Architektur
- Museum im Badegebäude
Nach dreijähriger Bauzeit wird das neue RömerMuseum im Archäologischen
Park Xanten am 16. August 2008 der Öffentlichkeit übergeben. Auf
rund 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche lädt das Museum zu
einem spannenden und lebendigen Rundgang durch die römische Geschichte
des Xantener Raums ein.
Standort und Architektur des RömerMuseums wurden mit Bedacht
geplant. Der moderne Bau aus Stahl und Glas erhebt sich auf den
Fundamentmauern einer gewaltigen römischen Halle, die fast 80
Meter lang und über 20 Meter breit war. Diese Basilika Thermarum
schuf einst den Zugang zu den öffentlichen Thermen der römischen
Stadt Colonia Ulpia Traiana. Das Museum und der unmittelbar anschließende
Thermenschutzbau, der seit 1999 die Bade- und Heizräume der Ruine
überdeckt, bilden ein eindrucksvolles Ensemble. Beide Gebäudeteile
zeichnen die äußere Form und die Dimensionen der antiken Thermen
in modernen Materialien nach. Auch in der Gliederung und Farbgebung
der Dachlandschaft entspricht der einzigartige Baukomplex dem
antiken Vorbild. Mit einer Firsthöhe von knapp 24 Metern erreicht
das RömerMuseum annähernd die Höhe der antiken Halle.
Anders als der angrenzende Thermenschutzbau, dessen transparente
Fassade aus punktbedruckten Glasscheiben besteht, besitzt das
Museum eine geschlossene Fassade mit innenseitiger Stahlverkleidung.
Zur Betonung der Einheit mit dem Schutzbau und der gemeinsamen
Abkunft vom antiken Vorbild wurde den Metallpaneelen eine gläserne
Außenhaut vorgeblendet. Eine rückseitige Siebbedruckung mit einem
geometrischen Ornament verleiht der Fassade räumliche Tiefe und
ein lebendiges Erscheinungsbild. Die architektonische Konstruktion
schafft einen homogenen Körper, der je nach Bedarf vom Tageslicht
erhellt wird oder als ‚Black Box' genutzt werden kann. Die Anordnung
der Fenster bietet gezielte Ausblicke in die Landschaft und nimmt
auch inhaltlich Bezug auf die Ausstellung. Beispielsweise versinnbildlicht
der Blick auf den Xantener Dom den Übergang von der römischen
Antike zum frühen Mittelalter.
Man betritt das Museum wie in römischer Zeit von Nordosten durch
einen vorgelagerten Kopfbau, in dem sich heute wie damals das
Treppenhaus befindet. Zusätzlich sind dort auf drei Etagen großzügige
Räume für die Museumspädagogik untergebracht. Nach Durchschreiten
des Eingangsbereichs öffnet sich die weite Halle auf ihrer ganzen
Länge. Fassade und Dach werden von vierzehn gewaltigen Stahlrahmen
gehalten, deren Breite von 1,20 Metern der Breite des antiken
Mauerwerks entspricht. Während die räumlichen Strukturen und die
Dimensionen im Inneren des Thermenschutzbaus durch ein rot eingefärbtes
Stützensystem veranschaulicht sind, bildet das Museum den riesigen
Innenraum der ehemaligen Basilika vollständig ab.
Die Ausstellung selbst wird auf einer Folge von gleichsam schwebenden
Rampen und Emporen präsentiert, die im freien Raum von oben abgehängt
sind. Die filigrane Stahlkonstruktion führt die Besucher auf einen
Rundgang durch die römische Geschichte bis hoch unter das Museumsdach.
Dabei ergeben sich immer wieder neue Perspektiven und stetig wechselnde
Eindrücke mit Durchblicken bis zur Decke in fast 20 Metern Höhe.
Auch die räumliche Einheit mit dem Thermenschutzbau ist im Inneren
erlebbar. Wie beim antiken Vorbild öffnet sich im Erdgeschoss
der Zugang zu den römischen Baderäumen, während ein höher gelegener
Balkon einen Überblick über die komplette Ausgrabungsfläche bietet.
Das Gebäude orientiert sich an den Standards des Landschaftsverbandes
Rheinland für ökologisches Bauen. Besonders hervorzuheben ist
die ökologische und effiziente Erzeugung von Kälte und Wärme mittels
Geothermie (Nutzung von Erdwärme). 36 Erdsonden liefern die Energie
zum Heizen und Kühlen des Gebäudes, welche über reversible Wärmepumpen
verteilt wird. Die Erdsonden sind vor dem Museum und entlang des
Thermenschutzbaus bis in eine Tiefe von jeweils 99 Meter eingebracht.
Zuvor wurde das Gelände sorgfältig archäologisch untersucht, um
Beschädigungen der antiken Bausubstanz unter der Erdoberfläche
zu vermeiden. Die Erdsonden sind unabhängig voneinander arbeitenden
Wärmepumpen zugeordnet und ermöglichen somit einen gleichzeitigen
Heiz- und Kühlbetrieb in den Übergangsjahreszeiten. Die so gewonnene
Energie wird unter anderem über Heiz- und Kühldecken im Museumsgebäude
verteilt. Die installierte Technik im Inneren des Museums ist
unter einer Streckmetallverkleidung verborgen, um Störungen des
visuellen Raumeindrucks zu vermeiden.
Das Kölner Architekturbüro Gatermann + Schossig ist im Juli 2008
für das RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten mit dem Preis
"best architects 09" ausgezeichnet worden.
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