Friedrich der Große. Verehrt, verklärt, verdammt


 
 

Friedrich der Große – Mit Dreispitz in der Hand grüßend. Werkstatt Heinrich Franke, um 1780Die Erinnerung an Friedrich den Großen boomt – und das nicht nur im Jahr seines 300. Geburtstags. Auch wenn die Intensität der Erinnerung Konjunkturen unterlag, ist Friedrich II. von Preußen seit seinem Tod am 17. August 1786 in der Öffentlichkeit präsent geblieben. Von jeher war er ein König mit Breitenwirkung, der auf vielfältige Art und Weise erinnert und instrumentalisiert wurde: Friedrich II. von Preußen – genannt „der Große“ – gehört zu den markantesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte und Erinnerungskultur. Er galt als der erste Diener des Staates und Philosoph auf dem Thron, wurde als volksnaher „Alter Fritz“ verklärt und als Feldherr und Nationalidol verherrlicht, später als Kriegstreiber und Menschenverächter an den Pranger gestellt.

Die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum nimmt den 300. Geburtstag des Preußenkönigs zum Anlass, um erstmals einen umfassenden Blick auf das Nachleben Friedrichs in Kunst, Politik und Gesellschaft zu werfen. Sie veranschaulicht auf einer Fläche von 1100 Quadratmetern die wechselvolle Rezeptionsgeschichte des Herrschers und geben einen unterhaltsamen und spannenden Einblick in die preußisch-deutsche und europäische Erinnerungskultur. Zum ersten Mal steht damit das wechselvolle Nachleben des Preußenkönigs in Kunst, Politik und Gesellschaft im Mittelpunkt einer großen Ausstellung.

Die Präsentation „Friedrich der Große – verehrt, verklärt, verdammt …“ zeichnet die Entstehungsgeschichte des „Mythos Friedrich“ nach: den Aufstieg von der Anekdotenfigur zum preußischen Denkmalhelden, die Verklärung zum deutschen Nationalsymbol im Kaiserreich, die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten sowie die Verdammung und vorsichtige Wiederentdeckung nach 1945.

Wahlplakat der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP): "Rettet mir mein Preußen!", 1932In dreizehn thematisch gegliederten Räumen zeigt die Ausstellung, dass das Leben Friedrichs des Großen in den mehr als 200 Jahren seit seinem Tod immer wieder zum Bezugspunkt für politische Interessen wurde: Im Vormärz sahen Liberale in ihm den aufgeklärten Herrscher, Konservative hingegen die Verkörperung preußischer Tugenden.

Im Kaiserreich avancierte er zur deutschen Nationalikone, in der Weimarer Republik zum Vertreter alter Werte und fester Ordnung und im Zweiten Weltkrieg stilisierte ihn die Propaganda zum unbeugsamen Schlachtensieger. Nach 1945 wurde der Preußenkönig in der Bundesrepublik, der DDR und einigen europäischen Nachbarländern vielfach als Kriegstreiber verdammt, später weckten seine intellektuellen und künstlerischen Qualitäten das öffentliche Interesse.

Neben dieser politischen Komponente verdeutlicht die Schau aber auch die Präsenz Friedrichs des Großen im Alltagsleben immer breiterer Bevölkerungsschichten: Einzelne Räume zeigen Friedrich als Werbeikone, als Sammelfigur und als dekoratives „Idol im Wohnstubenformat“. Zahlreiche Medienstationen veranschaulichen seine Karriere als Bühnenheld und Filmstar und bringen den Musiker Friedrich zu Gehör.

450 Exponate aus dem In- und Ausland, die zum großen Teil erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden, entfalten ein facettenreiches Erinnerungspanorama, das den Mythos des Preußenkönigs analysiert und zeigt: Das Nachleben Friedrichs des Großen ist ein multimediales Ereignis.

Bilder im Text:
Friedrich der Große – Mit Dreispitz in der Hand grüßend. Werkstatt Heinrich Franke, um 1780
Berlin, DHM. Foto: Sebastian Ahlers (oben)
Wahlplakat der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP): "Rettet mir mein Preußen!"
Heinz Wever / Verlag der Deutschnationalen Schriftenvertriebsstellen GmbH. Berlin, 1932
Berlin, DHM. Foto: Angelika Anweiler-Sommer (unten)

Filmzeitschrift zu dem Ufa-Spielfilm »Das Flötenkonzert von Sanssouci«
Filmzeitschrift zu dem Ufa-Spielfilm »Das Flötenkonzert von Sanssouci«
August Scherl GmbH / Film-Kurier GmbH, Berlin 1930
Berlin, DHM. Foto: Angelika Anweiler-Sommer

»Seid Sozialisten der Tat« Türplakette des Winterhilfswerkes der NSDAP 1936
»Seid Sozialisten der Tat« Türplakette des Winterhilfswerkes der NSDAP 1936
Berlin, DHM. Foto: Angelika Anweiler-Sommer

»Helmut II. der Große« – Karikatur auf die Umbettung Friedrichs des Großen. Horst Haitzinger, München 1991
»Helmut II. der Große« – Karikatur auf die Umbettung Friedrichs des Großen
Horst Haitzinger, München 1991
München, Horst Haitzinger

    Text: dhm

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