20.12.19

Ausgewählte Monumente des Landes digital erlebbar

Virtuelle Rekonstruktion von Kulturliegenschaften in Baden-Württemberg

(rps) Die virtuelle Rekonstruktion von Kulturliegenschaften in Baden-Württemberg bietet ein umfassenderes und historisch tiefergehendes Besuchserlebnis bei ausgewählten Monumenten des Landes. Wie das aussehen kann, päsentierten Ende Oktober dieses Jahres Staatssekretärin Gisela Splett, Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG), und Volker Kugel, Direktor des Blühenden Barocks in Ludwigsburg (BlüBa) in Stuttgart. Sie stellten erste Ergebnisse des wissenschaftlich begleiteten Leuchtturmprojekts aus der Digitalisierungsoffensive digital@BW vor.

Virtuelles Modell des Hohentwiel im Zustand von 1796.Virtuelles Modell der unteren Festungsanlage des Hohentwiel mit einem Schnitt durch Kasernenbauten und Versorgungsgebäude.Links: Virtuelles Modell des Hohentwiel im Zustand von 1796.

Virtuelles Modell der unteren Festungsanlage des Hohentwiel mit einem Schnitt durch Kasernenbauten und Versorgungsgebäude.

Beide Bilder: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg / Prof. Dr. Julian Hanschke

„Neue Perspektiven, spannende Details und mehr Geschichte: Das Projekt beweist, wie sich wissenschaftliches Arbeiten und digitale Präsentation publikumswirksam ergänzen. Davon profitieren die Besucherinnen und Besucher, weil sie unsere Kulturgeschichte noch lebendiger begreifen können. Für Gäste, die wegen körperlicher Einschränkungen nicht alle Orte aufsuchen können, schaffen wir neue Zugänge“, sagte Gisela Splett.

Die virtuelle Rekonstruktion von Kulturliegenschaften ist ein Novum bei staatlichen Kulturdenkmälern. Zum ersten Mal entwickelt eine Schlösserverwaltung in Deutschland in enger Zusammenarbeit mit universitären Instituten eine mit digitalen Werkzeugen betriebene, wissenschaftlich fundierte dreidimensionale Rekonstruktionen von vier ausgewählten Kulturdenkmälern. „Besucherangebote, die auf virtuellen Rekonstruktionen aufbauen und das Vermittlungspotenzial der augmented reality konsequent nutzen, erzeugen neue Möglichkeiten, das kulturelle Erbe einer breiten Öffentlichkeit attraktiv näherzubringen und zugleich Denkmalverständnis zu verstärken“, betonte SSG-Geschäftsführer Michael Hörrmann. Das Initialprojekt war die Festungsruine Hohentwiel. Dort können Besucherinnen und Besucher ab Sommer 2020 eine App auf ihr Mobilgerät laden oder ein Tablet ausleihen, mit dem eine Erkundung durch interaktive 3D-Modelle bereichert wird. Über eine Menüauswahl erhält man Informationen zur Sozial- und Kulturgeschichte sowie zur außergewöhnlichen Fauna und Botanik. Das Besondere an diesem Kulturerlebnis ist die Teilhabe und das direkte visuelle Raumerlebnis durch die virtuelle Rekonstruktion. Folgen sollen beispielsweise Schloss Weikersheim, Barockschloss Mannheim und die historischen Bauten der Wilhelma. „Die Erkenntnisse aus diesen vier Pilotprojekten machen es möglich, dass wir mittelfristig an allen unseren Besuchermonumenten passgenaue digitale Vermittlungsangebote anbieten können“, so Hörrmann

Im Blühenden Barock in Ludwigsburg ist neben der Entwicklung einer App eigens ein Gebäude zur Vorführung der Inhalte errichtet worden. „Die virtuelle Darstellung der Gartengeschichte ist für die Gäste des Blühenden Barock eine unterhaltsame Möglichkeit, sich über die Entwicklung der Gärten in vergangenen Epochen zu informieren. Den Besucherinnen und Besuchern wird die digitale Gartengeschichte im Rahmen der Saisoneröffnung im März 2020 präsentiert“, sagte Volker Kugel, Direktor des BlüBa.

Mehrere Teams aus Geisteswissenschaftlern und Ingenieurinnen entwickeln aktuell 3D-Modelle, die auf Vermessungen und archivalischen Untersuchungen basieren. In einem zweiten Schritt werden die Rekonstruktionen zu interaktiven Modellen weiterentwickelt. Für Gäste werden sie als App auf Tablets angeboten, auch Downloads für eigene Mobilgeräte sind vorgesehen. Die Objektdaten werden als Linked Data in den Langzeit-Datenarchiven der auf dem Gebiet wegweisenden Heidelberger Universitätsbibliothek gesichert. So können Informationen zu einem Bauteil oder Ausstattungsstück mit anderen Daten künftig zu großen Datenbäumen verbunden und der Forschung dauerhaft zur Verfügung gestellt werden.

