Die Eremitage
Die Eremitage in Bayreuth ist eine 1735 eröffnete historische
Parkanlage mit dem ab 1715 von Georg Wilhelm (Brandenburg-Bayreuth)
erbauten Alten Schloss (Umbau 1736 durch Johann Friedrich
Grael), dem Neuen Schloss mit Sonnentempel (1749-1753 erbaut)
und zahlreichen weiteren Bauten und Wasserspielen.
Der Park der Eremitage geht auf einen 1666 durch Markgraf
Christian Ernst angelegten Tiergarten im Vorfeld der Residenzstadt
Bayreuth zurück, in dem schon bald darauf ein "Grott- und
Brunnenhaus" errichtet wurde. 1715 ließ dessen Sohn Markgraf
Georg Wilhelm auf diesem Gelände nach Plänen des Bayreuther
Hofbaumeisters Johann David Räntz das Alte Schloss
Eremitage als Mittelpunkt einer höfischen Einsiedelei errichten.
Dazu kamen, inmitten barocker Gartenanlagen, kleinere Eremitenhäuschen,
in denen die höfische Gesellschaft das Eremitenleben nachspielte.
Diese erste Eremitage wurde 1719 eingeweiht.
Dieses
Alte Schloss bildete eine Vierflügelanlage, dessen äußerer
Eindruck von den Nachbildungen der Tuffsteinfelsen, die
auch an die Mauern lehnen, bestimmt wird. Sie erwecken den
Eindruck, als sei das Gebäude aus den Felsen errichtet.
Das umliegende Waldgelände, zweifellos Bestandteil der Anlage,
war allerdings nicht durch Achsensystem dem Schloss zugeordnet,
sondern - quasi als Vorgriff auf den englischen Landschaftsgarten
- von unregelmäßig geschwungenen Wegen durchzogen.
Markgraf
Friedrich schenkte die Anlage 1735, im Jahr seines Regierungsantritts,
seiner Gattin Wilhelmine, die, von ihr fasziniert, sofort
mit umfangreichen Erweiterungsmaßnahmen begann und die Eremitage
zum Mittelpunkt der höfischen Kultur in der Residenz machte. Obwohl
sie dem Garten weitere traditionelle geometrische Elemente
wie Bosketten, Alleen und Wasseranlagen hinzufügen ließ,
entstand kein typischer Barockgarten. Die einzelnen Bestandteile
der Anlage blieben selbständiger als in "klassischen" Gärten
der Zeit, und auch eine die ganze Anlage dominierende Achse
fehlt. Sie vergrößerte zwischen 1736 und 1745 das Alte
Schloss, indem sie dem Fassadenflügel links und rechts jeweils
5 Räume hinzufügen und im exotik-begeisterten Zeitgeschmack
des Rokoko einrichten ließ.
Noch vor 1744 ließ sie nach Entwürfen von Joseph St. Pierre
insgesamt sieben künstliche Ruinen errichten, meistens
im römischen Stil, darunter das Ruinentheater (1743), und
Brunnenanlagen wie die Untere Grotte (1745) hinzufügen.
Neue, weiterhin unregelmäßig angelegte Wege führten immer
wieder zu überraschenden Blickpunkten. Noch während dieser
Bauarbeiten entstand 1744 - 1748 der Feldengarten Sanspareil.
Die Arbeiten wurden 1749 bis 1753 mit dem Bau des Neuen
Schlosses mit der Oberen Grotte abgeschlossen. Dieses
Neue Schloss steht in keiner architektonischen Verbindung
zum Alten Schloss und war zunächst als Gartenstaffage, als
Menagerie, geplant, deren nach innen offene zirkelförmige
Arkadengänge sich nach der Rückseite in Tiergehege und Vogelvolieren
öffneten. Erst mit dem Umbau, noch zu Lebzeiten der Markgräfin
Wilhelmine begonnen, wurden die Arkadenzirkel zu Wohnräumen
und die Kulisse damit zu einem Orangerieschloss umgestaltet.
Noch unter der Regierung des Markgrafen Christian Friedrich
Carl Alexander wurde zwischen 1769 und 1791 der Garten noch
durch einen "jardin anglais" ergänzt. Nach dem Übergang
an Preußen 1791 wurden den geometrischen Strukuren beseitigt
und der ganze Garten in einen Landschaftsgarten umgewandelt.
Da Bayreuth keine Residenzstadt mehr war, bestand keine
Notwendigkeit für einen derartigen fürstlichen Lustgarten
und das Gelände wurde teilweise zu landwirtschaftlichen
Zwecken genutzt. Ab 1980 wurde seine ursprüngliche Form
des Rokoko wiederhergestellt.
1945
brannte das Neue Schloss nahezu vollständig durch amerikanische
Truppen bei der Einnahme Bayreuths aus. Auch das Alte Schloss
wurde beschädigt. Das Neue Schloss wurde nur noch in seinen
Außenfassaden rekonstruiert, die Innenräume wurden der modernen
Nutzung entsprechend (Café, Besucherzentrum) gestaltet.
Seit 1982 finden in den Sommermonaten im Ruinentheater
Aufführungen der Studiobühne Bayreuth statt.
Seit 2005 wird das Alte Schloss umfassend saniert.
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