Friederike Sophie Wilhelmine von Bayreuth
(* 3. Juli 1709 in Potsdam; † 14. Oktober 1758 in Bayreuth),
die älteste überlebende Tochter des Königs Friedrich Wilhelm
I. von Preußen und dessen Gattin Sophie Dorothea
Wilhelmine
wuchs am spartanischen Hof des Soldatenkönigs in einer lieblosen
Umgebung auf, die von seelischer und körperlicher Grausamkeit
geprägt war. Anfangs hatte sie ein sehr gutes Verhältnis
zu ihrem Vater, was sich am Inhalt ihrer vielen Briefe an
ihn erkennen lässt. Dennoch litt sie unter den Launen ihres
Vaters, der nur selten bei seiner Familie war. Zu ihrem
jüngeren Bruder Friedrich, mit dem sie ihr Interesse für
die Musik und die Wissenschaft teilte, hatte sie eine außergewöhnlich
enge Beziehung, die bis zu ihrem Tod anhalten sollte. Für
einige Jahre jedoch wurde diese außergewöhnliche Freundschaft
der Geschwister aufgrund von Meinungsverschiedenheiten im
Bezug auf Erbschaft der Töchter des Generals von der Marwitz
beeinträchtigt. Diese ging aufgrund der Heirat der Wilhelmine
von der Marwitz (spätere Gräfin Burghaus) ins feindliche
Ausland (Österreich).
Wilhelmine wurde schon als Kind zum Spielball der politischen
Ambitionen ihrer Eltern. Ihre Mutter strebte eine engere
Verbindung mit dem englisch-hannoveranischen Königshaus
an und arrangierte eine Verlobung Wilhelmines mit ihrem
Neffen Friedrich Ludwig von Hannover, dem 15. Prince of
Wales, während ihr kaisertreuer Vater eine Annäherung an
das Haus Habsburg bevorzugte.
Nach dem missglückten Fluchtversuch ihres Bruders mit Hans
Hermann von Katte wurde Wilhelmine der Mitwisserschaft verdächtigt.
Ihr Vater drohte ihr mit Festungshaft in Spandau und mit
der Hinrichtung ihres Bruders. So musste sie sich seinen
Heiratsplänen beugen.
Am 20. November 1731 heiratete Wilhelmine den Erbprinzen
Friedrich der Markgrafschaft Bayreuth-Kulmbach (Bayreuth).
Obwohl die Hochzeit arrangiert war, hatten Wilhelmine und
Friedrich in den ersten Ehejahren ein sehr liebevolles Verhältnis.
Nach dem Tod ihres Schwiegervaters hatte die Markgräfin
wesentlichen Anteil an der Modernisierung des Landes. Ihre
rege Bautätigkeit, bekannt als Bayreuther Rokoko lässt sich
heute noch erkennen. Als Juwel gilt das 1748 anlässlich
der Hochzeit ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie von
Brandenburg-Bayreuth mit Herzog Carl Eugen von Württemberg
eingeweihte Markgräfliche Opernhaus.
Wilhelmines Leibarzt Daniel de Superville, den sie ihrem
Vater für zwei Lange Kerls "abgekauft" hatte, wurde später
der Rektor der vom Markgrafenpaar gegründeten Friedrichs-Universität.
In dessen Nachlass fanden sich auch die Memoiren der Markgräfin.
Sie widmete sich wissenschaftlichen Studien und führte mit
Voltaire einen Briefwechsel über philosophische Themen.
Auch ihre musischen Talente entwickelte sie weiter. Ihr
Lautenspiel vervollkommnete sie als Verehrerin und Schülerin
von Silvius Leopold Weiss zur Perfektion. Unter ihrem Patronat
erlebte die Laute ihre letzte Blüte: Sie berief die Lautenisten
Adam Falckenhagen, Charles Durant und Bernhard Joachim Hagen
an ihren Hof. Die von ihr komponierte Oper "Argenore" wurde
1740 zum Geburtstag des Markgrafen aufgeführt. Diese Oper
stellt auch eine Aufarbeitung der problematischen Beziehung
der Geschwister Wilhelmine und Friedrich zu ihrem Vater
dar.
In den folgenden Jahren kühlte die Liebe des Markgrafen
zu Wilhelmine ab. Er nahm Wilhelmine von der Marwitz (später
Gräfin Burghaus), die Erste Hofdame seiner Frau, zur Mätresse.
Österreichische Diplomaten versuchten, über den Bayreuther
Hof Einfluss auf Preußen zu nehmen. Im September 1745, während
des Schlesischen Krieges traf sich Wilhelmine mit Maria
Theresia. Daran zerbrach fast das innige Verhältnis zu ihrem
Bruder.
1750 hielt sich Wilhelmine mehrere Wochen am preußischen
Hof auf und begegnete dort berühmten Zeitgenossen wie Voltaire,
Maupertuis und La Mettrie. Im Juni 1754 sahen sich die Geschwister
zum letzten Mal. Danach schrieb Friedrich an Wilhelmine:
"Mein Ich verlässt Sie, aber Ihnen bleibt das Herz dessen,
der bis an sein Ende verbleiben wird Ihr getreuer Diener".
Wilhelmine starb am 14. Oktober 1758. Am gleichen Tag erlitt
ihr Bruder in der Schlacht von Hochkirch eine empfindliche
Niederlage, bei der sein Freund, der Feldmarschall James
Keith, starb. Zu ihrem zehnten Todestag ließ Friedrich II.
in Sanssouci einen Freundschaftstempel errichten.
Die einzige Tochter des Paares war Elisabeth Friederike
Sophie von Brandenburg-Bayreuth (* 30. August 1732; † 1780),
die von Giacomo Casanova als das schönste Mädchen Deutschlands
bezeichnet wurde. Sie heiratete 1748 Herzog Carl Eugen von
Württemberg. Das Paar trennte sich nach einigen Jahren,
ließ sich aber nicht scheiden. Sie lebte fortan in Bayreuth.
Ihr Sarg wurde neben ihren Eltern in der Bayreuther Hofkirche
aufgebahrt und ist dort heute noch zu sehen.
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