Münzen und Medaillen erinnern seit Jahrhunderten an kaiserlich-königliche
Großtaten wie auch an schreckliche Erfahrungen, die das Leben
der Bevölkerung prägten. Eine Medaille, die beide "Kehrseiten"
des menschlichen Lebens erfasst, ist die obengenannte "Medaille
auf die Zerstörung Heidelbergs", die Ludwig XIV. nach der erfolgreichen
Belagerung und Zerstörung der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg
prägen ließ. Unter dem französischen Brigadier Mélac wurden Stadt
und Bewohner 1693 Opfer des Großen Brandes, der viele Häuser bis
auf die Grundfesten zerstörte. Auf der Suche nach Beutegut und
verwertbarem Metall öffnete man sogar die kurfürstlichen Gräber
und warf die Gebeine der Bestatteten auf die Straße.
Die Vorbereitung für die aus diesem Anlass zu prägende Medaille
hatte die "Académie royale des Inscriptions et Belles-Lettres"
zu leisten. Die von ihnen erarbeitete klassisch kurze Formulierung
der Devise gemahnt in ihrer Unerbittlichkeit an das geflügelte
Wort des Senators Cato: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam"
(Im übrigen beantrage ich, Karthago müsse zerstört werden).
Das Ansehen Frankreichs und seines Königs erlitt durch die Zerstörung
der Pfalz und ihrer anschließenden Verherrlichung durch die Prägung
der Medaille in der öffentlichen Meinung Europas eine ungeheure
Einbuße. Zusätzlich wurde die Empörung im Reich durch eine entsprechende
Publizistik angeheizt. Getroffen und bis in ihre Träume geplagt
reagierte auch die unglückliche Liselotte von der Pfalz. Kurfürst
Karl Wilhelm sprach gar vom "occidentalischen Türken", der solches
anrichte.
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