Projekt kulturer.be
20.10.22
(ssg) Viele kostbare Kunstobjekte wie Tapisserien und Möbel schmücken die Prunkräume von Schloss Bruchsal. Jetzt kehrt nach fast 200 Jahren ein neu erworbener Schreibschrank, der ursprünglich für das Schloss angefertigt worden war, an seinen ursprünglichen Aufstellungsort zurück. Anlässlich des 300-jährigen Schlossjubiläums wurde das bedeutende Möbelstück erstmals präsentiert. Künftig können Schlossgäste den Schreibschrank im Grünen Zimmer der Beletage bewundern.
Schloss Bruchsal, Schreibschrank in geschlossenem und geöffnetem Zusand. Foto: SSG (oben), Christina Ebel. SSG (unten).
Am ursprünglichen Aufstellungsort bewahren
Schloss Bruchsal ist die älteste fürstbischöfliche Residenz am Oberrhein. Die prachtvolle Ausgestaltung der Festsäle und des Treppenhauses, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges akribisch rekonstruiert wurde, beeindruckt bis heute. Zahlreiche originale Exponate, darunter Gemälde, Porzellane, Tapisserien und Möbel, vermitteln heute einen Eindruck von der Zeit der Fürstbischöfe von Speyer. Gemeinsam mit der Ernst von Siemens Kunststiftung ist es den Staatlichen Schlössern und Gärten nun gelungen, einen bedeutenden Schreibschrank, der ursprünglich zur Ausstattung von Schloss Bruchsal gehört hatte, aus Privatbesitz zurück zu erwerben. „Mit dem Ankauf kehrt ein originales Bruchsaler Kunstobjekt zurück ins Schloss. Als kulturelles Erbe des Landes können wir es nun an seinem ursprünglichen Aufstellungsort bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Petra Pechaček, langjährige Konservatorin des Schlosses, bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Anlässlich des 300-jährigen Schlossjubiläums wurde das Schreibmöbel am 19. Oktober erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Künftig können Schlossgäste das Möbelstück im Grünen Zimmer, dem sogenannten Hutten-Schlafzimmer, des Südlichen Staatsappartements der Beletage bewundern.
iemens Kunststiftung macht Ankauf möglich
Als Leiterin des Bereichs Sammlungen und Vermittlung hat Dr. Petra Pechaček den Ankauf des Schreibschrankes koordiniert. Drei Viertel des Kaufpreises in Höhe von insgesamt 200.000 Euro sowie die Transportkosten haben die Staatlichen Schlösser und Gärten übernommen. Die Ernst von Siemens Kunststiftung hat 50.000 Euro beigesteuert. „Wir danken der Ernst von Siemens Kunststiftung sehr für ihre großzügige Unterstützung, ohne die der Ankauf nicht möglich gewesen wäre“, sagt Dr. Petra Pechaček. „Immer, wenn es gelingt, historische Ausstattung an ihren ursprünglichen Aufstellungsort zurückzuführen, ist es ein besonders glücklicher Tag“, betont Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. „Gerne haben wir deshalb den dauerhaften Rückerwerb des kostbaren Schreibschranks für Schloss Bruchsal gesichert.“
Ein Schreibschrank mit Geheimfächern
Bei dem neu erworbenen Möbelstück handelt es sich um einen Aufsatzschreibschrank, der im Auftrag von Fürstbischof Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg um 1755 in Bruchsal oder Franken für das Schloss Bruchsal angefertigt wurde. Seiner repräsentativen Funktion entsprechend sind die Maße des Schranks sehr großzügig: Er ist 220 Zentimeter hoch, 160 Zentimeter breit und 94 Zentimeter tief. Der Schreibschrank hat einen dreiteiligen, hochformatigen Korpus. Er besteht aus einem Kommodenteil mit jeweils fünf Schubladen auf jeder Seite, einer sogenannten Schreiblade und einem zweitürigen, geschweiften Schrankaufsatz mit kuppelartigem Abschluss. Der Schrankaufsatz hat in seinem Inneren 16 Fächer. Hinter der Schreiblade verbergen sich zwei Fächer mit geheimen Bodenfach. Gefertigt wurde der Schreibschrank aus hochwertigem Nussbaumholz und Nussbaumwurzel. Ins Auge fallen die vergoldeten Bronzebeschläge und Griffe.
Zurück im Schloss
Nachdem Schloss Bruchsal 1803 an das Haus Baden fiel, haben die späteren Großherzöge von Baden den Schreibschrank, so wie nahezu alle hochwertigen Möbel, in ihre anderen Schlösser verbracht: Zwischen 1863 und 1878 ist der Schreibschrank in den Inventaren des Neuen Schloss Baden-Baden nachgewiesen, ab 1898 im Residenzschloss Karlsruhe. 1995 wurde das Möbel bei einer Auktion von Sotheby’s in Baden-Baden aus dem Besitz des Hauses Baden verkauft. In diesem Jahr haben die Staatlichen Schlösser und Gärten den Schreibschrank aus Privatbesitz für das Schloss Bruchsal zurückerworben. Nach fast 200 Jahren kehrt das repräsentative Möbel somit an seinen ursprünglichen Aufstellungsort zurück.
Für die Öffentlichkeit zugänglich
Der Schreibschrank ist nun für die Besucherinnen und Besucher von Schloss Bruchsal zugänglich: Im sogenannten Grünen Zimmer, dem Schlafzimmer des Südlichen Appartements, in der Beletage wird das Möbel präsentiert. Das Südliche Appartement war, so wie die gesamte Schlossanlage, im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört worden. Von 2008 bis 2017 sind die fürstbischöflichen Appartements in der Beletage aufwändig in ihrer Raumstruktur rekonstruiert worden. In diesem Zuge kehrten originale, mobile Ausstattungsstücke an ihren ursprünglichen Platz zurück. Bei geführten Rundgängen durch die Prunkräume des Schlosses wie der Sonderführung „Hinter Schloss und Riegel“ können die Gäste in die spannende Geschichte des Schlosses eintauchen und mehr über die historische Ausstattung erfahren.
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