18.11.22

Schloss Schwetzingen

Welttoilettentag am 19. November – die „stillen Örtchen“ in Schloss und Badhaus

(ssg) Der 19. November ist der „Welttoilettentag“. Der Aktionstag möchte auf eine ernste Problematik aufmerksam machen: Zwei Drittel der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu einer gesicherten Sanitärversorgung. Dabei haben Hygiene und Reinlichkeit eine lange Geschichte – das zeigen etwa die „stillen Örtchen“ im Schloss und Schlossgarten Schwetzingen.

Badhaus im Schlossgarten Schwetzingen: Leibstuhl des Kurfürsten Carl Theodor. Foto: lmz/ssgSchloss Schwetzingen, Retirade, der kleine Raum für die Aufbewahrung des Leibstuhls, im Appartement der Kurfürstin. Foto: Ursula Wetzel,ssgBadhaus im Schlossgarten Schwetzingen: Leibstuhl des Kurfürsten Carl Theodor. Foto: lmz/ssg

Schloss Schwetzingen, Retirade, der kleine Raum für die Aufbewahrung des Leibstuhls, im Appartement der Kurfürstin. Foto: Ursula Wetzel,ssg

 

„Stilles Örtchen“ im Badhaus

Im Schloss und Schlossgarten Schwetzingen können Besucherinnen und Besucher die Geschichte der Toilette erkunden: Im Badhaus des Schlossgartens befindet sich ein sogenannter Leibstuhl. Er besteht aus einem Holzgestell mit Sitzbrille, die mit Stoff bezogen und mit Rosshaar gepolstert ist. Auf einem darunter angebrachten Brett stand ein Nachttopf aus Keramik. Seit 1775 stand der Leibstuhl in der Toilette des Badhauses, von den Zeitgenossen als „Retirade“ bezeichnet, abgeleitet vom französischen Wort „retirer“ für „zurückziehen“. Dieses scheinbar gewöhnliche Möbelstück ist vermutlich der einzige originale Leibstuhl, zumindest der Kurpfalz, der mit einer bestimmten Person –  Kurfürst Carl Theodor – in Verbindung gebracht werden kann. Ob der prachtliebende Kurfürst dieses einfache Möbel tatsächlich verwendet hat, darf jedoch bezweifelt werden. In den Wintermonaten ist das Badhaus für Besucherinnen und Besucher geschlossen.

„Geheimes Gemach“ der Kurfürstin

Auch Kurfürstin Elisabeth Augusta, die Ehefrau von Kurfürst Carl Theodor, besaß ein eigenes „geheimes Gemach“. Vom Schlafzimmer ihres Appartements im Schwetzinger Schloss führt eine Tapetentür zur Toilette, die mit grüner Holzvertäfelung ausgekleidet ist – und in der sich ebenfalls ein Leibstuhl befindet. War der „Stuhlgang“ erfolgreich, konnte dieser über eine Durchreiche am Boden diskret entsorgt werden. Über ein angrenzendes Treppenhaus entfernten die Bediensteten die kurfürstlichen Hinterlassenschaften. Auch noch am Ende des 19. Jahrhunderts erleichterten mobile Leibstühle, unauffällig in kleinen Möbelstücken verborgen, „das Geschäft“. Die „Retirade“ der Kurfürstin kann bei Schlossführungen besichtigt werden.


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