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20.8.19

Kloster und Schloss Salem

Der 20. August ist der Tag des Heiligen Bernhard

(ssg) Der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux ist einer der bedeutendsten Gelehrten des Mittelalters und wichtigster Heiliger des Zisterzienserordens. Noch zu seinen Lebzeiten (1090 – 1153) entstanden rund 350 Klöster in ganz Europa – wozu auch die Zisterzienser-Abtei Salem zählt. Der bedeutende Mönch ist heute noch hoch verehrt: Der Bernhardstag am 20. August ist einer der wenigen Heiligentage, die auch in den Kalender den evangelischen und anglikanischen Kirchen vermerkt sind. Wer war dieser Mönch, der unzählige Menschen in seinen Bann zog?

Bernhardusgang in der Prälatur des Klosters Salem"Honigschlecker" als Allegorie auf den Heiligen Bernhard von Clairvaux im Chor der KlosterkircheLinks: Bernhardusgang in der Prälatur des Klosters Salem

Unten: "Honigschlecker" als Allegorie auf den Heiligen Bernhard von Clairvaux im Chor der Klosterkirche

Wer war der heilige Bernhard von Clairvaux?
Geboren wurde der spätere Abt im Jahr 1091 auf einer Burg in Frankreich, als Kind eines burgundischen Ritters. Da er der dritte Sohn der adligen Familie war, sollte er, nach mittelalterlicher Tradition, Geistlicher werden. Besonders seine Mutter legte Wert auf eine christliche Erziehung. Ihr war bereits vor seiner Geburt im Traum ein weißer Hund erschienen, der als der künftige „Wachhund des Herrn“ gedeutet wurde. Auch Bernhard selbst hatte immer wieder fromme Visionen, er gilt als Wegbereiter der Marienverehrung und christlichen Mystik. Ein Hinweis auf sein Charisma: Bevor er 1112 ins Kloster eintrat, überzeugte er noch seine ganze Familie und viele Freunde, dem Weltlichen zu entsagen und es ihm gleichzutun. Er entschied sich für den Eintritt in das 1098 von Robert von Molesme neu gegründete Kloster Cîteaux. Dort wandte man sich gegen die Prachtenfaltung und Machtfülle der Benediktiner in Cluny und forderte die Rückkehr zur strengen Einhaltung der Ordensregeln des Heiligen Benedikt von Nursia. 1114 legte Bernhard seine Profess ab und schon ein Jahr später wurde er ausgesandt, ein neues Kloster zu gründen – Clairvaux, das sich zur bedeutendsten und prägenden Zisterzienserabtei entwickeln sollte.

Das Zisterzienserkloster in Salem
Bernhard und seine Predigten faszinierten so stark, dass sich der Orden innerhalb weniger Jahrzehnte über ganz Mitteleuropa ausbreitete. Die erste Gründung im nördlichen Bodenseeraum war das Kloster Salem. Beim Bau der Klosteranlage ab 1137 hielt man sich wohl an den „Bernhardinischen Plan“ der vorschrieb, dass die Anlage von einem Gewässer durchflossen und die Bauten um den Kreuzgang herum gruppiert werden sollten. Typisch ist auch: Die Klosterkirche hat keinen Turm – dafür aber einen eindrucksvollen Dachreiter auf der Vierung. Ab 1285 wurde eine neue, größere Kirche errichtet. Auch diese besticht durch ihre strenge und schlichte Architektur. Die Innenausstattung des Münsters zeugt, wie die gesamte Klosteranlage, dagegen davon, wie groß Reichtum und Anspruch der Abtei waren, auch nach Jahrhunderten: Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Salem als barockes Kloster weitgehend neu errichtet und die Klosterkirche im Innern neu gestaltet. Damals entstand das typische und außergewöhnliche Erscheinungsbild des Münsters mit seiner Mischung aus barocken und klassizistischen Motiven im gotischen Kirchenraum, einzigartig im südwestdeutschen Sakralbau.

Neuordnung und Nachwirkung
Bernhard von Clairvaux ist zwar nicht der Gründer der Zisterzienser, doch wurden seine sowohl theoretischen als auch ganz praktischen Erneuerungen entscheidend für die rasche Ausbreitung des Ordens. Ganz wesentlich waren die technischen Errungenschaften in der Landwirtschaft, durch die der Orden einen nicht geringen Anteil am Wohlstand der Zeit hatte. Insbesondere die kunstvolle Bewässerung mit Teichen und Kanälen, in der sich die Zisterzienser hervortaten, ist bis heute beeindruckend. Bernhard selbst erhielt für seine gewinnende Art des Redens den Titel „doctor mellifluus“: honigfließender Gelehrter. Das heißt, seine Worte flossen überzeugend, gar verführerisch, aus seinem Mund und seiner Feder wie süßer Honig. Denn er setzte er sich nicht nur für den Orden ein, sondern warb mit großem Erfolg für die damals beginnenden Kreuzzüge.

Klosteranlagen von ganz eigenem Charakter
Besondere Wirkkraft haben aber bis heute die den Vorgaben des Bernhard gebauten Klosteranlagen. Besonders wichtig war der völlige Verzicht auf bauplastischen Schmuck und Malereien, da diese nach Bernhard vom Beten ablenkten und die Andacht verhinderten. Auch deshalb entstanden die meisten Bilder des Heiligen erst in späteren Jahrhunderten. Strenge Architekturformen, weitgehender Verzicht auf Bauschmuck in Kombination mit der monumentalen Größe üben auch heute noch eine starke Wirkung auf den Betrachter aus – einer der Gründe, warum die Bauten des Zisterzienserklosters Salem auch heutige Besucher noch so stark faszinieren.

Der Bernhardusgang in Salem
Ein Freskenzyklus, 1765 vom Maler Andreas Brugger angefertigt, erinnert in der Reichsabtei Salem an den Heiligen Bernhard von Clairvaux. Im Ostflügel des Kreuzgangs, wo nach dem großen Klosterbrand der Wiederaufbau der barocken Klosteranlage begann, zeigen 13 Ölgemälde Szenen aus dem Leben des Heiligen. Bernhard wird als jugendlicher, bartloser Abt des Zisterzienserordens dargestellt. Er trägt den weißen Habit der Zisterzienser mit schwarzem Skapulier (Überwurf), in seine Haare ist eine Tonsur geschnitten. In den Bildern kommt sein Charakter als großer Asket und seine Vorbildfunktion deutlich zum Ausdruck. Im Münster erinnert ein eindrucksvolles Standbild an den großen Ordensgeistlichen. Seinen Begleiter kennen alle Salembesucher: Es ist der honigschleckende Putto, eine Anspielung auf die Predigtkunst des Heiligen Bernhard.

Erlebnistag im Kloster am 13. oktober

Das eindrücklichste Vermächtnis des Heiligen Bernhard sind sicher die erhaltenen Klosteranlagen, in denen auch für heutige Menschen der Geist des mittelalterlichen Zisterzienserordens spürbar und lebendig ist. Viele der besonderen Führungen, die die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in den einstigen Klöstern anbieten, befassen sich daher mit Themen, die diese Zisterziensertradition aufgreifen. Immer am zweiten Oktobersonntag laden die einstigen Klöster in Baden-Württemberg zum „Erlebnistag im Kloster“:: Am 13. Oktober lässt sich bei Sonderführungen und Veranstaltungen das Leben der Mönche und ihr Alltag in der Entstehungszeit der Klöster erleben. Kloster Salem beteiligt sich an diesem Tag mit einem reichen Programm, insbesondere einer Themenführung zu Bernhard von Clairvaux – auch in Salem.

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