Kunstwerk des Monats
Januar 2007

"Heidelberga deleta" - Medaille auf die Zerstörung Heidelbergs

 

Münzen und Medaillen erinnern seit Jahrhunderten an kaiserlich-königliche Großtaten wie auch an schreckliche Erfahrungen, die das Leben der Bevölkerung prägten. Eine Medaille, die beide "Kehrseiten" des menschlichen Lebens erfasst, ist die obengenannte "Medaille auf die Zerstörung Heidelbergs", die Ludwig XIV. nach der erfolgreichen Belagerung und Zerstörung der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg prägen ließ. Unter dem französischen Brigadier Mélac wurden Stadt und Bewohner 1693 Opfer des Großen Brandes, der viele Häuser bis auf die Grundfesten zerstörte. Auf der Suche nach Beutegut und verwertbarem Metall öffnete man sogar die kurfürstlichen Gräber und warf die Gebeine der Bestatteten auf die Straße.

Die Vorbereitung für die aus diesem Anlass zu prägende Medaille hatte die "Académie royale des Inscriptions et Belles-Lettres" zu leisten. Die von ihnen erarbeitete klassisch kurze Formulierung der Devise gemahnt in ihrer Unerbittlichkeit an das geflügelte Wort des Senators Cato: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam" (Im übrigen beantrage ich, Karthago müsse zerstört werden).

Das Ansehen Frankreichs und seines Königs erlitt durch die Zerstörung der Pfalz und ihrer anschließenden Verherrlichung durch die Prägung der Medaille in der öffentlichen Meinung Europas eine ungeheure Einbuße. Zusätzlich wurde die Empörung im Reich durch eine entsprechende Publizistik angeheizt. Getroffen und bis in ihre Träume geplagt reagierte auch die unglückliche Liselotte von der Pfalz. Kurfürst Karl Wilhelm sprach gar vom "occidentalischen Türken", der solches anrichte.

Text:



 

 

"Heidelberga deleta"
Medaille auf die Zerstörung Heidelbergs
Jérome Roussel, 1693
Kupfer, Dm 76,1 mm .

Foto: Museum (K. Gattner)

 
 
siehe auch:

Sammlungsblatt
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