Gartenlust


Genialer Gartenschöpfer aus der Kurpfalz: Friedrich Ludwig von Sckell

 

Die große Ausstellung „Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa“ im Mannheimer Zeughaus und im Barockschloss zieht zur Zeit viele Besucher an. Was die meisten nicht wissen: Das Schloss Mannheim hatte einen Schlossgarten! Entworfen worden war die Anlage im englischen Stil von dem berühmten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell. Er war Hofgärtner in Schwetzingen und legte dort den Landschaftsgarten am Schloss an – einen der ersten dieser Art in Süddeutschland. Richtig berühmt wurde er in München: Hier gestaltete er den Englischen Garten und den Nymphenburger Schlossgarten.

Wechselvolle Geschichte: Der Garten am Barockschloss Mannheim
Kaum eine Spur ist heute mehr vorhanden von dem einst prächtigen Garten, der ursprünglich von Kurfürst Carl Philipp im 18. Jahrhundert im französischen Stil angelegt worden war. Anfang des 19. Jahrhunderts schuf Gartenbaudirektor Johann Michael Zeyher einen Landschaftsgarten im englischen Stil mit weitausschwingenden Wegen und Gartenarchitekturen. Der Entwurf eines offenen Gartens bis zum Rheinufer war von Friedrich Ludwig von Sckell gekommen – dem nach München berufenen kurpfälzischen Gartendirektor, der dreißig Jahre zuvor die englischen Partien des Schwetzinger Schlossgartens geschaffen hatte. Die Idylle währte kaum ein halbes Jahrhundert. Die Stadt Mannheim, an Rhein und Neckar gelegen, entwickelte sich zum bedeutenden Handelszentrum: Hier wurden die Güter vom Wasser auf die Schiene gebracht. Dem Ausbau des neuen Verkehrsnetzes musste der Schlossgarten weichen: Ab 1865 wurden Eisenbahn- und Straßentrassen durch den Schlossgarten Richtung Ludwigshafen geführt. Das Schloss war nun vom Rhein abgetrennt. 1893 und 1894 folgten eine weitere Brücke und Straßen, die den Schlossgarten völlig zerschnitten.

Das Werk von Sckells im Neuschnee: Das Wiesentälchen im Schwetzinger Schlossgarten mit dem Tempel der Waldbotanik
Das Werk von Sckells im Neuschnee: Das Wiesentälchen im Schwetzinger Schlossgarten mit dem Tempel der Waldbotanik

Wegbereiter des Landschaftsgartens kam aus der Kurpfalz
Kaum noch etwas erinnert heute an den kurfürstlichen und großherzoglichen Garten am Schloss. Unvergessen ist aber der herausragende Gartenkünstler, der kurpfälzische Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell, der den Gärten besonders in Schwetzingen, aber auch in Mannheim seinen Stempel aufdrückte.
Er wurde am 13. September 1750 in Weilburg an der Lahn geboren. Sein Vater war ab 1762 Hofgärtner in Schwetzingen. Kurfürst Carl Theodor ermöglichte dem jungen Sckell Studienreisen nach Frankreich und England. Dadurch war er einer der Ersten, die den noch jungen englischen Landschaftsstil nach Deutschland brachten. Nach seiner Rückkehr wurde von Sckell Unterhofgärtner in Schwetzingen. Hier schuf er in den 1770er-Jahren landschaftliche Gartenpartien und beriet bei Anlagen in ganz Süddeutschland – und gehörte damit zu den Begründern dieses neuen Stils in der Gartenbaukunst. Als 1792 sein Vater starb, übernahm er dessen Hofgärtnerstelle, ab 1796 leitete er das gesamte Schwetzinger Bauwesen.

Schwetzingen, Schlosspark: Allee hinter dem Apollotempel Schwetzingen, Schlosspark: Wasserlauf bei der Moschee

Berühmter Gartenarchitekt und Stadtplaner in München
1799 ernannte ihn Kurfürst Maximilian IV. Joseph zum Gartenbaudirektor für die Rheinpfalz und Bayern, 1804 holte er ihn als Hofgartenintendanten nach München. Hier gestaltete von Sckell den Nymphenburger Schlossgarten im englischen Stil um, vollendete den berühmten Englischen Garten – dessen Anlage er in den 90er-Jahren begonnen hatte – und beteiligte sich maßgeblich an der Stadtplanung. Seine 1818 veröffentlichten „Beiträge zur bildenden Gartenkunst“ trugen wesentlich zur Verbreitung des Landschaftsgartens in Deutschland bei. Friedrich Ludwig von Sckell starb am 24. Februar 1823 in München.

Öffnungszeiten Schlossgarten Schwetzingen
Mitteleuropäische Winterzeit: täglich 9 bis 17 Uhr; letzter Einlass 16.30 Uhr

    Text: ssg/Staatsanzeiger

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