Projekt kulturer.be
3.3.20
(ssg) Vier Tage vor der offiziellen Wiedereröffnung von Schloss Mannheim konnten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg heute neue Exponate vorstellen, die ihren Platz in der Ausstellung „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“ erhalten: wertvolle Druckwerke des 18. Jahrhunderts aus der berühmten Hofbibliothek des Kurfürsten Carl Theodor. Die Leihgaben der Universitätsbibliothek Mannheim wurden heute von Susanne Kaerner, Restauratorin, und Dr. Christian Hänger, Abteilungsleiter Digitale Bibliotheksdienste der Universitätsbibliothek Mannheim, in die Vitrinen im Erdgeschoss des Schlossmuseums gelegt.
Naturkunde mit dem Versuch der Systematisierung und Klassifizierung: Einhörner und Menschengestaltige Wesen.
Historischer Buchbestand neu präsentiert
Zur Wiedereröffnung des Schlossmuseums am 6. März werden neue Exponate den Ausstellungsraum „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“ im Erdgeschoss bereichern: Die Vitrinen zum Thema Kurfürstliche Hofbibliothek wurden von der Restauratorin Susanne Kaerner und Dr. Christian Hänger, Abteilungsleiter Digitale Bibliotheksdienste der Universitätsbibliothek Mannheim, mit Leihgaben aus deren Bestand neu bestückt. 25 Bände aus der Zeit von 1720 bis 1770 sind es, die in eindrücklicher Weise präsentiert werden: Sie sind aufgeschlagen und ermöglichen so den Blick in das prachtvolle Innere der wertvollen Exemplare, die aus dem Bereich Naturkunde und Gartenbau stammen. „Wir freuen uns sehr, dass die Universität Mannheim als unser Kooperationspartner dem Schlossmuseum die kostbaren Druckwerke zur Verfügung stellt“, sagte Dr. Karin Ehlers, Leiterin des Bereichs Sammlungen und Vermittlung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Der Bücherschatz Carl Theodors
„Die Bücher zeigen den aufklärerischen Geist der kurfürstlichen Residenz, der sich besonders in der Hofbibliothek widerspiegelt“, erläuterte Dr. Karin Ehlers. Carl Theodor ließ die Bibliothek umfangreich ausstatten: Die Bibliothekare hatten freie Ankaufswahl und ein gutes Budget. Für einheimische wie auch für fremde Gelehrte sollte die Bibliothek wöchentlich „zur Beförderung deren Wissenschaften“ öffentlich zugänglich sein: ein Grundsatz, den Carl Theodor 1763 in seiner Bibliotheksordnung festlegte. „Der Bestand der kurfürstlichen Hofbibliothek, der ca. 90.000 Bände umfasste, gelangte mit der Residenzverlegung 1778 fast vollständig nach München und befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek. Etwa 4.300 Bücher blieben in Mannheim und sind im Bestand der Universitätsbibliothek Mannheim integriert“, sagte Dr. Christian Hänger von der Universitätsbibliothek. Die Bücher der Hofbibliothek sind leicht erkennbar: Im Einband ist ein prächtiges Wappen eingeprägt. Als Besitznachweis befindet sich dort außerdem das Monogramm „CT“ mit Kurhut und der Bezeichnung „Bibliotheca Palatina“ – eine Reminiszenz Carl Theodors an die berühmte kurfürstliche Bibliothek in der alten Heidelberger Residenz, die im Dreißigjährigen Krieg in den Vatikan verbracht wurde. Ein weiterer Teil der ausgestellten Bücher stammt aus der umfangreichen Privatbibliothek des zeitgenössischen Gelehrten und Schriftstellers François-Joseph Terrasse Desbillons.
de Combles: L'école du jardin potager. Band 1. Paris : chez Ant. Boudet, P. A. LePrieur, 1752
Louis Liger: Le Menage Universel De La Ville Et Des Champs, Et Le Jardinier Accommodez Au Gout Du Tems … Avec un Traité de la Chasse & de la Pêche. Bruxelles : Jean Leonard, 1720
Traktate zu Naturkunde und Gartenbau
Die Auswahl der französischsprachigen und lateinischen Drucke umfasst den Beginn der modernen naturwissenschaftlichen Forschung sowie den der Systematisierung der Natur. Präsentiert werden das von Mathurin-Jacques Brisson verfasste erste Buch zur Vogelkunde von 1760, Anleitungen für Pirouetten bei der Pferdedressur im Werk von François Robichon de la Guérinière (1741) sowie eine Sammlung von Dissertationen (1763), die unter Carl von Linné, dem Begründer der modernen Zoologie und Botanik, entstanden sind. Gartenbauliches Wissen und eine Abbildung des Gemüsegartens von Versailles (1730) findet sich bei Jean de la Quintinie, dem Direktor der königlichen Nutzgärten in Versailles. Traktate zu Kakao und Zuckerrohr, zu Tieren, Physik, Medizin und Botanik runden die Präsentation von Werken aus dem Bestand der kurfürstlichen Hofbibliothek zum Thema der Naturkunde und Gartenbau ab. „Dass wir die Bücher aufgeschlagen zeigen können, ist etwas ganz Besonderes und vermittelt die kulturgeschichtliche Bedeutung der Werke durch die wunderbaren Illustrationen ganz unmittelbar“, erklärte Dr. Uta Coburger, für Schloss Mannheim zuständige Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten. Zu sehen sind etwa Einhörner, Eisbären, Schimpansen, exotische Vögel sowie Kakaopflanzen und -früchte.
Eines der grössten Barockschlösser
Das eindrucksvolle Barockschloss Mannheim zählt mit seinem weiten Ehrenhof und einer Schaufassade von 440 Metern Länge zu den größten Schlössern Europas. Die Residenz ist ein Ort, an dem sich heute die Welt der Fürsten wieder erleben lässt – mit den vielen Stücken, die vom Leben am Hof erzählen, etwa das großherzoglich badische Hofsilber, das Diadem der Großherzogin Stephanie oder das Bibliothekskabinett der Kurfürstin, das den Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt überstanden hat. Im Erdgeschoss des Schlosses lädt die Dauerausstellung „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“ zu einer Reise durch verschiedene Epochen der Schlossgeschichte ein.
Barockschloss Mannheim
Öffnungszeiten: Di – So und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr
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