Rembrandt pinxit


 
  

Ab 23. Februar 2010 präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen eine neue Grafikausstellung. Unter dem Titel „Rembrandt pinxit" -lateinisch für „von Rembrandt gemalt" - stellt die Ausstellung die Niederländerrezeption im Bereich der Druckgrafik des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts in den Mittelpunkt.

Gemälde Rembrandts dienten Kupferstechern in ganz Europa als Vorlage für ihre eigenen Stiche. Auch in Mannheim haben sich bedeutende Stecher mit dem Werk Rembrandts und anderer niederländischer Maler wie Anthonis van Dyck, Frans Hals oder Jacob van Ruisdael auseinandergesetzt. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von rund 30 der schönsten Blätter aus den Beständen der Reiss-Engelhorn-Museen, die diese Niederländerrezeption eindrucksvoll vor Augen führt. Die Grafiken stammen von fünf verschiedenen Künstlern: Carl Ernst Christoph Hess (1755 - 1828), Friedrich Koch (1771 -1832), Andreas Bissei (in Mannheim tätig 1790 - 1836), Egid Verhelst (1733 - 1804) und dem Franzosen Jean Jacques de Boissieu (1736 -1810)

Die Absicht der Kupferstecher war es jedoch nicht, lediglich eine Kopie des Gemäldes mit anderen Mitteln zu schaffen. Es ging ihnen vor allem darum, sich in der Druckgrafik künstlerisch und auch inhaltlich mit dem Werk des Malers auseinanderzusetzen. Das Ergebnis ist ein eigenständiges Kunstwerk, das bei Kunstliebhabern zu einem geschätzten und äußerst begehrten Sammelobjekt wurde.

Teils entstanden die Druckgrafiken als Auftragsarbeiten. So fertigte der kurpfälzische Stecher E.G. Hess beispielsweise im Auftrag des Direktors der Düsseldorfer Kunstakademie Lambert Krähe sechs Radierungen nach Rembrandts Passionsfolge an. Die Originalgemälde waren im 18. Jahrhundert in Mannheim untergebracht, um sie vor den Wirren des Siebenjährigen Krieges zu schützen. Oftmals arbeiteten die Künstler aber auch aus eigenem Antrieb. Friedrich Koch, der Rembrandt mit seinen Radierungen näher kam als irgendein anderer Künstler, weigerte sich sogar seine Drucke zu verkaufen und verschenkte sie lediglich an Freunde. Von ihm ist in der Ausstellung u.a. eine Radierung nach dem bekannten Selbstbildnis Rembrandts mit Sturmhaube zu sehen.

Den Grafiken kam im 18. und 19. Jahrhundert eine überaus wichtige Rolle zu. Sie machten die Menschen mit bedeutenden Kulturschätzen bekannt und vertraut, die ihnen sonst nicht zugänglich waren. In einer Zeit, als öffentliche Ausstellungen noch nicht wie heute selbstverständlich waren und deshalb nur wenige in den Genuss berühmter Kunstwerke kamen, boten Drucke oft die einzige Möglichkeit, diese Malerei einem größeren Publikum zu erschließen. Selbstverständlich gab es auch unter den Malern etliche, die die druckgrafischen Techniken beherrschten und auf diesem Gebiet Hervorragendes leisteten. So zum Beispiel Rembrandt selbst, dessen Radierungen zu den besten und schönsten zählen, die jemals geschaffen wurden.

Einige der in der Ausstellung gezeigten Blätter erfüllen neben der exzellenten Umsetzung von Malerei in Druckgrafik noch eine weitere wichtige Funktion. Sie überliefern Gemälde, die mittlerweile vernichtet oder verschollen sind. Sie sind also die einzigen Zeugnisse verlorener Kunstschätze.

Die Ausstellung „Rembrandt pinxit" ist bis 6. Juni 2010 im Grafikkabinett im Museum Zeughaus C5 zu sehen. Der Besuch ist im Eintritt zu den Schausammlungen enthalten und beträgt 2,50 Euro.

    Text & Bilder: © rem

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siehe auch:

Kurfürst Johann Wilhelms Bilder
(Alte Pinakothek München, 5.02. - 17.05.2009)

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