Projekt kulturer.be
24.7.20
(bund) Ihr Name ist trügerisch. Die Gottesanbeterin ist kein bisschen fromm. Den Namen verdankt sie ihrer Körperhaltung. Ihre vor der Brust wie gefaltet aussehenden Vorderbeine wirken, als würde sie beten. Doch tatsächlich wartet sie nur geduldig und allzeit zum Angriff bereit auf ein Insekt.
Gottesanbeterinnen
Fotos:
Mari Fischer /BUND (oben)
Christoph Böhme /BUND (unten)
Tarnen und Täuschen als Überlebensstrategie
Die Gottesanbeterin hat eine erstaunliche Fähigkeit. Wenn sie sich häutet, kann sie sich farblich zwischen grasgrün und erdbraun der jeweiligen Umgebung anpassen. Dann sieht sie manchmal aus wie ein Grashalm. Doch ihre harmlos wirkenden Arme sind bedornte Fangarme. In weniger als einer Zehntelsekunde kann die Gottesanbeterin sie vorschnellen lassen, um ihre Beute an die Brust zu drücken und zu verspeisen. Diese Fangstrategie hat sich bewährt. Denn die Gottesanbeterin gibt es immerhin schon seit 340 Millionen Jahren.
Die Tarnung schützt die Gottesanbeterin auch vor Eidechsen, Vögeln und anderen Fressfeinden. Wird sie trotz Tarnung entdeckt, reißt sie ihre Vorderbeine hoch. Denn diese haben schwarz umrandete weiße Flecken auf der Innenseite. So blickt ein Angreifer auf ein großes Augenpaar, das einen größeren gefährlicheren Gegner vortäuscht.
Gewinnerin des Klimawandels - Vorkommen und Lebensweise
Gottesanbeterinnen mögen es gerne warm. Ursprünglich kamen sie vom afrikanischen Kontinent nach Europa. Auch heute sind sie deshalb vor allem im Mittelmeerraum verbreitet. Der Klimawandel hat sie aber immer weiter in den Norden gebracht. Inzwischen lebt sie in Deutschland in fast allen Bundesländern. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist nach wie vor bei uns in Baden-Württemberg, in Südbaden.
Die Paarung kann für die deutlich kleineren Männchen tödlich enden. Denn in schlechten Futterzeiten kommt es vor, dass das rund 7,5 Zentimeter große Weibchen die kleineren Männchen vom Kopf her verspeisen, während deren Hinterleib noch den Paarungsakt vollführt. In einer unvollständigen Metamorphose – so nennt man die Gestaltveränderung bei der Larvenentwicklung – durchlaufen die Larven etwa ein halbes Dutzend Entwicklungsstadien. Bei der Gottesanbeterin entfällt das Puppenstadium. Ende Juli bis Anfang August schlüpfen die erwachsenen Gottesanbeterinnen, bei denen die Männchen sogar kurze Strecken fliegen können.
Nach zwei Wochen sind die Insekten geschlechtsreif. Wenige Tage nach der Begattung legt das Weibchen die Eier in Paketen (Ootheken) mit 100 bis 200 Eiern ab. In einer zähen schleimigen Schutzhülle überwintern die Eier, während die erwachsenen Gottesanbeterinnen im Herbst sterben.
Baden-Württembergs besondere Verantwortung
In Deutschland steht die Gottesanbeterin auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten und genießt nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung besonderen Schutz. Deshalb dürfen Gottesanbeterinnen aus freier Natur weder gefangen noch gehalten werden. In Baden-Württemberg haben wir eine besondere Verantwortung für die Tiere. Denn bei uns im Südwesten ist eines ihrer wichtigsten Verbreitungsgebiete in Deutschland.
Beobachtungstipp
Naturliebhaber*innen können erwachsene Gottesanbeterinnen von Juli/August bis Oktober/November beobachten. Die Gottesanbeterin liebt sonnige Hänge, Büsche, Sträucher und Waldränder, doch man findet sie auch im Grasland. Besonders häufig kann man die Art in Freiburg und Umgebung und in der Oberrheinebene bis Basel entdecken. Vom Klimawandel profitierend, breitet sich die Fangschrecke immer weiter von den wärmsten Regionen Deutschlands nach Norden aus.
BUND-Engagement
Der BUND setzt sich für die Gottesanbeterin ein
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