Ansbach gilt als die „Stadt des fränkischen Rokoko“ schlechthin.
Am berühmtesten Bauwerk der Stadt, der prachtvollen Residenz
der Markgrafen von Ansbach-Bayreuth, lässt sich der heitere
Stil dieser Epoche wunderbar studieren. Sie entwickelte sich
aus einem mittelalterlichen Stiftshof außerhalb der Stadtmauer,
den Kurfürst Friedrich I von Brandenburg 1398 - 1400 zu einer
Wasserburg ausbaute und dessen Reste im Nordwestflügel der heutigen
Residenz erhalten sind.
Unter Markgraf Georg Friedrich d.Ä. entstand durch den schwäbischen
Architekten Blasius Berwart (1563-1580 oberster Markgräflicher
Baumeister) von 1565 - 1575 ein anspruchsvoller Residenzbau der
Renaissance. In dieser Zeit entstand ein langer Raum mit Kreuzrippengewölbe,
heute die große "Gotische Halle" genannt.
Ab 1694 wurde die Residenz im Stil des Barock um- und ausgebaut,
1694 - 1716 durch den Graubündner Baumeister Gabriel de Gabrieli,
1719 - 1730 durch Karl Friedrich von Zocha und 1731 - 1749 durch
Leopold Retti.
|
Residenzschloss Ansbach, Fassade zum Schlossplatz
Bild:
© Ansbach / TVF |
Bis 1709 entstand der Südostflügel als Hauptfront des Schlosses
und der Arkadenhof in einer dem Wiener Barock angenäherten Form.
Die Innenausstattung stammt aus der Zeit zwischen 1734 und 1745
unter Architekt Leopoldo Retti. Auch die weiteren Umbauten unter
Markgraf Alexander blieben in den Konventionen des Rokoko - obwohl
Schnitzer wie der Hofschreiner Johann Christoph Berg durchaus
mit den Stilformen des frühen Klassizismus vertraut waren -,
so dass sich die Beletage heute fast ausschließlich im Geschmack
des Rokoko präsentiert. Dass gerade dieser Zeitzustand erhalten
ist, rührt daher, dass der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach
1791 die Residenz bei seiner Abdankung dem Königreich Preußen übergab.
Da das Schloss ab diesem Zeitpunkt kein Herrschersitz mehr war,
mussten die Räume auch nicht mehr nach dem Sinne seiner Bewohner
modernisiert werden. Sehenswert ist das Deckenfresko von Carlo
Carlone im Festsaal, die Gemäldegalerie des Rokoko mit Werken
aus der ehemaligen markgräflichen Galerie und eine Sammlung Meißner
Porzellan im Spiegelkabinett.
Ansbach, Festsaal der Residenz. Bild © Ansbach / TVF
In der "Gotischen Halle" ist heute die größte Sammlung von Fayencen
und Porzellan aus der ehemaligen Ansbacher Manufaktur ausgestellt.
Erstmals erwähnt wurde eine dort befindliche Gartenanlage Anfang
des 16. Jahrhunderts im Kräuterbuch von Leonhart Fuchs. Zwischen
1723 und 1750 wurde sie als Barockgarten gestaltet. Im Zweiten
Weltkrieg stark zerstört, wurde sie nach Kriegsende im Stil des
17. und 18. Jahrhunderts neugeschaffen. Ein Kräutergarten mit
vielen Heilpflanzen sowie ein Citrushaus zur Überwinterung der
Kübelpflanzen sind sehenswert.
Da der Hofgarten nicht axial der Residenz zugeordnet ist, schuf
der damalige Oberbaudirektor Carl Friedrich von Zocha mit der
schlossähnlichen Orangerie ein selbständiges architektonisches
Zentrum für die Gartenanlage. Der Bau wurde 1726 nach Zochas
Plänen begonnen und war 1730 im Rohbau fertig. Beim Besuch Friedrichs
des Großen im September 1743 scheint er jedoch noch immer unvollendet
gewesen zu sein.
Kaspar Hauser fiel am 14. Dezember 1833 im Hofgarten einem Attentat
zum Opfer. An der Stelle steht ein kleiner gotisierender Pfeiler
mit der Inschrift "HIC OCCULTUS OCCULTO OCCISUS EST" (Hier wurde
ein Unbekannter durch einen Unbekannten getötet).
Das Zeitalter der Markgrafen von Ansbach wird bei den „Ansbacher
Rokokospielen“ im Juli wieder lebendig, dann beleben sich
die Kulissen aus der Blütezeit der Stadt: Hofdamen und Edle
flanieren im Hofgarten und inszenieren ein regelrechtes Schauspiel
bei Musik und Feuerwerk. (Beide Bilder: © Ansbach / TVF)
|