1815, im Entstehungsjahr
des Aquarells, musste Primavesi, der bis dahin erfolgreich für
den Darmstädter Hof gearbeitet hatte, um seine bisher unangefochtene
Position fürchten, denn die neuen Dekorationsarbeiten sollten
nun paritätisch an die Hof- und Theatermaler Primavesi und Sandhaas
verteilt werden. Im Bestreben, gegen diese Zurücksetzung anzugehen,
führte er u. a. seinen regen Austausch mit Goethe an, der insbesondere
durch die Folge der Rheinansichten auf Primavesi aufmerksam geworden
war. "Als Goethe hier war, widmete mir derselbe den ganzen Abend,
um über dieses Werk ("Der Rheinlauf") zu sprechen [...]", berichtete
er voller Stolz. Trotz guter Bezahlung geriet Primavesi in der
Folgezeit zunehmend in finanzielle Bedrängnis. Weitere widrige
Umstände, darunter ein Wohnungsbrand im Jahr 1817, verschärften
die Situation. Erst 1822 mit seiner Ernennung zum Hofmaler in
Kassel beruhigte sich seine persönliche, berufliche und finanzielle
Lage. 1855 starb er hochbetagt in Kassel.
Zu Primavesis
heute noch bekannten Arbeiten zählen seine "12 geätzten Ansichten
Heidelbergs" und die Radierungen zum Rheinlauf, die von 1818 an
in mehreren Lieferungen erschienen. Sein übriges Oeuvre ist weitgehend
unbekannt. Selbst an den Hauptorten seines Wirkens in Heidelberg,
Darmstadt und Kassel haben sich nur vereinzelte Spuren seiner
Arbeit erhalten. Im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt befinden
sich einige wenige unsignierte Zeichnungen und Aquarelle Primavesis.
Darüber hinaus ist eine signierte und auf 1808 datierte Gouache
im Reissmuseum in Mannheim bekannt, die in einer südlichen Ideallandschaft
die Ruine eines antiken Monopteros zeigt. Als signiertes und datiertes
Aquarell ist die "Arkadische Landschaft" in Heidelberg somit ein
Blatt mit hohem Seltenheitswert.
Text:
Anja-Maria Roth
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