8.2.19

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe - Rückblick 2018 / Ausblick 2019

(skk) Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe blickt auf ein gutes Ausstellungsjahr 2018 zurück: 122.740 Gäste konnten in den drei Häusern der Kunsthalle im zurückliegenden Jahr begrüßt werden. Neben der Ausstellung „Cézanne. Metamorphosen“, die im Februar 2018 der Kunsthalle einen Besucherrekord erzielte, haben auch die beiden anderen Sonderausstellungen „SEAN SCULLY. Vita Duplex“ und „sehen denken träumen. Französische Zeichnungen aus der Kunsthalle Karlsruhe“ sowie die Projekte der Jungen Kunsthalle zu diesem Erfolg beigetragen.

Ausstellungsprogramm 2019

Matthias Mansen. Potsdamer Straße C, 2012. © André Longchamp, Genf Heinrich Kühn, Holländische Wäscherin, um 1900. CC0, MKG HamburgGustave Le Gray, Brig Upon the Water, 1856. © Staatsgalerie Stuttgart Links: Matthias Mansen, Potsdamer Straße C, 2012. © André Longchamp, Genf

Unten: Heinrich Kühn, Holländische Wäscherin, um 1900. CC0, MKG Hamburg

Gustave Le Gray, Brig Upon the Water, 1856. © Staatsgalerie Stuttgart

Alles ist Ausschnitt. Matthias Mansen. Potsdamer Straße
Vom 26. Januar bis  zum 31. März präsentiert die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe in der Orangerie eine Auswahl an Werken des Künstlers Matthias Mansen. Er zählt zu den wichtigen internationalen Künstlern, die sich vornehmlich dem Holzschnitt widmen. Im Mittelpunkt der Ausstellung „Alles ist Ausschnitt!“ steht die großformatige Holzschnittserie „Potsdamer Straße“ aus den Jahren 2011 bis 2015. Für diese Holzschnitte verwendete Matthias Mansen entsorgte Fußbodendielen, die aus sanierten Altbauten der Potsdamer Straße in Berlin und ihrer Umgebung stammen. Matthias Mansen, 1958 in Ravensburg geboren und 1979 bis 1984 an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ausgebildet, lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in Berlin. Dort verfolgt er seit langer Zeit die Entwicklung der Potsdamer Straße, in der sich, wie in kaum einer anderen Straße, deutsche Geschichte konzentriert.

Die Oberflächen der Dielen, geprägt von Rissen, Fehlstellen und historischen Abnutzungsspuren, bearbeitete der Künstler mit Hohl- und Stecheisen, sodass komplexe Strukturen entstehen. Erst im Auge des Betrachters schließen sie sich zu fragmentierten Stadtbildern zusammen. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Auswahl von Arbeiten, die wichtige künstlerische Phasen Mansens repräsentieren. Dazu gehören Interieurdarstellungen aus seiner frühen Studienzeit in Karlsruhe und von seinem Aufenthalt in den frühen 1990er Jahren in New York, Stadtbilder von 1988 aus Paris, mehrteilige farbige Landschaftsdarstellungen aus dem Berliner Tiergarten vom Anfang der 2000er Jahre sowie eine Aktfigur aus einer Serie, der „Triest und die Götter“ von 2017
Kuratorin ist Dr. Dorit Schäfer

Licht und Leinwand. Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert
Vom 9. März bis zum 2. Juni präsentiert die Kunsthalle die Ausstellung „Licht und Leinwand“. Sie erzählt die wechselvolle Geschichte von Malerei und Fotografie im 19. Jahrhundert – eine Geschichte, die geprägt ist von Konkurrenzangst, Experimentierfreude und Künstlerstolz. Die Schau schlägt den Bogen von der Geburtsstunde der Fotografie 1839 bis in die Zeit um 1900. In neun Kapiteln entfaltet sie die Genres der frühen Fotografie im Dialog mit der Malerei: Porträts und Aktdarstellungen, Architektur-, Landschafts- und Reisebilder, Wolkenstudien und wissenschaftliche Aufnahmen. „Licht und Leinwand“ vereint Arbeiten der tonangebenden Künstler des 19. Jahrhunderts wie Gustave Courbet, Johann Wilhelm Schirmer, Hans Makart, Anselm Feuerbach, Hans Thoma, James Tissot, Camille Pissarro, Lovis Corinth und Alfred Sisley mit Werken weniger bekannter Maler und fotografischer Pioniere wie Hermann Biow, Charles Nègre, Francis Frith, Julia Margaret Cameron, Adolphe Braun, Louis Darget, Josef Eder, Heinrich Kühn und Edward Steichen. Mit rund 170 Exponaten zeigt sie die unterschiedlichen Potenziale beider Bildmedien in ihrer dynamischen Wechselbeziehung zwischen Annäherung und Abgrenzung. „Licht und Leinwand“ ist die adaptierte Zweitfassung der Ausstellung, die 2018 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg gezeigt wurde.
Eine Sonderpräsentation mit Daguerrotypien des jungen japanischen Künstlers Takashi Arai(geb. 1974) stellt dem historischen Hauptteil der Ausstellung eine signifikante zeitgenössische Position gegenüber.
Kuratorin ist Dr. Leonie Beiersdorf, unterstützt von dem Volontär Sebastian Borkhardt M.A.

