Kleider machen Leute
Die Tracht von Haar und Bart und die Bekleidung auf dem
Teppich lässt ethnische und soziale Unterschiede
erkennen. Abgesehen vom alten langbärtigen König
Edward haben die Engländer ein glattrasiertes Kinn
und einen Schnurrbart sowie eine kappenartige Frisur.
Bei den Normannen, ganz bartlos, ist der Nacken hoch
ausrasiert und das Haar weit in die Stirnspitze frisiert.
Die Kleriker sind u.a. durch ihre Tonsur zu erkennen.
Die Hauptbekleidung der Männer bestand aus Hose und
Wams mit Gürtel, bei den Engländern kurz und
rockartig, bei den Normannen bis unter die Knie reichend.
Einige Normannen haben Strumpfbänder. Mäntel
wurden durch eine runde oder rechteckige Fibel gehalten;
vor allem die Hauptakteure tragen sie. Je höher der
Rang der dargestellten Personen, desto aufwändiger
ist die Kleidung durch Borten, Fransen, Bänder und
Stoffreichtum. Es sind nur drei Frauen auf dem Teppich
von Bayeux dargestellt; sie tragen lange, faltenreiche
Gewänder und haben das Haar bedeckt.
Bewaffnung und Kampfesweise
Der Teppich von Bayeux ist die beste Bildquelle für
das europäische Kriegswesen im 11. Jahrhundert, das
damals weitgehend internationalisiert war. Das Herz der
Armeen bildete die adelige Gefolgschaft - die "Hausleute",
ihre Kampfesweise war der Nahkampf - zu Pferd und zu Fuß.
Als Schutzwaffen trugen sie Kettenhemden, Nasalhelme und
Schilde. Aristokratische Angriffswaffe war das Schwert
- seit Jahrhunderten in den Waffenfabriken des Rhein-Maas-Gebietes
hergestellt und gleichzeitig ein Herrschaftszeichen; hinzu
kamen Stoßlanze und Wurfspeer. Die schreckliche Axt
war ein skandinavisches Relikt.
Als Hilfstruppen fungierten Bogenschützen und Keulenkämpfer,
auch letztere schon seit Christi Geburt wirksame Spezialeinheiten.
Die Bogenschützen sind vorwiegend in der unteren Randzone
des Teppichs dargestellt - vermutlich ein Hinweis auf ihre
niedrigere soziale Stellung.
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