Rund 2,3 Millionen Euro investiert das Finanzministerium in den Jahren 2018 und 2019 in die Digitalisierung der Kulturliegenschaften. Auf die in Stuttgart vorgestellten Projekte bei der SSG entfallen etwa 1,4 Millionen Euro, auf das BlüBa rund 0,5 Millionen Euro. Die Ergebnisse von Digitalisierungsprojekten im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart werden voraussichtlich im kommenden Jahr vorgestellt.

Auf Zeitreise gehen – die Hohentwiel-App

Der Einsatz moderner Medien bedingt neue Ansätze in der Vermittlung. Mit dem Leuchtturmprojekt „Virtuelle Rekonstruktion von Kulturliegenschaften“ öffnen die Staatlichen Schlösser und Gärten neue Wege, Kulturgeschichte vor Ort zu erleben. Mit vorhandenen Tablets oder eigenem Smartphone ausgerüstet laden Gäste vor Ort eine App. Sie bietet über virtuelle Modelle einen visuellen und inhaltlichen Zugang zur Festungsanlage. Die Gäste erwartet eine detailreich rekonstruierte Welt, in der Informationen zur Baugeschichte, zum sozialen Leben bis hin zu Informationen zur Pflanzen- und Tierwelt auf der jetzigen Anlage angeboten werden.

Auf Mobilgeräten zeigen virtuelle Modelle zunächst aus der Vogelperspektive eine Orientierung und den Einstieg in Geschichte des Hohentwiel. In fünf Zeitschnitten bewegt man sich durch die Jahrhunderte, erfährt vieles über Funktionen und Geschichte. Dabei wird das eigene Raumerlebnis zum Schlüssel, denn die Besucherinnen und Besucher steuern im Bezug zu ihrer Umgebung interaktiv Ansichten und Informationen.

Bei der Besichtigung werden Augmented Reality-Elemente aktiviert. Sie verwandeln die Ruinen im Detail und aus der Betrachtungsperspektive in erlebbare 3D-Räume. So entstehen dort, wo heute Mauerreste oder grünen Wiesen sind, historische Orte und Räume: Ein Instrument für ein individuelles Erlebnis und zum Einstieg in die Geschichte.

Das Blühende Barock Ludwigsburg - Gartengeschichte digital erleben

Die Gartengeschichte seit der Grundsteinlegung des Schlosses im Jahre 1704 ist in den Gärten rund um das Residenzschloss Ludwigsburg für die Besucher nur schwierig nachvollziehbar.

Letzte Zeugnisse der Vergangenheit, sofern sie überhaupt noch vorhanden waren, wurden bei der Generalinstandsetzung der Gärten durch BlüBa-Gründer Albert Schöchle in den Jahren 1953/ 1954 überarbeitet. Seit 1954 besteht das Blühende Barock und seither gibt es natürlich lückenlose Dokumentationen. Aber gerade die Zeit von 1704 bis 1954 ist sehr spannend.

Mit Hilfe umfangreicher Archivstudien wurden zunächst die gesicherten Erkenntnisse über den Zustand der Gärten in gewissen Zeitspannen zusammengetragen und dann thematisch geordnet.

Es gibt in den fast 30 ha großen Gärten im Rahmen der Digitalen Gartengeschichte acht Blickpunkte, von denen aus der Gast die Gartengeschichte in jeweils 4-5 Epochen erleben kann. Erlebbar wird das ganze mit einer speziellen App, mit der man an den jeweiligen Orten mit Smartphone oder Tablet virtuell in die Gartengeschichte eintauchen kann.

Zusätzlich wird es im Bereich des Märchengartens einen Präsentationsraum für die Digitale Gartengeschichte geben, in dem auch Gäste, die kein Tablet oder Smartphone besitzen, die Gartengeschichte digital erleben können. In diesem Fall zusammengefasst in einer ca. 8-10 minütigen Präsentation - in Kinoatmosphäre. Darüber hinaus wird es in selben Gebäude die Möglichkeit geben, interaktiv auf Großbildschirmen durch die Zeitepochen zu "reisen" - ganz ohne VR-Brille.

Die virtuelle Darstellung der Gartengeschichte ist also für die Gäste des Blühenden Barock eine unterhaltsame Möglichkeit sich über die Entwicklung der Gärten in vergangenen Epochen zu informieren. Der Öffentlichkeit wird die Digitale Gartengeschichte im Rahmen der Saisoneröffnung im März 2020 präsentiert

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