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15.6.20

Schloss Schwetzingen

Architektonisches Meisterwerk: Eröffnung des Schlosstheaters am 15. Juni 1753

(ssg) Die kurfürstliche Sommerresidenz in Schwetzingen war ein kultureller „Hotspot“ in Südwestdeutschland. Dazu trug auch das prachtvolle Rokokotheater bei, in dem im 18. Jahrhundert spektakuläre Aufführungen stattfanden. Am 15. Juni 1753 wurde das Schlosstheater, das älteste erhaltene Rangtheater weltweit, mit Ignaz Holzbauers Oper „Il figlio delle selve“ eröffnet.

Schlosstheater Schwetzingen: Zuschauerraum mit RängenSchlosstheater Schwetzingen: Bühne (Foto: LMZ/SSG) Schlosstheater Schwetzingen: Zuschauerraum mit Rängen
Bühne (Foto: LMZ/SSG)

Eines der berühmtesten Theater in Europa
Am 15. Juni 1753, zehn Jahre nach seiner Thronbesteigung, erfüllte sich Kurfürst Carl Theodor einen lang gehegten Wunsch: Mit der Oper „Il figlio delle selve“ in der Vertonung von Ignaz Holzbauer wurde das neu erbaute Schlosstheater in Schwetzingen eröffnet. Der Architekt Nicolas de Pigage, dem die Schwetzinger Anlage auch die Gartenarchitekturen verdankt, hatte wieder ein Meisterstück geschaffen: Erbaut in nur zehn Wochen und 1762 nochmals erweitert, fanden rund 400 Personen in dem kleinen, an den nördlichen Zirkelbau angebauten Theater Platz – viel weniger als im Hoftheater in Mannheim, aber genug, um auch fürstlichen Gästen angemessene Unterhaltung bieten zu können. Das Hoftheater ist das europaweit älteste erhaltene Rangtheater und einer der ersten und gleichzeitig der letzte erhaltene höfische Theaterbau, der der fortschrittlichen französischen Architekturtheorie entspricht.

Kunstvolle Technik
Das Schwetzinger Theater erbaute Nicolas de Pigage, der Oberbaudirektor des Kurfürsten, als höfisches Schlosstheater. Es benötigte deswegen keine Außenfassade als eigenständiges Gebäude und wurde hinter dem nördlichen Zirkelbau errichtet, der gleichzeitig als Foyer dient. Die nicht mehr erhaltene Bühnenmaschinerie des 18. Jahrhunderts verfügte über Flugwerke, Versenkungen, Donner-, Regen- und Windmaschinen und konnte dadurch sehr realistische Effekte erzielen. Durch mehrere hintereinander gestaffelte Seitenkulissen konnten sekundenschnell verschiedene Szenenverwandlungen auf offener Bühne stattfinden. Der Innenraum mit der hufeisenförmigen Holzkonstruktion hat heute die frühklassizistische Fassung aus der Zeit um 1770.

Schlosstheater erleben
Das Schlosstheater von Kurfürst Carl Theodor wurde nach den neuesten Erkenntnissen der Architekturtheorie des 18. Jahrhunderts als modernes Rangtheater erbaut und ist das älteste seiner Art in Europa. Nur noch im Parterre gibt es Logen, die ehemals alle vergittert waren. Sie gestatteten es den Besuchern, das Theater auch inkognito zu besuchen. Heutige Besucher können das berühmte Theater bei Sonderführungen der Staatlichen Schlösser und Gärten erleben. Dabei werfen die Gäste einen Blick in die Arbeitswelt des Theaters und sehen am Modell, wie die Bühne funktioniert.

Bis heute eine lebendige Bühne
Nachdem der Fürst Carl Theodor seine Residenz nach München verlegt hatte, fanden nur noch gelegentliche Aufführungen in Schwetzingen statt, wenn der jeweilige Kurfürst dort zu Besuch war. Auch in der badischen Zeit wurde das Theater nur selten benutzt. Zum Teil verfiel es und konnte nicht mehr bespielt werden. 1936/37 und in den 1950er-Jahren wurde das Schwetzinger Theater renoviert. Nur wenige originale Ausstattungsteile der Maschinerie blieben bei dieser Renovierung nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute erhalten. Seither werden die Räume wieder häufig für Aufführungen von Konzerten, Opern und Theater genutzt. Berühmt sind die Aufführungen barocker und zeitgenössischer Opern im Theater während der Schwetzinger Festspiele des SWR.

Historische Bühnentechnik in Ludwigsburg
Wenn man sich ein Bild machen will, wie eine solche barocke Bühnentechnik aussieht, lohnt sich ein Besuch in Schloss Ludwigsburg: Auch hier hat sich ein Schlosstheater des 18. Jahrhunderts erhalten – und auch das Ludwigsburger Theater ist mehr als 250 Jahre alt. Das besondere: Hier ist die gesamte Bühnentechnik erhalten, ein High-Tech-Meisterwerk des 18. Jahrhunderts aus Holz und Hanfseilen. Bei besonderen Führungen wird die raffinierte Mechanik sogar in Betrieb genommen – ein erstaunliches Erlebnis auch für heutige Betrachter. Die architektonische Idee des Theaters, wie man sie heute kennt, verbreitete sich ab dem 17. Jahrhundert von Italien aus über ganz Europa. Diese Theaterbauten mit Bühne und Zuschauerraum sind gebaute Zeugnisse für eine große europäische Kunsttradition, die ab dem 19. Jahrhundert auf die Kultur der ganzen Welt ausstrahlte. Historische Bühnen wie die von Schwetzingen, Ludwigsburg oder Drottningholm sind daher außerordentlich kostbare Zeugnisse der europäischen Kultur. Und ein historisches Schlosstheater in Betrieb zu sehen, ist immer eindrucksvoll: Die Atmosphäre im Schlosstheater Schwetzingen ist bei Aufführungen zu erleben und im Rahmen von besonderen Führungen.

Öffnungszeiten Schlossgarten
Täglich 9 bis 20 Uhr, letzter Einlass 19.00 Uhr. Der Garten schließt um 20 Uhr.

Eingang Zähringer Tor Mo - Fr nur Aufsicht für Einlass mit Jahreskarte, keine Kasse, Sa, So & Feiertag Kasse geöffnet
Eingang Dreibrückentor Kasse täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr
Höchstens 800 Personen gleichzeitig; die Parkbauten bleiben bis auf Weiteres geschlossen

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