Kunstwerk des Monats
Januar 2006

Josef Anton Koch: Subiaco, 1810

Von revolutionärem Gedankengut beseelt wandte der junge Zeichner, Radierer und Maler Joseph Anton Koch dem starren Akademiebetrieb der Hohen Karlsschule in Stuttgart den Rücken und begab sich über Frankreich und die Schweiz nach Italien, wo er sich 1795 in Rom niederließ. Da Koch in seiner Wahlheimat Rom und der näheren Umgebung eine ihn inspirierende Kultur- und Naturlandschaft entdeckte, verließ er die Gegend mit Ausnahme eines Wienaufenthaltes (1812- 1815) bis zu seinem Tod nicht mehr.

In seinem Oeuvre nahm die Beschäftigung mit geologischen und vegetativen Erscheinungsformen in der Natur eine zentrale Rolle ein, die „Fülle der Körperlichkeit“ des Gebirges, die geologische Beschaffenheit des Felsens und die monumentale Formation des Gesteins stellten für den jungen Künstler ein Symbol der ungezügelten Freiheit des Menschen dar. Auf seinen Wanderungen durch die Bergwelt hielt er diese von der Natur gleichsam vorgefertigten Landschaftskompositionen mit ihren reißenden Flüssen, tief ins Gelände eingeschnittenen Tälern und sich wunderbar gestaffelt auftürmenden Hügeln und Bergen in zahlreichen Skizzen und Studien fest.
Die Radierung „Subiaco“, das siebte Blatt der 20-teiligen druckgrafischen Folge „Römische Ansichten“ aus dem Jahre 1810, bezeugt in eindrucksvoller Weise Kochs außergewöhnliche malerische Umsetzungskraft seiner Naturstudien.
Die Ansicht zeigt im Vordergrund eine kleine Anhöhe mit einem Pfad, der sich diagonal von rechts kommend bis zum unteren Darstellungsrand erstreckt und von einer munter dahinziehenden Ziegenherde bevölkert wird. Als „Gegendiagonale“ des Weges erhebt sich im Vordergrund links, leicht nach hinten versetzt, ein weiterer Hügel, auf dem sich ebenfalls eine Ziegenherde befindet. Dieses System der kompositorischen Verzahnung und des Ausgleichs in der stark tiefenräumlich angelegten Landschaftsdarstellung setzt sich bis in den Hintergrund fort.
Im Zusammenspiel aus kahlen Felsen, grünen Hügeln, dem dicht bebauten Architekturkomplex der Ortschaft und den vegetativen Oasen aus Bäumen und Sträuchern verbindet Koch in meisterlicher Technik einen konkreten Natureindruck zu einer in sich geschlossenen Landschaftskomposition, die das Wesentliche, den spezifischen Charakter der Naturregion um Subiaco einfängt.

Text: Olga Kreter, Anja-Maria Roth

 

 
Joseph Anton Koch (Obergiblen/Lechtal 1768 – 1839 Rom)
Subiaco“, 1810
Blatt 7 aus der Folge „Römische Ansichten“ Radierung;
16,9 x 22,5 cm (Platte)
Mit dem Titel, Nummer und Namenszug in der Platte: „Subiaco“, „7“,„Koch fece“
Inv. Nr. S 9047


Bild: Museum
 
 
siehe auch: Sammlungsblatt
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