon diese Grenzverteidigung nicht allzu absolut gesehen werden darf, zeigen die Funde aus der breiten Kontaktzone zwischen Germanen und Römern. Hier geht der Handel in beiden Richtungen über den Rhein, hier stehen immer wieder einzelne Germanen oder ganze Germanenstämme in römischem Dienst.

Vor allem einzelne Hortfunde mit Goldmünzen aus römischen Soldzahlungen legen beredtes Zeugnis ab, aber auch die zahlreicheren Funde von römischen Militärgürteln, die sich im gesamten freien Germanien nachweisen lassen. Aber auch Grabsteine von im römischen Gebiet bestatteten Germanen sind erhalten, wie der Grabstein des Burgunders Hariulfus, der aus dem königlichen Geschlecht der Burgunder stammte, eines der wichtigsten Zeugnisse für den Übertritt auch der germanischen Führungsschicht in den römischen Dienst.

Krefeld-Gellep, röm. KastellVon einer ersten kriegerischen und für die Römer katastrophal wirkenden Auseinandersetzung legen die Grabungen vom Krefelder Kastell Galupa (Gellep) Zeugnis ab. Hier stürmten im Jahr 259 oder 260 zum ersten Mal fränkische Verbände mordend und plündernd ins Reich - zeitgleich übrigens mit dem Eintritt der Alemannen ins römische Reich, der im Südwesten den Limes zu Fall brachte

Eilig verscharrte Leichen, Tote in einem zerstörten Mithras-Heiligtum, die Zerstörung des vicus, der nicht wieder aufgebaut wurde - all das zeugt von der verheerenden und schockierenden Wirkung des fränkischen Angriffs, der vor allem der Zivilsiedlung vor den Mauern des Kastells Gellep galt. Die Römer fanden nicht einmal die Zeit, ihre Toten ordentlich zu bestatten.

Die Franken - vom germanischen, latinisierten Wort francus, wild, abgeleitet - waren in den Gesichtskreis der Römer getreten. Sie scheinen ein Volksstamm gewesen zu sein, der sich erst im Verlauf der Annäherung an das römische Reich, an die reichen gallischen und belgischen Landstriche, diesen Namen beigelegt hat - ein Sammelbegriff, den sich eine neu zusammengewürfelte Gemeinschaft gab, ähnlich dem Kampfnamen der Alemannen. In den Beschreibungen der frühen Kaiserzeit jedenfalls kommen sie noch nicht vor.

In der Mitte des 4. Jahrhunderts schließlich werden ersten fränkischen Abteilungen von Seiten der römischen Verwaltung Siedlungsplätze in der Provinz Belgica secunda zugewiesen. Der Grund dafür liegt in den wachsenden Schwierigkeiten des römischen Reiches, die Einheiten des Heeres aus der einheimischen gallorömischen Bevölkerung zu rekrutieren.

Alle Abbildungen sind dem Katalog zur Mannheimer Ausstellung "Die Franken, Wegbereiter Europas" entnommen. Wir danken dem Reiß-Museum, Mannheim, für die Genehmigung zur Veröffentlichung.


Zum nächsten Kapitel Verschiedene Völkerschaften im Frankenreich

Zur Literatur zur Franken-Ausstellung


Zurück:
Startseite - Geschichte
Register - Impressum
zur ZUM
© Badische Heimat 1996/2005