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(ssg) Am 5. Juni 1811, vor genau 210 Jahren, brachte Stéphanie von Baden (1789-1860) ihre erste Tochter zur Welt – im Schloss Schwetzingen, der ehemaligen Sommerresidenz des Kurfürsten, nun das Schloss des Großherzogs von Baden. Stéphanie Louise Adrienne de Beauharnais war die Frau des Erbprinzen Carl Ludwig Friedrich von Baden – und die Adoptivtochter von Napoleon Bonaparte, dem Kaiser der Franzosen. Nichts deutete in ihrer Kindheit darauf hin, dass Stéphanie einst einen deutschen Fürsten heiraten würde. Sie war zwar die Tochter des Hauptmanns der königlichen Leibgarde – dieser interessierte sich jedoch nur wenig für Stéphanie und seine Frau Claudine. Beim Tod seiner Frau 1791 trat er alle Rechte an der Tochter an eine Jugendfreundin seiner Frau ab. Doch auch diese entzog sich ihrer Verantwortung. Sie vertraute die Dreijährige der Obhut zweier Nonnen an.
Stéphanie de Beauharnais. Gemälde von François Gérard, Paris 1806/1807. Foto: Arnim Weischer /SSG
Luise von Baden. Lithografie von Josef Kniehuber. Foto Peter Geymayer - Original Albertina (Wien). Wikimedia Commons /PD
Eine politische Verbindung
Als Napoleon Bonaparte, mittlerweile Erster Konsul Frankreichs, von Stéphanie, eine entfernte Verwandte seiner Frau Joséphine de Beauharnais, erfuhr, handelte er schnell. Er ließ sie 1803 nach Paris holen. Napoleon ermöglichte ihr eine standesgemäße Ausbildung – und adoptierte sie 1806. Noch im gleichen Jahr verheiratete er sie an den Erbprinzen Carl Ludwig Friedrich von Baden. Napoleon wollte das Land am Rhein enger an Frankreich binden. Dafür schuf er das Königreich Württemberg und das Großherzogtum Baden. Beide bildeten einen Puffer zwischen Frankreich und Österreich: Sie waren stark genug, um an der Seite Frankreichs kämpfen zu können, gleichzeitig aber auch ausreichend schwach, um sich nicht gegen das mächtige Frankreich aufzulehnen.
Badische Gewohnheit gegen französische Art
Die ersten Jahre der Ehe der Französin mit dem Badener waren schwierig. Die beiden kannten sich nicht – die Hochzeitsnacht verbrachte Carl vor der verschlossenen Tür Stéphanies. In Baden fiel die junge Französin unangenehm auf. Karoline Sophie von Freystedt, Hofdame der Markgräfin Amalie von Baden, berichtet in ihren Aufzeichnungen: „Die Tagesordnung wurde auf französische Art eingeteilt, ohne Rücksicht auf die so lang vorher bestandenen Gewohnheiten. Die Markgräfin, ja selbst der alte Kurfürst, welcher indessen den Titel Großherzog angenommen hatte, mußten sich nach den Stunden, welche der jungen Fürstin genehm waren, richten.“ Ein Konflikt war vorprogrammiert: „Eines Tags war der ganze Hof zur Tafel versammelt, da sah man Prinzeß Stephanie ausfahren gegen Ettlingen zu, wo sie ausstieg und nach Gefallen spazieren ging, bis es ihr beliebte, die wartende Familie durch ihre Rückkehr zum Mittagessen gelangen zu lassen.“
Erst vier Jahre nach ihrer Hochzeit, im Jahr 1810, fanden Stéphanie und Carl zueinander. Im darauffolgenden Jahr bekam das Paar am 5. Juni das erste Kind, das im Schloss Schwetzingen geboren wurde: Luise Amalie Stephanie. Es folgten zwei weitere Söhne, die bereits früh verstarben, und zwei Töchter. Luise heiratete 1830 den ehemaligen Kronprinzen von Schweden, ihren Cousin Gustav von Holstein-Gottorp. Luise starb am 19. Juli 1854 in Karlsruhe und wurde am 26. Juli nach Sigmaringen gebracht, wo damals ihre Schwester Josephine von Baden lebte. Dort wurde sie in der fürstlichen Gruft bestattet. Stéphanie überlebte ihre Tochter um knapp sechs Jahre: Nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahr 1818 war sie in ihren Witwensitz Schloss Mannheim gezogen und erfüllte repräsentative Aufgaben für das Großherzogtum. Sie starb am 29. Januar 1860 in Nizza.
Landschloss im Dornröschenschlaf
Durch Napoleon fielen Teile der Kurpfalz zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Baden. Die ehemalige kurfürstliche Sommerresidenz Schwetzingen wurde nun zum badischen Zweigschloss. Obwohl ihre erste Tochter Luise in Schwetzingen geboren wurde, besuchten die Badener das Schloss nur gelegentlich. Großherzogin Stéphanie ließ ihre Wohnräume aber mit einigen neuen Möbeln ausstatten, unter anderem mit Mobiliar zur Körper- und Schönheitspflege.
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