Projekt kulturer.be
3.4.19
Büste Valentinians. Der vermutlich aus Rom und der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts stammende Porträtkopf eines Kaisers, vermutlich Valentinian I. Bildnachweis: Foto: Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen, Foto: O. Haupt
Unten: Rekonstruktionszeichnung des ursprünglichen Aussehens des Stuhls.
Bild: GDKE, Landesarchäologie Speyer, Zeichnung: W. Himmelmann
Rekonstruktion des Prachtstuhls
Die intensive wissenschaftliche Bearbeitung des Fundes resultierte in einer neuen Rekonstruktion des Klappstuhles, die in dieser Form erstmals in der Pfalz präsentiert wird. Die Fragmente des unteren Gestänges konnten aufgrund ihrer Fragilität nicht in die Ausstellung integriert werden. Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe, Landesarchäologie Speyer Foto: C. Breckle.
Detail: Figürliche Verzierung am Klappstuhl von Rülzheim. Bereits in der Antike hatte man den Stuhl in seine Einzelteile zerlegt und ihn zusammen mit weiteren kostbaren Objekten der Erde anvertraut. Bildnachweis: Generaldirektion Kulturelles Erbe, Landesarchäologie Speyer Foto: C. Breckle.
Nach seiner Präsentation in der großen Archäologie-Ausstellung „Bewegte Zeiten“ 2018 im Martin-Gropius-Bau Berlin ist der Prachtstuhl aus dem „Barbarenschatz von Rülzheim“ erstmals in seiner neuen Rekonstruktion in der Ausstellung „Valentinian I. und die Pfalz in der Spätantike“ im Historischen Museum der Pfalz zu sehen. Für die Dauer von zehn Wochen wird das einmalige Fundstück ab 9. April in Speyer präsentiert. Danach wird der Stuhl in der Ausstellung „vorZEITEN. Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ im Landesmuseum Koblenz, Festung Ehrenbreitstein zu sehen sein.
Der teilvergoldete und mit Silberfolie überzogene Stuhl gehört zu dem 2013 während einer illegalen Raubgrabung geborgenen „Barbarenschatz von Rülzheim“. Aktuelle Forschungen haben ergeben, dass der eindrucksvolle Falt- oder Klappstuhl im Aufbau und in seiner Funktion neu zu bewerten ist. Die Analysen weisen darauf hin, dass es sich vermutlich um einen Stuhl für eine weibliche Person der gesellschaftlichen Elite gehandelt haben muss.
Mit der Ausstellung „Valentinian I. und die Pfalz in der Spätantike“ rückt das Historische Museum der Pfalz noch bis 11. August 2019 einen Zeitabschnitt in den Fokus des Interesses, der in der Region viele Spuren hinterlassen hat. Während die Spätantike im Bewusstsein der Allgemeinheit noch oft als Zeit des Niedergangs und des Verfalls wahrgenommen wird, zeichnen die archäologischen Zeugnisse in der Pfalz ein komplexeres Bild. Sie bezeugen eine dicht besiedelte Landschaft mit zahlreichen größeren und kleineren Städten, befestigten Siedlungen und eindrucksvollen landwirtschaftlichen Betrieben. Die Pfalz erfuhr für kurze Zeit eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Doch nach dem Zusammenbruch der römischen Verwaltung im 5. Jahrhundert n. Chr. fand auch diese allmählich ein Ende.
Die Ausstellung präsentiert auf 150 Quadratmetern rund 65 herausragende Fundkomplexe und Einzelexponate der Spätantike. Neben dem Brotstempel von Eisenberg – das älteste Zeugnis des frühen Christentums in der Pfalz und Teil der Sammlung des Historischen Museums der Pfalz – zeigt die Ausstellung weitere besondere Exponate von exquisiten Leihgebern. Zahlreiche weitere archäologische Funde aus Gräbern und militärischen und zivilen Siedlungen, umfangreiche Hortfunde sowie interaktive multimediale Elemente geben den Ausstellungsbesuchern einen tieferen Einblick in die Umbruchszeit des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer und dem Heidelberg Center for Cultural Heritage der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (HCCH). Die enge Zusammenarbeit der Partner ermöglichte die Einbindung neuester Forschungsresultate und aktueller Grabungsergebnisse, die zum Teil erstmalig öffentlich präsentiert und in der Begleitpublikation vorgestellt werden.
Zur Ausstellung ist ein 136 Seiten starkes Begleitbuch erschienen, in dem Valentinian I. und sein Wirken in der Pfalz umfassend beleuchtet werden.
Öffnungszeiten
Das Historische Museum der Pfalz ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, an Feiertagen auch montags. Weitere Informationen zu dem Führungsangebot unter www.museum.speyer.de.
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