Kunstwerk des Monats
März 2011

Ehrenurkunde für Emilie Heins und Elise Bartholomay
vom 18. August 1829

 

„Lasset unsere Kinder Menschen werden und hindert sie nicht, sondern seid ihnen liebreich förderlich zur besten Erhaltung aller ihrer Anlagen“.

Diese Äußerung war der gelebte Leitsatz im ersten privaten Mädchenpensionat in Heidelberg, dessen Gründerin, die Dichterin und anerkannte Pädagogin Caroline Rudolphi (1753 –1811), sich damit gegen die Maxime ihrer Zeit stellte: Mädchen hatten den Männern das Leben angenehm zu machen und zu versüßen und benötigten somit keine umfassende Bildung. Als Verfechterin einer umfassenden Bildung für Mädchen konnte Caroline Rudolphi wie auch ihre Nachfolgerinnen großen Zuspruch gewinnen. Wie anerkannt das Rudolphi-Institut mit der Zeit wurde, macht vor allem eine Ehrenurkunde der Stadt Heidelberg deutlich, die den Nachfolgerinnen Caroline Rudolphis, Emilie Heins und deren Schwester Elise Bartholomay, 26 Jahre nach der Gründung feierlich übergeben wurde und sich heute dank einer Schenkung von Wolfgang Merckens im Besitz des Museums befindet.

Urkunde zum 25. Jubiläum des Rudolphi-Instituts in Heidelberg, KMH, Inv.Nr. SG 261/1, Schenkung Wolfgang Merckens 2009
Urkunde zum 25. Jubiläum des Rudolphi-Instituts in Heidelberg, KMH, Inv.Nr. SG 261/1, Schenkung Wolfgang Merckens 2009

Der Text der Urkunde, auf Pergament geschrieben, verweist auf die große Bedeutung der Bildungseinrichtung, die das gesellschaftliche Leben der Universitätsstadt bereicherte. Die besondere Ehre, die den Schwestern zuteil wurde, wird dabei durch eine vergoldete Siegelkapsel, die an die Urkunde gehängt ist, unterstrichen. Sie zeigt die Gravur: „Dem Verdienste seine Krone am 18. August 1829. Die Stadt Heidelberg für E. Heins und E. Bartholomay“. Dieser Tag der feierlichen Übergabe der Ehrenurkunde an die Schwestern markierte den Höhepunkt des Institutes.

Caroline Rudolphi wurde am 24. August 1753 als Tochter eines Schullehrers in Magdeburg geboren. Ihr Entschluss Erzieherin zu werden lief parallel zu ihren Entschluss ledig zu bleiben. Ihre erste Stelle als Gouvernante erhielt sie 1778 bei einer adligen Familie in Neubrandenburg. Fünf Jahre zog sie mit den Töchtern der Familie nach Trittau und gründete dort ihr erstes „Erziehungsinstitut für junge Demoiselles“. Nachdem sie einige Jahre später ein von ihr gegründetes Institut in Hamm bei Hamburg schließen musste, gründete sie nach ihrer Ankunft in Heidelberg 1803 im Haus Hauptstraße 86 die .erste private Bildungseinrichtung für Mädchen der Stadt. Ihre Zöglinge nahmen hier auch am gesellschaftlichen Leben teil und lernten die Dichter der Heidelberger Romantik persönlich kennen.
Nach ihrem Tod am 15. April 1811 übernahm ihre langjährige Schülerin Emilie Heins die Leitung des Institutes, das weiterhin den Mädchen eine umfassende Bildung vermittelte. Auch nach dem Umzug in die Märzgasse /Ecke Plöck erfreute sich das Pensionat weiterhin großer Beliebtheit und wurde von Emilie Heins bis zu ihrem Tod 1831, dann von ihrer Schwester Elise, mit viel Engagement und Liebe geführt.

Bild: Museum (E. Kemmet)

 

Text (& Textbasis): kmh, Lisa-Charlotte Wipfler und Karin Tebbe

 
 

 

Urkunde zum 25. Jubiläum des Rudolphi-Instituts in Heidelberg, KMH, Inv.Nr. SG 261/1, Schenkung Wolfgang Merckens 2009

siehe auch:

Sammlungblatt als pdf beim KMH

 
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