Kunstwerk des Monats
Februar 2011

Dem Bildersturm entkommen –
Die neuentdeckte Jupitergigantensäule aus Heidelberg

 

Eine Grabung im Vicus des römischen Neuenheim bescherte Heidelberg im Jahre 2007 eine in dieser Vollständigkeit nicht erwartete Jupitergigantensäule Ihr Aussehen lässt sich so rekonstruieren, dass sie mit einer Gesamthöhe von 4,30 m dem verhältnismäßig einheitlichen Aufbau bekannter Säulen folgt: Auf einem stufenförmigen Unterbau steht der Viergötterstein, der einen kleineren rechteckiger Sockel mit Weihinschrift und drei der sieben Wochengötter trägt (Sol, Luna und Mars). Die eigentliche schuppenverzierte Säule wird über einem Figuralkapitell durch die Figurengruppe des Gigantenreiters bekrönt.

In den Relieffeldern des Viergöttersteins stehen die Götter Juno, Minerva, Herkules und Merkur mit ihren charakteristischen Attributen: Juno mit Schale (Patera).und dem geöffneten Weihrauchkästchen (Accera), dazu der Pfau, der geflügelte Merkur mit dem prall gefüllten Geldbeutel und dem Schlangenstab (Caduceus), dazu der Hahn, Herkules mit Keule und Löwenfell, und schießlich Minerva, mit Chiton, Mantel, Helm mit Helmbusch und Lanze.

Der rechteckige Zwischensockel trägt auf der Vorderseite die knappe, dem Stereotypus folgende Stifterinschrift: I(ovi) • o(ptimo) • m(aximo) / Mes(---) • Iblionis / v(otum) • s(olvit) • l(ibens) • l(aetus) • m(erito) (Für Jupiter, den besten und höchsten Gott, hat Mes(---), Sohn des Iblio, (s)ein Gelübde gern, freudig und nach Billigkeit eingelöst.)

Die Weihung des Mes. Iblionis gehört zu den wenigen Jupitersäulen, die schon im 2. nachchristlichen Jahrhundert entstanden sind. Sowohl stilistische Vergleiche besonders der Reliefs des Viergöttersteins als auch Elemente der Inschrift sprechen für eine Entstehung um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Das Weihedenkmal besticht durch seine formale und stilistische Geschlossenheit.


Bild: Museum (E. Kemmet)

 

Text (& Textbasis): kmh, Lisa-Charlotte Wipfler und Karin Tebbe

 
 

 

Urkunde zum 25. Jubiläum des Rudolphi-Instituts in Heidelberg, KMH, Inv.Nr. SG 261/1, Schenkung Wolfgang Merckens 2009

siehe auch:

Sammlungblatt als pdf beim KMH

 
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