In seinem Oeuvre nahm die Beschäftigung mit geologischen und vegetativen
Erscheinungsformen in der Natur eine zentrale Rolle ein, die „Fülle
der Körperlichkeit“ des Gebirges, die geologische Beschaffenheit
des Felsens und die monumentale Formation des Gesteins stellten
für den jungen Künstler ein Symbol der ungezügelten Freiheit des
Menschen dar. Auf seinen Wanderungen durch die Bergwelt hielt
er diese von der Natur gleichsam vorgefertigten Landschaftskompositionen
mit ihren reißenden Flüssen, tief ins Gelände eingeschnittenen
Tälern und sich wunderbar gestaffelt auftürmenden Hügeln und Bergen
in zahlreichen Skizzen und Studien fest.
Die Radierung „Subiaco“, das siebte Blatt der 20-teiligen druckgrafischen
Folge „Römische Ansichten“ aus dem Jahre 1810, bezeugt in eindrucksvoller
Weise Kochs außergewöhnliche malerische Umsetzungskraft seiner
Naturstudien.
Die Ansicht zeigt im Vordergrund eine kleine Anhöhe mit einem
Pfad, der sich diagonal von rechts kommend bis zum unteren Darstellungsrand
erstreckt und von einer munter dahinziehenden Ziegenherde bevölkert
wird. Als „Gegendiagonale“ des Weges erhebt sich im Vordergrund
links, leicht nach hinten versetzt, ein weiterer Hügel, auf dem
sich ebenfalls eine Ziegenherde befindet. Dieses System der kompositorischen
Verzahnung und des Ausgleichs in der stark tiefenräumlich angelegten
Landschaftsdarstellung setzt sich bis in den Hintergrund fort.
Im Zusammenspiel aus kahlen Felsen, grünen Hügeln, dem dicht bebauten
Architekturkomplex der Ortschaft und den vegetativen Oasen aus
Bäumen und Sträuchern verbindet Koch in meisterlicher Technik
einen konkreten Natureindruck zu einer in sich geschlossenen Landschaftskomposition,
die das Wesentliche, den spezifischen Charakter der Naturregion
um Subiaco einfängt.
Text:
Olga Kreter, Anja-Maria Roth
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