Kunstwerk des Monats
Januar 2010

Heinrich von Mayr (Nürnberg 1806 –1871 München)
Rast vor arabischem Stadttor

 

In Folge des Napoleonischen Feldzuges nach Ägypten 1798 –1801 begann die wissenschaftliche, wirtschaftliche, politische und kulturelle Aneignung des Orients durch den Okzident. Dabei kamen Künstler zunächst als Begleiter militärischer Kampagnen, diplomatischer Missionen oder adliger Entdeckungsreisender ins Morgenland.

Die Blütezeit der sogenannten Orientmalerei, deren Käufer Mitglieder des Groß- und Bildungsbürgertums sowie Vertreter des Adels wurden, lag erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor allem in den 70er – 90er Jahren. Als Teil des europäischen Historismus erfolgte wie in der Literatur eine zunehmende Trivialisierung der Kultur des Orients, seiner Sujets und Formensprache. Er wurde zu einem Ort der Sinnlichkeit und Dekadenz, beliebt waren vor allem Haremsszenen und türkische Bäder.

Zunächst prägten vorrangig französische und englische Künstler wie Delacroix, Decamps oder Fromentin die Orientmalerei, deren Nationen die Kolonialisierung aktiv betrieben. Einer der frühesten Künstler dieses Genres in Deutschland war Heinrich von Mayr, der zunächst eine Ausbildung zum Genre-, Schlachten- und Pferdemaler bei seinem Stiefvater Christian Friedrich Fues und bei Albert Reindel erhalten hatte, bevor er 1838 Kabinettmaler des reiselustigen Herzogs Maximilian von Bayern wurde, Vater der späteren österreichischen Kaiserin Elisabeth, gen. Sissi. Der Künstler begleitete ihn im gleichen Jahr auf eine achtmonatige Reise nach Nubien, Ägypten, Palästina, Syrien und Malta, aus der zwei Veröffentlichungen erwuchsen: „Malerische Ansichten aus dem Orient“, 1839, und „Genrebilder aus dem Orient“, 1846 – 50. Ihre lithographischen Illustrationen nach Zeichnungen Heinrich von Mayrs hatten dokumentarische Funktion, sollten aber auch dem Vergnügen und der Bildung dienen: Orientalische Landschaften und Sehenswürdigkeiten, Volks- und Straßenszenen, besondere Architekturen wie Tempel, Pyramiden oder Ruinen.

Für die beim Publikum beliebten Darstellungen des orientalischen Alltags mit einer größeren Anzahl von Figuren boten sich, wie in der hier ausgestellten Ansicht verwrklicht, die meist vor den Toren der Städte gelegenen Marktplätze an, auf denen Händler, Käufer und Tiere unterschiedlichster Herkunft und Art zusammentrafen. Heinrich von Mayr erzählt hier aber keine figurenreiche Anekdote, zentrales Motiv seines Gemäldes ist vielmehr eine Gruppe ruhig rastender Tiere und Menschen, die vor der fast monochromen Farbigkeit der Umgebung durch bunte Farbakzente und von rechts einfallendes Sonnenlicht herausgestellt ist.

Nach Textvorlage von Annette Frese

 
 

 

Rast vor arabischem Stadttor, sign. H. v. Mayr. 1843
Ö l auf Leinwand, 36,5 x 46 cm, Inv. Nr. G 2606
Schenkung der Albert und Anneliese Konanz-Stiftung

siehe auch:

Sammlungblatt als pdf beim KMH
Bild im Großformat

 
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