12.7.18

Trachten des Elsass, Stoffe der Welt - Ausstellung in Strassburg

Musée Alsacien, noch bis 27. August

Kopfband mit paspelierter Spitze. Meistratzheim, um 1860. Strasbourg, Musée Alsacien. Foto : Musées de la Ville de Strasbourg / M. Bertola(mals) Wer kennt die elsässische Tracht nicht? Für die Frau ein roter Rock und eine große schwarze Schleife auf dem Kopf, für den Mann eine rote Weste mit goldenen Knöpfen, eine Jacke und eine schwarze Hose. Diese Trachten sind in der kollektiven Vorstellung äußerst präsent: wir finden sie auf Postkarten, in Logos von Lebensmitteln, im touristischen Segment, so sehr, dass die elsässische Tracht als fest und zeitlos erscheint. Allerdings, auch wenn das Studium der Tracht im Elsass noch als ein weites und offenes Feld erscheint, sieht es doch schnell so aus, dass das elsässische Kostüm weit davon entfernt ist, in Zeit und Raum einzigartig, sondern vielmehr ein Zeichen von großem Reichtum und Vielfalt der Formen zu sein.

Kopfband mit paspelierter Spitze. Meistratzheim, um 1860. Strasbourg, Musée Alsacien. Foto : Musées de la Ville de Strasbourg / M. Bertola

Unten: Junge Frauen aus Mietesheim. Images du Musée alsacien, 1903, Strasbourg, Musée Alsacien

Ganz unten: Sammlung von Besatzstücken. Anf. 20. Jahrhundert, Privatsammlung. Foto : Musées de la Ville de Strasbourg / M. Bertola

Wie wir sie im Elsass kennen, beruhen die regionalen Trachten im Wesentlichen auf bäuerlichen Festen, die ihre Goldene Zeit im 19. Jahrhundert hatten. Diese Kleidung ist das Ergebnis eines zweifachen kulturellen Einflusses: zum einen vom rheinischen Raum und darüber hinaus von Mitteleuropa, dem das Elsass als Teil des Heiligen Römischen Reich bis zum 17. Jahrhundert angehörte, zum andern aber auch von der französischen Mode, die von der fortschreitenden kulturellen Orientierung der Bevölkerung zeugt. In dieser Zeit, im 18. und 19. Jahrhundert, geben Eliten, Stadtbewohner und auch die "einfachen" Schichten von Arbeitern und Handwerkern nach und nach die lokalen Modi auf. Die bäuerliche Bevölkerung, weiterhin in deutschen Traditionen lebend, wird zum einzigen Bewahrer der traditionellen Kleidung.

Junge Frauen aus Mietesheim. Images du Musée alsacien, 1903, Strasbourg, Musée Alsacien

Sammlung von Besatzstücken. Anf. 20. Jahrhundert, Privatsammlung. Foto : Musées de la Ville de Strasbourg / M. BertolaWährend sie allgemein als ein traditionelles Objekt betrachtet wird, besteht die Tracht aus Materialien, die seit dem 19. Jahrhundert die technischen Fortschritte der revolutionären Entwicklung in der industriellen Fertigung und im Handel widerspiegeln. Die Herstellung der  Kleidung bleibt jedoch lokal: Näherinnen und Dorfschneider helfen, die Mode des Augenblicks neu zu interpretieren. Dies führt zu einer Vielzahl von Trachten im Elsass, die oft von einem Ort zum anderen wechseln.

Weit davon entfernt, eine Bilanz zu ziehen, bietet die Ausstellung des Elsässischen Museums eine Reihe von Informationen über die Trachten des Elsass. Mit einer Anzahl von Antworten greift sie einige häufig umgehende Ideen auf, stellt neue Fragen und öffnet neue Wege der Forschung über Fragen der Herstellungstechniken, der kommerziellen Kanäle, der Geschichte ländlicher Gemeinschaften oder der Beziehung zum Körper.

Trachten des Elsass, Stoffe der Welt (Costumes d’Alsace, étoffes d’un monde)
Musée Alsacien, Strasbourg
noch bis 27. August
Mi - Mo und Mi - So 10 - 18 h (dienstag geschlossen)

www.musees.strasbourg.eu   

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