Kunstwerk des Monats
Februar 2007

Alteisen vom Heiligenberg
Spärliches Zeugnis keltischer Streitwagenfahrer

 


"Zuerst jagen sie in allen Richtungen herum, schleudern Geschosse und bringen gewöhnlich schon durch die Wildheit ihrer Pferde und das Dröhnen der Räder die feindlichen Reihen in Verwirrung ... sie bringen es durch tägliche Übungen so weit, dass sie die Pferde in vollem Lauf anhalten, in kurzer Zeit zu einer Wendung zügeln und dass sie selbst die Deichsel entlanglaufen in Höhe des Jochs stehen bleiben und von dort schnell in den Wagen zurücklaufen können."

Caesar (100 - 44 v.Chr.)

Caesar begegnete erstmals in Britannien den berühmten keltischen Kampfwagen (essedum). Obwohl er deren strategischen Wert nicht allzu hoch schätzte, bewunderte er doch die Gewandtheit der rollenden Kampfgeschwader. Nur Männer aus der elitären Führungsschicht brachten die Zeit für die täglichen Übungen auf, die das Führen der viel Geschicklichkeit voraussetzenden Renn- oder Streitwagen erforderte. Den zweirädrigen Wagen waren zwei Pferde vorgespannt und die Besatzung bestand aus zwei Personen. Dies berichtet nicht nur Cäsar, sondern es bestätigen auch Experimente mit Rekonstruktionen, die einen Krieger und einen Wagenlenker verlangen.

Eiserne Beschlagteile von mindestens zwei solcher Streitwagen sind zusammen mit anderen Gerätschaften Teil eines Depotfundes, der 1964 auf dem Heiligenberg etwa 150 Meter nordöstlich des Michaelsklosters ausgegraben wurde und zu den interessantesten Funden aus der Zeit der keltischen Höhensiedlung zählt. In ca. 50 cm Tiefe lagen eng zusammengepackt und miteinander verbacken ein Radreifen, eine Pflugschar sowie zwei Sensenblätter. In unmittelbarer Nachbarschaft dazu kamen drei Trensen, weitere Radreifenfragmente sowie ein Ösenstift zutage.

Hinter solchen Deponierungen standen Materialengpässe in der Versorgung mit Roheisen, die einen Hinweis auf Krisenzeiten liefern können. In diesem Fall ist der Heiligenberger Hort als Metallreserve zu verstehen, die vielleicht zum Anfertigen von Eisenwaffen bestimmt war. Jedenfalls entspricht der Zeitpunkt seiner Vergrabung dem beginnenden Untergang der großen keltischen Höhensiedlung.

Renate Ludwig



 

 

Depotfund mit Pferdegeschirr, Wagenteilen und landwirtschaftlichen Geräten
Eisen, 3. Jh. v. Chr. .

Foto: Museum (R. Altaj)

 
 
siehe auch:

Sammlungsblatt
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