HOMER -
Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst

HOMER

bis 17.8.08 im Antikenmuseum Basel,
Sammlung Ludwig

14.09.08 - 18.01.09
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Museum Zeughaus C5

Die Ausstellung

Warum Homer?

Inhalt der Ausstellung

Bilder

Warum Homer?

   

Der Grieche Homer ist der erste namentlich genannte Dichter des westlichen Kulturkreises. Er lebte vor etwa 2700 Jahren an der westlichen Mittelmeerküste Kleinasiens, die damals Teil der griechischen Welt war, wahrscheinlich in der Region von Smyrna (heute Izmir) und der gegenüberliegenden Insel Chios. Neuere Forschungen lokalisieren ihn in Kilikien im heutigen türkisch-syrischen Grenzgebiet.

Mit Homers Namen verbinden sich zwei Grossdichtungen in Versform: die fast 16000 Verse umfassende Ilias, die Saga des Kriegs um Troja, und die über 12000 Verse umfassende Odyssee, die Geschichte von den Irrfahrten des Helden Odysseus. Diese Dichtungen haben die Entwicklung der europäischen Literatur und Kultur eingeleitet und bis heute nachhaltig beeinflusst. Ihr Einfluss vollzog sich vor allem auf zwei Gebieten:

1. Auf dem Gebiet der Kommunikation

Vor 800 v. Chr. waren die Griechen und mit ihnen ganz Europa schriftlos. Kommunikation erfolgte mündlich. Um 800 v. Chr. übernahmen die Griechen das westsemitische Schriftsystem der Phönizier und arbeiteten es zur Basis des heute noch gebräuchlichen Alphabets um - das die meisten Kulturstaaten der Welt in latinisierter oder kyrillischer Form bis heute benutzen. Mit dem Alphabet wurde die Zeichensprache, die den frühen Schriften zu Grunde lag, verlassen, es war jetzt möglich, jedem Laut einen eigenen Buchstaben zuzuweisen. Diese neue Möglichkeit, Gesprochenes exakt schriftlich zu fixieren und damit verbindlich, abrufbar und speicherbar zu machen, bedeutete das Ende der mündlichen und den Beginn der schriftlichen Gesellschaft in Europa. Wirtschaft, Recht, Politik und alle anderen Teilsysteme der Gesellschaft konnten nun überschaubar gemacht und durchorganisiert werden.

Die Anfänge der Verschriftlichung waren jedoch im Umfang noch bescheiden. Erst mit den beiden Grossdichtungen Ilias und Odyssee, die um 700 v. Chr. niedergeschrieben und verbreitet wurden, war der Beweis erbracht, dass auch sehr umfangreiche und komplexe Gedankenzusammenhänge verschriftlicht werden konnten. Damit erfüllten diese beiden Werke eine Pionierfunktion in Europa. Homer bedeutet somit den entscheidenden Schritt hin zu jenem Medium, das unser Gesellschaftssystem bis heute beherrscht: zur Schrift.

2. Auf dem Gebiet der Bildung

Der Bildungsgang junger Griechen und zum Teil Griechinnen begann mit der Lektüre von Ilias und Odyssee. Dadurch wurde das Denken der griechischen Führungsschicht jahrhundertelang von Homer geprägt: Jede dieser zwei Dichtungen erzählt eine geschlossene Geschichte; beide Geschichten sind logisch aufgebaut, klar strukturiert und auf hohem gedanklichen und sprachlichen Niveau geschrieben. Damit war ein kultureller Standard gesetzt.

Als die Römer mit den Griechen in näheren Kontakt traten, übernahmen sie neben vielem anderen auch die damals bereits hoch entwickelte griechische Literatur. Das erste griechische Werk, das die Römer importierten und adaptierten, war die um 200 v. Chr. übersetzte Odyssee. Diese lateinische Odusia diente in Rom etwa 150 Jahre lang als Schulbuch und damit als Impuls, sich griechische Sprache, Literatur, Philosophie und Geistigkeit anzueignen.

Auch hier wieder wirkte Homer als Kulturpionier.

In der Neuzeit, seit etwa 1500, erlebte dieser Befruchtungsprozess seine dritte Phase: Homer wurde auch in den neu entstehenden Nationalstaaten Europas - im griechischen Original, in Übersetzungen, Nacherzählungen, Romanen, Bildkunstwerken und anderen Übernahmeprodukten (Oper, Operette, später Film, Hörbuch, Video, DVD usw.) - zu einem der wirkungsvollsten Leitbilder für die gesamteuropäische und die europäisch geprägte außereuropäische Kultur.

Die Ausstellung versucht diesen Wirkungsprozess nachvollziehbar zu machen.

  Textbasis: rem/Antikenmuseum Basel

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