Hilde Domins "Reiseandenken" sind vor allem von ihrer Erfahrung
der Emigration geprägt, so wie das Notizbüchlein, das
mit der ihr und ihrem Mann eigenen winzigen Schrift überlebenswichtige
Adressen und Kontakte aufnahm: ein Sesam-öffne- Dich für
neue Kontinente. Es wurde wie eine Kostbarkeit gepflegt , war
Hilde Domins ständiger Reisebegleiter, immer griff- und
fluchtbereit. Es wurde ähnlich gehegt wie das zerschlissene
Telefonregister, das die Namen derer aufbewahrte, die Hilde Domin
durch ihr Leben begleiteten.
Eine wichtige Erinnerung an unverlierbare Gefühle, nachdem
sich alles andere als so flüchtig erwiesen hatte, versinnbildlichte
der abgegriffene braune Lederrahmen, in dem sie die Fotos der
Eltern und des Bruders aufbewahrte, Er fand immer als erstes
seinen Platz in ihrem Koffer, um mit ihr die Meere und Kontinente
zu umsegeln.
Den Löwen aus den bemalten, faustgroßen Kieselsteinen
mit einem Nylonfell um die Ohren, den ein verknoteter Strick
bändigt, erhielt die Lyrikerin 1966 von holländischen
Klosterbrüdern als ein Sternkreiszeichentier. Sie nahm dieses
Bild in ihrem Gedicht „Vorsichtshalber“ auf: Wir
müssen Löwen an die Leine nehmen Niemand kommt uns
zu nah Wenn wir die richtigen Haustiere haben. Die drei Kamele
aus Olivenholz wurden Hilde Domin 1995 auf einer Israelreise
geschenkt. |