Baptist Tuttiné, Alberta von Freydorf, 1870 . Staatliche Kunsthalle KarlsruheBaptist Tuttiné, Alberta von Freydorf, 1870 . Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

K & M – Kunst und Mode. Fashion Weeks in der Jungen Kunsthalle
Die Junge Kunsthalle widmet sich ab 6. April der facettenreichen Beziehung von Kunst und Mode. Die Bilder der Kunstgeschichte spiegeln die Wechsel der Mode ebenso wie sie immer wieder auch Inspiration für modische Schöpfungen waren. Die Beziehung von Kunst und Mode ist ein spannendes Kapitel der Kulturgeschichte – gerade in der Gegenwart, in der die Sphären durchlässig geworden sind. Das Team der Kunstvermittlung der Kunsthalle wendet sich gemeinsam mit Studierenden des Fachbereichs Modedesign der Hochschule Pforzheim dem lohnenden Thema zu. Originelle Kreationen der angehenden Designerinnen und Designer werden in Verbindung mit Werken aus der Kunsthalle präsentiert. Die Schau ist bis zum 13. Oktober zu sehen.
Sie wird von Dr. Sibylle Brosi, Petra Erler-Striebel und Claudia Sigmund erarbeitet.

Für Euch! 30 Jahre Stiftung Hirsch. Kulturförderung in Karlsruhe
Vor 30 Jahren gründeten Christa und Reinhold Hirsch, Inhaber des Karlsruher Reiseunternehmens, eine Stiftung mit dem Zweck, Museen in der Stadt und im Landkreis Karlsruhe zu fördern. Mit seinem Engagement, das bis heute von den Nachkommen weiter gepflegt wird, bereicherte das Ehepaar Hirsch das kulturelle Leben Karlsruhes nachhaltig. Die Kunsthalle feiert das Jubiläum der Stiftung Hirsch mit einer Präsentation, die – unterstützt von allen geförderten Institutionen – die Bandbreite der Erwerbungen und unterstützten Vorhaben aus den vergangenen 30 Jahren vor Augen führt. Die kleine Sonderausstellung ist vom 29. Juni bis 13. Oktober zu sehen.
Kurator ist Sebastian Borkhardt M.A., wissenschaftlicher Volontär.

Silvia Bächli – shift | Eric Hattan – entlang
Vom 12. Juli bis zum 29. September präsentiert die Kunsthalle zwei Ausstellungen der Schweizer Künstler Silvia Bächli und Eric Hattan. Unter dem Titel „Silvia Bächli – shift“ werden von der international renommierten Zeichnerin Blätter präsentiert, die während eines Stipendienaufenthaltes 2018/2019 in London entstanden. Zudem werden erstmals kleine Skulpturen sowie eine Wand-Installation gezeigt, die Silvia Bächli gemeinsam mit Eric Hattan entwickelt hat. Themen der Ausstellung sind das Zeichnen als Form der Übersetzung von Wahrnehmungen in Atmosphären, aber auch das Verhältnis von Kopf und Körper, Empfindung und Erscheinung, Fundstück und künstlerischem Eingriff, Einzelwerk und Werkgruppe, Zweidimensionalität und Raumerfahrung. Die Ausstellung „Eric Hattan – entlang“ zeigt acht Video-Installationen. Die Arbeiten Eric Hattans entstehen mit einfachsten technischen Mitteln und minimalem Aufwand, mit dem er auf seinen Reisen durch verschiedene Kontinente Alltägliches beobachtet oder unternimmt. Seine auf die Wand projizierten kurzen Filme laden die Betrachterinnen und Betrachter ein, mit ihm stille Streifzüge durch verlassene Häuser, menschenleere Landschaften mit bizarr verrottenden Autowracks und anderen zivilisatorischen Relikten in den Weiten Islands und Kanadas zu unternehmen.
Kuratorin beider Ausstellungen ist Dr. Kirsten Voigt.

