Kaiser Otto IV. hält Hof


 

 

Am 4. Oktober 1209 wurde Otto IV. als erster und einziger Welfe zum Kaiser des römischdeutschen Reiches gekrönt. 800 Jahre später steht er zum ersten Mal im Mittelpunkt einer großen Landesausstellung. Das Braunschweigische Landesmuseum trägt hochrangige Objekte aus ganz Europa in Ottos Geburtsstadt Braunschweig zusammen, die an drei Ausstellungsstätten rund um den Burgplatz präsentiert werden – einem zentralen Ort aus Ottos Leben.

Die Landesausstellung erzählt in Form einer historisch-kritischen Würdigung das äußerst bewegte Leben des selbstbewußten und unbeirrbaren Welfensprosses, das von vielen überraschenden Wendungen geprägt war. Geboren als dritter Sohn des mächtigen Welfenherzogs Heinrichs des Löwen, wuchs er nach der Entmachtung und Verbannung seines Vaters im Exil am englischen Königshof auf. Er wurde zunächst als englischer Thronfolger in Betracht gezogen, nach dem Scheitern dieser Pläne als Herzog von Aquitanien (englischer Festlandsbesitz in Frankreich) eingesetzt und schließlich im Jahr 1198 zum römisch-deutschen König gewählt - eine faszinierende Biographie aus dem hohen Mittelalter.

Die Ausstellung wird an drei Ausstellungsstätten rund um den Burgplatz gezeigt: im Braunschweigischen Landesmuseum, in der Burg Dankwarderode sowie im Dom St. Blasii, wo sie am Grab des Kaisers endet. Der Dom St. Blasii wurde von Ottos Vater erbaut und von Otto vollendet, er ist damit ein authentisch erhaltener Originalschauplatz aus Ottos Leben.

Illustriert werden die Lebensgeschichte des einzigen Welfenkaisers und die von vielen bedeutenden Umbrüchen geprägte Zeit des hohen Mittelalters von hochrangigen Objekten aus ganz Europa. Ein Highlight ist der Ptolemäer-Kameo aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien, den Otto IV. mitsamt der erforderlichen Menge Gold für die Herstellung der Stirnseite des Kölner Dreikönigenschreins gestiftet hat, als Dank für die Unterstützung der Kölner Bürger und des Erzbischofs bei seiner Königswahl 1198. Der Kameo wurde 1574 vom Schrein gestohlen und wird seit 1668 in Österreich bewahrt, an besagter Stirnplatte kann man jedoch bis heute das Selbstbewußtsein des Welfenkaisers ablesen: es zeigt nicht nur drei, sondern vier Könige: die biblischen Heiligen Drei Könige und …. Otto IV. Genau dieser vierte König, bzw. das mittelalterliche „Negativ“ dazu, ist ein weiteres Highlight-Objekt. Die originale Figur, die dazu benutzt wurde, Otto als vierten König in die Goldplatte zu treiben, kann in der Ausstellung gezeigt werden.

Weitere Highlights der Ausstellung sind das Testament sowie der Kaisermantel Ottos IV. Der Mantel aus der Zeit um 1200 gehört aufgrund der verwendeten kostbaren Materialien – Goldstickerei auf byzantinischer Purpurseide - und der künstlerischen Verarbeitung zu den hochrangigen Beispielen der Textilkunst des beginnenden 13. Jahrhunderts. Die auf dem Mantel dargestellten Leoparden verweisen deutlich auf die enge Bindung Ottos zum englischen Königshof, an dem er seine Jugend verbrachte.

Hochwertige Objekte der Hofkultur, wie z.B. eine Zusammenstellung von Aquamanilen (z.B. aus dem Rijksmuseum in Amsterdam), geben Einblicke in das weltliche Umfeld des Kaisers.

Verschiedene Psalterien wie etwa der Kopenhagener Psalter aus der dänischen Königlichen Bibliothek zeigen den Einfluss des englischen Hofes auf die Kunst im römisch-deutschen Reich.

Mehrere Stücke aus dem sog. Welfenschatz, die von Otto IV. in seinem Testament an den Dom St. Blasii vererbt worden sind, vermitteln einen Einblick in die Bedeutung und künstlerische Qualität der Reliquienverehrung des Mittelalters. Zahlreiche illustrierte Handschriften, Chroniken und Urkunden runden das Bild eines bis heute weitgehend unbekannten Kaisers ab, dessen Leben und Wirken ab dem 8. August für drei Monate im Braunschweigischen Landesmuseum in das Licht der Öffentlichkeit treten.

Das größte Objekt wirbt unter freiem Himmel und von weitem sichtbar für die Landesausstellung: der Nachbau eines Triboks, einer mittelalterlichen Wurfschleuder, 3,50 m breit und fast 5 m hoch, kann als Leihgabe von der Burg Lichtenberg in Salzgitter für die Laufzeit der Ausstellung in der Fußgängerzone vor dem Braunschweigischen Landesmuseum gezeigt werden.

Braunschweigisches Landesmuseum, Burgplatz 1, 38100 Braunschweig Tel. +49 (0)531 – 1215 0, Fax +49 (0)531 – 1215 2607 e-mail: info@blm.niedersachsen.de

Weitere Informationen unter www.ottoIV.de

    Text: Braunschw. Landesmuseum

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