8.4.20

Schloss Mannheim

8. April 1806: Napoleons Adoptivtochter heiratet den badischen Thronfolger

(ssg) Am 8. April 1806, heute vor 214 Jahren, heirateten die kaiserliche Prinzessin Stéphanie de Beauharnais (1789-1860) und der Erbprinz Carl Ludwig Friedrich von Baden in den Tuilerien in Paris. Eine Hochzeit mit weitreichender Bedeutung, denn sie brachte eine Französin auf den badischen Thron – und Pariser Eleganz ins Mannheimer Schloss.

Stephanie Napoleon, Großes Staatsporträt. Schloss Mannheim.Erbprinz Carl von Baden, der Enkel des Großherzogs Carl Friedrich und Ehemann Stephanies.Stephanie Napoleon, Großes Staatsporträt. Schloss Mannheim.

Unten: Erbprinz Carl von Baden, der Enkel des Großherzogs Carl Friedrich und Ehemann Stephanies.

Durch Adoption zur kaiserlichen Prinzessin
Stéphanie Louise Andrienne de Beauharnais – besser bekannt als Stéphanie von Baden – wurde mitten in den Wirren der französischen Revolution1789 in Versailles geboren. Nichts deutete darauf hin, dass sie als Tochter des Hauptmanns der königlichen Leibgarde Claude de Beauharnais und dessen Frau Claudine einst einen badischen Prinzen und Thronanwärter heiraten würde. Nach verschiedenen Umzügen in ihrer Kindheit lebte sie schließlich in Südfrankreich. Napoleon Bonaparte ließ sie, als eine entfernte Verwandte seiner Frau Joséphine de Beauharnais, nach Paris holen und ermöglichte ihr eine standesgemäße Ausbildung. Schon früh hatte der Kaiser der Franzosen die Pläne, sie später zu verheiraten – eine strategische Ehe, die seine Bündnisse stärken sollte. Dafür adoptierte er sie 1806, nach dem Ende ihrer Schulausbildung.

Ein junger Grossherzog
Carl Ludwig Friedrich von Baden (1786-1818) war der Sohn von Karl Ludwig von Baden und Amalie von Hessen-Darmstadt. Als einziger Sohn und damit Erbprinz von Baden erhielt er eine sorgfältige und strenge Erziehung. Mit gerade einmal 15 Jahren besuchte er auf einer großen Reise, gemeinsam mit seinem Vater, seine Schwestern, die zu diesem Zeitpunkt schon Zarin von Russland und Königin von Schweden waren. Bei dieser Reise starb sein Vater bei einem Sturz aus dem Wagen. Carl Ludwig musste früh Regierungsverantwortung übernehmen.

Der Zweck heiligte die Mittel
Die Hochzeit von Stéphanie de Beauharnais und Carl von Baden war eine Folge der dynastischen Bündnispolitik des französischen Kaisers Napoleon. Durch seine Adoption hatte er Stéphanie zur standesgemäßen Braut für einen Erbprinzen gemacht – auf dem Papier. Allerdings legte Napoleon bei den Verhandlungen mit Carl Ludwigs regierendem Großvater, dem Markgrafen von Baden, noch mehr in die Wagschale: Er bot die beträchtliche Vergrößerung des badischen Territoriums und die Erhebung zum Großherzog an. Das Angebot konnte kaum abgelehnt werden! Im April 1806 fand die Hochzeit in den Tuilerien gefeiert. Stéphanie und Carl Ludwig blieben in Paris, bis sie im Juni ihre neue Residenz, das Mannheimer Schloss bezogen.

Das badische Erbprinzpaar in der ehemaligen Kurpfalz
Das riesige Mannheimer Schloss war seit dem Ende der Kurpfalz zur badischen Nebenresidenz geworden und das junge Ehepaar fand dort seinen ersten gemeinsamen Wohnsitz. Nach dem Tod des Großvaters Karl Friedrich 1811 übernahm Carl mit 25 Jahren die Regierung und das Paar zog ins Karlsruher Schloss. Als Carl schon 1818 starb, erhielt Stéphanie Mannheim als Witwensitz. Mit ihrem Hofstaat bezog sie den westlichen Schlossteil und lebte hier als hochgeachtete Persönlichkeit – 42 Jahre lang.

Der Witwensitz in Mannheim
In Mannheim machte sich Stéphanie einen Namen als Gastgeberin. Die ehemalige kurfürstliche Residenz erlebte unter ihr eine zweite Blüte. Ihre Wohnräume ließ Stéphanie von Baden im Empire-Stil, dem Stil des französischen Kaiserreichs, umgestalten: Moderne Möbel schmückten nun die Räume. Hofmaler Carl Cuntz entwarf elegante klassizistische Friese und Wandpfeiler mit antik wirkenden Motiven. Sie übernahm in Mannheim repräsentative Aufgaben für das Großherzogtum. Allerdings: Aus Sicht der Dynastie hatte sie ihre wichtigste Aufgabe in der kurzen Ehe nicht erfüllt: für das Herrscherhaus einen Thronfolger zu gebären.

Residenzschloss Mannheim
Aktuell ist Schloss Mannheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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