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#Waldschwarzschön – Black Forest remixed!

Ausstellung im Museum beim Markt in Karlsruhe

(blm) Das auffälligste und bekannteste Motiv der vielfältigen Schwarzwälder Trachtenwelt ist der Bollenhut! Die Farbe seiner Wollkugeln – ob schwarz oder rot – verrät den Ehestand seiner Trägerin. Designer-Stühle nach Bollenhut-MotivUmso amüsanter, wenn nun eine Design-Firma den Bollenhut zum Hocker umfunktioniert und den einen „noch zu haben“, den anderen „schon vergeben“ nennt (Bild links). Das Hockerpaar ist eines der Exponate, die den Schwarzwald in der Ausstellung „#Waldschwarzschön – Black Forest remixed!“ auf unkonventionelle Weise neu interpretieren. Die Schau bietet einen erfrischenden Mix aus alten, für den Schwarzwald typischen Objekten und zeitgenössischem Kunsthandwerk und Design – eine charmante Liaison von Vergangenheit und Gegenwart im „Schwarzwald-Look“.

Dabei war die Herstellung der Exponate im Schwarzwald selbst keine Voraussetzung bei der Objektauswahl. Denn die Ausstellung versteht den wohl bekanntesten deutschen Wald und seine Motive lediglich als Inspirationsquelle für kreative Ideen. Objekte aus der historischen Schwarzwald- Sammlung des Museums bilden das Rückgrat der Präsentation. Diese für den Schwarzwald typischen Gegenstände präsentieren sich im Zwiegespräch mit Zeugnissen jüngst entstandenen Kunsthandwerks und Designs.

So sind an zeitgenössischen Arbeiten in der Ausstellung 60 nationale und internationale Design- und Kunsthandwerkspositionen zusammengekommen.

Die zeitgenössischen Objekte folgen ähnlichen ästhetischen Prinzipien wie ihre originalen Vorbilder. Sie greifen im Schwarzwald heimische Materialien wie Holz und Glas oder Handwerkstechniken wie das Flechten und Bürstenbinden auf. Auch Themen wie „Wald“, „Fastnacht“ und Motive wie die „Schwarzwälder Kirschtorte“ oder der „Bollenhut“ werden variiert.

Selbstverständlich huldigt die Ausstellung auch einer bedeutenden „Ikone“ des Schwarzwaldes: der Kuckucksuhr. Ob als schrille, an die Bildsprache von Comics erinnernde Überzeichnung oder als auf das Wesentliche konzentrierte Reduktion – die Auswahl von fünf Uhren zeigt, dass das „Kuckucksuhr-Styling“ heutiger Gestalter keine Grenzen kennt.

Origami-Uhr aus einem einzigen, kunstvoll gefalteten PapierbogenAls Schaustück ohne funktionellen Charakter fasziniert das Origami-Meisterwerk von Robert J. Lang. Es handelt sich um eine Kuckucksuhr, gefaltet aus einem 3,5 Meter langen Stück Papier, ohne einen einzigen Schnitt (Bild rechts). Der Amerikaner Lang, Entwerfer und Ausführender dieser eindrucksvollen Papierarbeit, gilt als „Origami-Papst“. Seit Jahren entwickelt der Physiker hochkomplexe, auf mathematischen Berechnungen basierende und im Faltprozess anspruchsvolle Kreationen. Das in der Karlsruher Ausstellung gezeigte Exemplar seiner „Black Forest Cuckoo Clock opus 182“ fertigte Lang eigens für das Badische Landesmuseum an. Die Inspiration zu diesem Entwurf erhielt der in Kalifornien lebende Origami-Künstler 1987 während einer Reise in den Schwarzwald. So vereint das Papierobjekt in sich drei Länder – japanische Faltkunst, amerikanischen Design-Spirit und urdeutsche Motivik – und zeugt von der globalen Strahlkraft des Schwarzwalds.

Auch die niederländische Schmuckkünstlerin Jacomijn van der Donk ließ sich als internationale Gestalterin während eines Aufenthalts im Schwarzwald inspirieren. Wunderbar weiche Ziegenhaare und die Handwerkstradition des Bürstenbindens regten sie zu ihrer Kollektion der „Hair- Rings“ an. Die feinen, in einer silbernen Ringschiene gefassten Ziegenhaare besitzen als Fingerring lediglich schmückende Funktion, aber der ungewöhnliche Materialmix entwickelt eine ganz eigene, bestechende Ästhetik.

Ein nachdenklich stimmendes Konzeptdesign verfolgt der Japaner Satoshi Itasaka mit seinem „Schwarzwald Stool“ und nimmt von Japan aus direkt Bezug auf das bekannteste deutsche Mittelgebirge. Die Oberfläche des grazilen Hockers aus geschwungenen Stahlbändern ist mit einer Säure behandelt, deren pH-Wert von 4,0 exakt dem des „Sauren Regens“ entspricht. Die bewusste, den harten Stahl zersetzende Korrosion und die dadurch bedingte Fragilität des Hockers versinnbildlicht das Waldsterben – der „Schwarzwald Stool“ wird zum Mahnmal der Verletzbarkeit des Ökosystems.

Während sich der Bezug zum Thema „Wald“ bei dem „Schwarzwald Stool“ nicht sofort erschließt, sondern subtil im Verborgenen liegt, lassen sich andere Exponate schon auf den ersten Blick einem bestimmten Motiv zuordnen. So verweist etwa die Leuchte „Louise“, die Lisa Ertel für die Designedition „kkaarrlls“ aus einer Astgabel kreierte, assoziativ auf das Thema „Wald“. Gleiches gilt für einen markanten, in Bronze gegossenen Ring der Karlsruher Schmuckkünstlerin Nora Rochel in naturalistisch gearbeiteter Zapfenform.

Die facettenreiche Zusammenschau der ausgewählten Objekte weckt beim Betrachter die Erkenntnis, welche Bandbreite gute Gestaltung haben kann und über welches unerschöpfliche Potential zeitgenössische Designer und Kunsthandwerker verfügen. Und der ein oder andere kreative Kopf besitzt offenkundig auch eine gesunde Portion Humor! Lange im Gedächtnis bleiben dürfte eine Krippe, die so ganz anders daherkommt als die im Schwarzwald verbreiteten Kastenkrippen. Durch minimale Formveränderung gibt Christiane Deissinger handelsüblichen Glasflaschen wesenhafte Züge: Den „Drei Weisen aus dem Morgenland“ wird mit den funktionalen Bügelverschlüssen buchstäblich „die Krone“ aufgesetzt! (Bild unten). Die Ausstellung ist ein Beitrag des Badischen Landesmuseums im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg 2017.

Bierflaschenkrippe

Die Bilder:
Schwarzwaldhocker „Noch zu haben“ und „Schon vergeben“, Design: Doris Gaßmann, 2011, Hersteller: Raumgestalt GmbH, Bernau, © Badisches Landesmuseum, Foto: ONUK
Origami-Kuckucksuhr "Black Forest
Cuckoo Clock, Opus 182" - Robert J. Lang, Alamo, 1897/2017. "Elefantenhaut"-Papier
Krippe aus Glasflaschen, Christiane Deissinger, Epfach, 2007/2008, © Badisches Landesmuseum, Foto: ONUK

#Waldschwarzschön – Black Forest remixed!
14.4.2017 – 7.1.2018
Museum beim Markt
Di – Do 11 – 17 Uhr, Fr – So, Feiertage 10 – 18 Uhr
4 Euro / erm. 3 Euro


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