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20.2.24

Wien Museum, Wien

Fischer von Erlach. Entwurf einer historischen Architektur

(wmw) Die Karlskirche gilt als das bedeutendste Bauwerk des Barock in Österreich und ist ein Wahrzeichen Wiens. Ihr Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723) steht im Zentrum der ersten Sonderausstellung im neu eröffneten Wien Museum. Fast 70 Jahre nach der letzten großen Gesamtschau ist es an der Zeit, die außergewöhnlichen Bauten und Entwürfe Fischers aus heutiger Perspektive neu zu betrachten und mit der Gestaltung durch Werner Feiersinger in einen zeitgenössischen künstlerischen Kontext zu stellen.

Wien, Kirche des Heiligen Karl Borromäus. Foto: Werner FeiersingerWien,. Hofbibliothek. Foto: Werner Feiersinger.Wien, Kirche des Heiligen Karl Borromäus. Foto: Werner Feiersinger

Wien,. Hofbibliothek. Foto: Werner Feiersinger.

Fischers Schaffen als Architekt reicht von Garten- und Stadtpalästen für den Wiener Adel über die Kirchenbauten für den Erzbischof von Salzburg bis hin zu den großen kaiserlichen Monumenten des barocken Wien. Mit dem Entwurff Einer Historischen Architectur veröffentlichte Fischer 1721 die erste Weltgeschichte der Baukunst in Bildern.

Das Werk, das von den Weltwundern der Antike über griechische, römische, arabische, persische und chinesische Monumente bis zu seinen eigenen Bauten und Projekten reicht, machte seinen Autor in ganz Europa bekannt. Frei von jeglicher Überheblichkeit gegenüber fremden Kulturen, wie sie sich zu jener Zeit auch unter den Vorzeichen des Kolonialismus breitmachte, wirkt Fischers eindrucksvolle Bilderwelt gerade aus heutiger Sicht besonders faszinierend.

Das in der Historischen Architektur dokumentierte große geschichtliche Bewusstsein kennzeichnet auch Fischers Bauten, in denen er sich stets auf die römisch-antike Tradition beruft, diese aber zugleich mit höchster künstlerischer Ambition erneuert. Als Vorbilder dienen ihm zeitgenössische römische Architekten wie Bernini, Borromini und Pietro da Cortona. Fischers Kompositionen beruhen häufig auf einfachen stereometrischen Körpern (Würfel, Zylinder, Kugel), die zu spannungsvollen plastischen Gebilden geformt werden. Fischer, der zu Beginn seiner Karriere als Bildhauer arbeitete, begreift den künstlerisch geformten Raum gleichsam als Ergebnis eines skulpturalen Prozesses, als Durchdringung von Positiv- und Negativformen. Die architektonischen Körper interagieren damit auf besondere Weise mit dem Raum und werden zugleich skulptural und bildmäßig wirksam.

Diese unverwechselbaren künstlerischen Strategien und Mittel stellte Fischer in den Dienst unterschiedlicher Auftraggeber und übersetzte deren politische und gesellschaftliche Ambitionen in Architektur. Der Wiener Adel bediente sich Fischers Fähigkeiten ebenso wie der Erzbischof von Salzburg und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Indem sie beredt auf die Antike verwiesen und doch unverkennbar modern waren, entsprachen Fischers Bauten den auf Tradition und Geschichte aufbauenden Vorstellungen herrschaftlicher Repräsentation. In direkter Konkurrenz zu anderen Architekten gelang es Fischer wiederholt, mit „ungemeinen“ Entwürfen, die sich über die Konventionen der zeitgenössischen Architektur hinwegsetzten, für Aufsehen zu sorgen. Mit seinem weiten historischen und künstlerischen Horizont prägte Fischer wie kein Zweiter die Kunst der Barockzeit in Österreich und gab ihr entscheidende Impulse.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Salzburg Museum. In neun Kapiteln spannt sie einen Bogen von Fischers Anfängen in Rom über die frühen Bauten in Wien und Salzburg bis zu den späten Hauptwerken mit der Karlskirche als dem Höhepunkt.

Eine Vielzahl zum Teil noch nie gezeigter Objekte – Zeichnungen, Druckgrafiken, Modelle, Gemälde, Skulpturen, Bücher – macht ein selbst für die Maßstäbe der Barockzeit außerordentliches künstlerisches Werk anschaulich. Schwerpunkte bilden dabei die eigenhändigen Zeichnungen aus der National- und Universitätsbibliothek in Zagreb und der Wiener Albertina sowie die eindrucksvollen Kupferstiche aus dem Entwurff Einer Historischen Architectur, die das Zentrum der Ausstellung bilden. Die Fotografien von Werner Feiersinger zeigen Fischers Bauten aus neuen, mitunter ungeahnten Blickwinkeln und spüren damit den künstlerischen Absichten des Architekten nach.

Zur Ausstellung erscheint ein reich illustriertes Begleitbuch mit Texten von Richard Bösel, Martin Feiersinger, Anna Mader-Kratky, Irina Morzé, Andreas Nierhaus und Werner Oechslin, Fotografien von Werner Feiersinger sowie Zeichnungen und Stichen von Johann Bernhard Fischer von Erlach.

Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien
1. Februar bis 28. April 2024

Eintritt € 12,00 / ermäßigt € 10,00. Freier Eintritt für alle unter 19 Jahren und jeden ersten Sonntag im Monat
Publikumsservice +43 1 505 87 47 85173,
service@wienmuseum.at,
www.wienmuseum.at

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Bild links  Pexels, Ksenia Chernaya

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