17.9.21

Wohnen und Denkmalschutz sind kein Widerspruch

Dritter Tag der Denkmalreise: Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Nicole Razavi im Regierungsbezirk Karlsruhe

(mlw_bw) Erste Station des Tages war die keltische Viereckschanze Gerichtstetten bei Hardheim. Sie ist ausgesprochen gut erhalten und ein gutes Beispiel für die typische ländliche Siedelform (Gutshof) der spätkeltischen Zeit (2./1. Jahrhundert v. Chr.). Die Grabungen im späten 19. Jahrhundert erbrachten im Innenraum diverse Gebäudespuren, Reste des Torgebäudes und eine Zisterne oder einen Brunnenschacht und waren damit wegweisend für die Erforschung dieser Denkmalgattung im 20. Jahrhundert. Dicht innerhalb des nördlichen Walles ist auch heute noch der Schutthügel eines Steingebäudes sichtbar, das zu einer früh- bis hochmittelalterlichen Sekundärnutzung der Schanze gehören dürfte.

Ministerin Razavi (Mitte) beim Besuch der keltischen Viereckschanze Gerichtstetten bei Hardheim Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) besichtigt die Innenräume der Schlossanlage der Rüdt von Collenberg in Buchen-Bödigheim.Ministerin Nicole Razavi MdL (links) lässt sich in einem leerstehenden denkmalgeschützten Gebäude in Neckarbischofsheim verschiedene Nutzungsmöglichkeiten erklären.Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) lässt sich beim Besuch der Tabakscheunen in Rheinstetten die historischen Graffiti aus der Zeit des 2. Weltkriegs erklären. Links: Ministerin Razavi (Mitte) beim Besuch der keltischen Viereckschanze Gerichtstetten bei Hardheim

Darunter: Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) besichtigt die Innenräume der Schlossanlage der Rüdt von Collenberg in Buchen-Bödigheim.

Darunter: Ministerin Nicole Razavi MdL (links) lässt sich in einem leerstehenden denkmalgeschützten Gebäude in Neckarbischofsheim verschiedene Nutzungsmöglichkeiten erklären.

Ganz unten: Ministerin Nicole Razavi MdL (Mitte) lässt sich beim Besuch der Tabakscheunen in Rheinstetten die historischen Graffiti aus der Zeit des 2. Weltkriegs erklären.

Alle Fotos: Uli Regenscheit/ mlw

Bei der zweiten Station besichtigte die Ministerin die Schlossanlage der Rüdt von Collenberg in Buchen-Bödigheim. Die Anlage mit mittelalterlicher Burg, Renaissancepalast, Barockschloss und romantischem Landschaftsgarten ist malerisch verschachtelt und am Berg in die Höhe gestaffelt. Bereits in der Renaissance wurde die Burg an die zeittypischen Belange angepasst und zum Schloss ausgebaut. Nach der Zerstörung der Vorburg im Dreißigjährigen Krieg wurde im 18. Jahrhundert zunächst ein barocker Schlossbau (das heute sogenannte Weiße Schloss) durch Jakob Rischer erbaut. Das sogenannte Rote Schloss brannte in den 1940er Jahren aus und wurde in den 1990er Jahren saniert. Heute befinden sich dort Eigentumswohnungen. Das Schloss wurde im Laufe seiner Geschichte immer wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasst und um- bzw. angebaut. „Wohnen im Schloss und Leben in geschichtsträchtigem Gemäuer, das hat Charme und ein ganz besonderes Flair. Das Ziel „Wohnraum nutzen – Denkmal erhalten“ wird hier beispielhaft umgesetzt“, so Razavi.

Anschließend führte die Tour nach Neckarbischofsheim zu einem repräsentativ für das Projekt „denkmal minimal“ ausgewählten leerstehenden Gebäude. Ein erfahrenes Architekturbüro hat in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege Ausbauvorschläge für verschiedene neue Nutzungsmöglichkeiten entwickelt. Gemeinsames Anliegen war es dabei, die Gebäude in ihrer historischen Bausubstanz und ihrem charakteristischen Erscheinungsbild zu bewahren. „So wird bezahlbarer Wohnraum geschaffen und das Kulturdenkmal erhalten“, betont Razavi. Das Landesamt für Denkmalpflege will mit diesem Projekt zusammen mit der Städtebauförderung und der Stadt Neckarbischofsheim einen aktiven Beitrag zur Belebung wenig genutzter Wohngebäude und zur Entwicklung ländlicher Stadt- und Ortskerne leisten.

Letzte Station im Regierungsbezirk Karlsruhe waren die Tabakscheunen Rheinstetten. Die Reichsanstalt für Tabakforschung hatte 1938 in Rheinstetten-Forchheim zwei Tabaktrockenschuppen zur künstlichen Trocknung bei der Herstellung von Virginiatabak erbauen lassen. Jeder Schuppen hatte vier Trocknungsöfen, wovon einer noch komplett erhalten ist. An den Ziegelwänden im Inneren gibt es einen großen Bestand historischer Graffiti aus den Kriegsjahren.

Nach langem Leerstand wird einer der Speicher aktuell zu einem Wohnhaus umgebaut, der andere dient als öffentliches Café. „Durch diese cleveren Umnutzungskonzepte bleibt die wichtige Charakteristik der Denkmale erhalten. Die Tabakscheunen sind gelungene Beispiele für Wohnen und Leben im und mit dem Kulturdenkmal“, so Razavi.

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