19.9.18

Ausflüge in die Thurgauer Industriegeschichte

Industriekultur und alte Handwerkstechnik am Schweizer Bodensee

(thto) Der zwischen Bergen und Bodensee idyllisch gelegene Thurgau schrieb dank findiger Unternehmer und verlässlicher Wasserläufe Industriegeschichte. Das Historische Museum Thurgau in Frauenfeld zeigt die Entwicklung der vergangenen 300 Jahre genauso deutlich wie historische Stätten im hübschen Städtchen Bischofszell und das Saurer Museum in Arbon am Bodenseeufer.

Das Alte Zeughaus dient dem Historischen Museum Thurgau als Plattform für die Jahresausstellung "Schreck und Schraube"Ausstellung „Schreck & Schraube“ im Historischen Museum Thurgau

Das Historische Museum Thurgau in Frauenfeld hat im Alten Zeughaus seine Jahresausstellung der Thurgauer Industriegeschichte gewidmet. «Schreck & Schraube. Weltindustrie im Thurgau» heisst diese noch bis zum 21. Oktober 2018 dauernde Sonderschau. Sie zeigt den Kanton als Vorreiter der Schweizer Industrie und als Labor der Industrialisierung. Neben Animationen und Hörstationen erleben die Besucherinnen und Besucher die damals als Schreckgespenst und Wunderwerk zugleich wahrgenommene Maschine bei Führungen in Aktion: einen Nachbau der Spinning Jenny. Diese erste industrielle Spinnmaschine steht für den fundamentalen technischen Fortschritt, der das Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter grundlegend verändert hat. Aus diesem Grund widmet sich die Sonderausstellung auch der Frage nach den Gewinnern und den Verlierern der industriellen Revolution. www.schreckundschraube.ch

Bild: Historisches Museum Frauenfeld

Auf dem Industrielehrpfad Bischofszell-Hauptwil folgen Wissbegierige der Geschichte Schweizer Textilindustrie auf Schritt und TrittIndustrielehrpfad Bischofszell-Hauptwil in landschaftlicher Idylle

Vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert war die Ostschweiz das einzige bedeutende schweizerische Textilexportgebiet. Ausgehend von der Leinenproduktion über die Baumwollverarbeitung bis hin zur Färberei und Stickerei entwickelte sich hier die Textilindustrie. Treibende Kraft war das Wasser. Es bewegte zunächst über Wasserräder und später Turbinen die mechanischen Spinnräder und Webstühle. Durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem geleitet, wurde es in den Färbereien für das berühmte Türkisch-Rot gebraucht und später für die Papierherstellung. In den beiden schön gelegenen Oberthurgauer Ortschaften Bischofszell und dem benachbarten Hauptwil begegnen Besucher der Textilgeschichte auf Schritt und Tritt. So etwa kommt man in Hauptwil an einer der frühesten Arbeitersiedlungen aus dem 17. Jahrhundert vorbei. Ein Lehrpfad verbindet die beiden Orte und führt zu den wichtigsten Stätten. https://www.papiermaschine.ch/industrielehrpfad

Foto: Thurgau Tourismus

Die Papiermaschine löst die Textilherstellung ab

Mit dem Niedergang der Textilindustrie fand die Wasserkraft neue Verwendung in der Papierherstellung. Schon im ausgehenden Mittelalter hatte man sich in der Bischofszeller Stiftschule dem Papierschöpfen und später dem Buchdruck gewidmet. 1886 eröffnete die Jacquardweberei Niederer eine Kartonfabrik. Die gute Auftragslage ermutigte 1927 zum Kauf einer Papiermaschine, die mit ihrer Länge von 37 Metern den Bau eines eigenen Gebäudes notwendig machte. Sie ist die älteste, in ihrer ursprünglichen Form erhaltene Maschine im mitteleuropäischen Raum. Ein Industriedenkmal ersten Ranges, das von April bis Oktober jeden Sonntagnachmittag von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden kann. <leer>www.papiermaschine.ch

Typorama ist nicht nur ein Museum: Die Maschinen der Buchdruckerei sind noch heute in BetriebTyporama Bischofszell: Buchdruck wie in alten Zeiten

Faszinierend ist im benachbarten Museum Typorama der Einblick in die Druckkunst. Es ist eines der grössten Druckmuseen Europas und zugleich heute noch Produktionsstätte. Setzer und Drucker halten alle Maschinen am Laufen und stellen im Bleisatz Druckerzeugnisse her. Die letzten Jünger Gutenbergs bewahren damit eine faszinierende Industriegeschichte vor dem Untergang. Jeden ersten Sonntag im Monat nimmt das Museum um 15 Uhr seine Besucher mit in die Welt der Setzkästen, Setzmaschinen und historischen Druckpressen. Jeden Mittwoch werden um 14 Uhr Druckworkshops für Kinder angeboten. www.typorama.ch

Foto: Typorama

Saurer Museum Arbon: Berühmte Postautos der Saurer AG

Auf Altbekanntes stossen Besucher in Arbon im Saurer Museum. Jedem Schweizer ist das gelbe Schnauzenpostauto vertraut. Seine solide Konstruktion und Kraft nahmen in den Anfängen des automobilen Reisens jeder Passfahrt ihren Schrecken. Neben dem Postauto sind in dem Saurer Depot am Bodensee noch 20 andere historische Nutzfahrzeuge ausgestellt. Gezeigt werden ebenso Textilmaschinen, die das Tätigkeitsfeld der heutigen Saurer AG begründet haben. Das Saurer Museum in Arbon ist das grösste Schweizer Museum, das von Freiwilligen betrieben wird. <leer>www.saurermuseum.ch

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