Hans Baldung Grien, Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt, um 1510. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans Baldung Grien, Der Tod und die Frau, um 1520/25. Bilddaten gemeinfrei – Kunstmuseum Basel Hans Baldung Grien, Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt, um 1510. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans Baldung Grien, Der Tod und die Frau, um 1520/25. Bilddaten gemeinfrei – Kunstmuseum Basel

Hans Baldung Grien. heilig | unheilig
Den Höhepunkt im Jahresprogramm 2019 bildet die Große Landesausstellung „Hans Baldung Grien. heilig | unheilig“. Hans Baldung, genannt Grien (1484/85–1545) war einer der außergewöhnlichsten Künstler des 16. Jahrhunderts. Den tiefgreifenden Umwälzungen seines Zeitalters, geprägt durch Reformation, Bildersturm und Bauernkrieg, setzte er ein individuelles, oftmals exzentrisches Werk entgegen. Zwei Pole bestimmten sein Schaffen: Zum einen das Religiöse, das er in imposanten Altarwerken, leuchtenden Glasgemälden und intimen Andachtsbildern gestaltete; zum anderen das Weltliche; so interpretierte er Geschichten aus Antike und Gegenwart, malte charaktervolle Porträts, schuf verrätselte Denkbilder, die seine humanistischen Auftraggeber zum Gespräch anregten, und sinnliche Akte, zu denen auch die berühmten Sündenfalldarstellungen und die drastischen Hexenszenen zählen. Die Kunsthalle präsentiert in der Großen Landesausstellung vom 30. November bis 8. März 2020 das Werk in seiner ganzen Vielfalt. 60 Jahre nach der letzten Retrospektive von 1959, die ebenfalls in der Kunsthalle stattfand, wird dieser herausragende Künstler nun wieder entdeckt und neu betrachtet. Die bedeutenden Karlsruher Bestände treffen auf rund 200 hochkarätige Leihgaben, unter anderem aus London, Madrid, Wien, Prag, Basel, Kopenhagen, Paris, Warschau, Florenz und New York.
Kuratoren sind Dr. Holger Jacob-Friesen und Dr. Julia Carrasco, die von der wissenschaftlichen Volontärin Dr. Johanna Scherer unterstützt werden.

Der Fall im Stall. SKK Baldung ermittelt in der Jungen Kunsthalle
Begleitend zur Großen Landesausstellung greift das Team der Kunstvermittlung das Thema Baldung auf und inszeniert in der Jungen Kunsthalle „Den Fall im Stall“. Dabei werden die Person Hans Baldungs und seine Schaffenszeit für ein junges Publikum unter einem besonderen Aspekt beleuchtet: Im Fokus steht der Holzschnitt „Der verhexte Stallknecht“. Die Deutung dieses Blattes ist bis heute nicht geklärt und keiner der verschiedenen Lösungsvorschläge gilt als gesichert. Hier setzt der „Fall im Stall“ an. Kinder und Jugendliche sind eingeladen, das Rätsel zu lösen. Viele Einzelhinweise bieten die Möglichkeit, verschiedenen Interpretationssträngen zu folgen. Dabei können die jungen Besucherinnen und Besucher viel über die damalige Zeit und über Themen wie Aberglaube und Hexenverfolgung erfahren.
Kuratorinnen sind Dr. Sibylle Brosi, Petra Erler-Striebel und Claudia Sigmund.

Marcel van Eeden
Parallel zur Ausstellung „Hans Baldung Grien. heilig | unheilig“ präsentiert der an der Karlsruher Akademie lehrende Künstler im Studiensaal des Kupferstichkabinetts eine gezeichnete Bilderzählung mit Bezug zu Baldung und der Sammlung der Kunsthalle.

Digitale Strategie
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe hat Mitte 2016 begonnen, die Grundlagen für die Entwicklung einer digitalen Strategie zu erarbeiten, um so den Herausforderungen der digitalen Transformation aktiv begegnen und deren Chancen nutzen zu können. Im Rahmen der Ausschreibung „Digitale Wege ins Museum II“ erhält die Kunsthalle vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Projektmittel zur Realisierung einer Anwendung, die sich an junge Menschen im Alter von 25 bis 35 Jahren richtet. Für die Zielgruppe, für die der Umgang mit digitalen Angeboten selbstverständlich ist, wird ein digitaler Raum geschaffen, der persönliche und unkonventionelle Zugänge zur Kunst und zum Museum ermöglicht. Vorgesehen ist eine mobile Website, auf der die Nutzerinnen und Nutzer zukünftig unter anderem eigene Sammlungsrundgänge entwickeln können. Ein weiterer Bestandteil ist ein Chatbot, der Fragen rund um das Thema Kunst beantwortet. Neben diesem Projekt arbeitet die Kunsthalle aktuell auch am Relaunch der Website.

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