7.11.18

Kulturlandschaften – wichtig für die Menschen

Schwäbischer Heimatbund und Sparkassenverband ehren Träger des Kulturlandschaftspreises 2018

(shb) Der vom Schwäbischen Heimatbund und dem Sparkassenverband Baden-Württemberg ausgelobte Kulturlandschaftspreis hat seit 1991 zum 28. Mal den Einsatz zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaften im württembergischen Landesteil gewürdigt. Beglückwünscht wurden die stolzen Preisträgerinnen und Preisträger von Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Sparkassenpräsident Peter Schneider und dem Vorsitzenden des Schwäbischen Heimatbundes, Josef Kreuzberger.

Die sechs begehrten Hauptpreise spannen sich von der Beweidung mit Schafen, Rindern und Ziegen über die Offenhaltung wichtiger Landschaftsausschnitte bis zur nachahmenswerten Streuobstpädagogik. Zukunftsfähige Vermarktungskonzepte zeichnen viele Projekte aus. Einer der Hauptpreise wurde als Jugend-Kulturlandschaftspreis nach Waldenburg vergeben. Ebenfalls verliehen wurden drei "Sonderpreise Kleindenkmale"..

In ihrer Festansprache unterstrich Staatssekretärin Gurr-Hirsch MdL, dass die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaften vieler engagierter Menschen bedarf – insbesondere Landwirte, aber auch viele Ehrenamtliche. Sie verhehlte nicht, dass gerade die Landwirte unter hohem Preisdruck arbeiten und hob deshalb den außergewöhnlichen Idealismus vieler hervor, der sich nicht am Profit orientiere, sondern an dem Willen, Landschaften als gesellschaftliches Gut zu bewahren: „Kulturlandschaften sind wichtig für die Menschen“, so die Staatssekretärin. „Sie laden zum Staunen, Verweilen und Entspannen ein. Sie sind für die einen Heimat und Ort der Geborgenheit, für andere touristische Attraktionen und Sehenswürdigkeiten. In erster Linie sind sie aber auch Ort der Erzeugung von regionalen Lebensmitteln“, sagte die Staatssekretärin. Die Landesregierung unterstütze deshalb mit einer Reihe von zielgerichteten und maßgeschneiderten Förderprogrammen die Pflege, den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft.

In seiner Begrüßung hatte der SHB-Vorsitzende Kreuzberger zuvor betont, dass Kulturlandschaften ein wesentlicher Teil unserer Heimat seien, einer Heimat, in der niemand ausgegrenzt werden dürfe. Sparkassenpräsident Schneider wies darauf hin, dass auch die Sparkassen im Land mit ihrer vielfältigen Förderung als Garant für den Erhalt der Landschaften anerkannt sind.

Marliese Sitter und Max Kittsteiner sind als „Hirtenliebe GbR“ die Träger des zum fünften Mal ausgelobten Jugend-Kulturlandschaftspreises als einem der mit jeweils 1.500 Euro dotierten Hauptpreise. Sie erhielten den Preis für ihr besonders auf Biodiversität ausgerichtetes Landwirtschaftskonzept. Drei weitere Preisträger wurden für nachhaltige Landschaftspflege mit Schafen, Rindern und Ziegen im Oberen Enztal, am Albtrauf bei Göppingen und auf der Hohenloher Ebene geehrt. Ein weiterer Preis wurde unter großem Beifall dem Verein Streuobstpädagogik in Weil im Schönbuch verliehen. Auch die Ortsgruppe Geislingen des Schwäbischen Albvereins erhielt einen der Hauptpreise. Der Sonderpreis Kleindenkmale, dotiert mit jeweils 500 Euro, wurde dreimal in den südlichen Landesteil für die Erforschung, Sanierung und Dokumentation von Feldkreuzen sowie Grenzsteinen vergeben.

Die Preisträger des Kulturlandschaftspreises 2018

Jugend-Kulturlandschaftspreis 2018

Hirtenliebe GbR, Marliese Sitter und Maximilian Kittsteiner, 74638 Waldenburg (Hohenlohekreis)

Landschaftspflege durch Hangbeweidung mit Schafen und Nachmahd, Kreislaufwirtschaft ohne synthetische Düngemittel; Tierhaltung in Stall, Weide und Wald; Streuobstpflege; Produktvermarktung.

Hirtenliebe setzt konsequent auf Biodiversität und nachhaltiges Wirtschaften. Der Betrieb mit 25 Mutterschafen, mit Ziegen, Ochs und Kuh sowie 35 Legehennen auf der Waldweide ist auf Kreislaufwirtschaft angelegt. Über 250 Streuobstbäume ergänzen das Engagement, mit dem die jungen Menschen darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, die Wertschöpfungskette wertvoller Lebensräume auszuschöpfen. Zugleich wecken sie durch verschiedene Aktionen Verständnis für die Bedeutung dieser Lebensräume.

Kulturlandschaftspreis 2018 (von Nord nach Süd)

Familie Dörner, 74677 Dörzbach-Hohebach (Hohenlohekreis)

Landschaftspflege im Familienbetrieb, Beweidung mit Rindern auf ca. 30ha Fläche, größtenteils FFH-Mähwiesen; Heckenpflege.

Mit einer kleinen Mutterkuhherde begannen die Dörners vor rund 20 Jahren im Nebenerwerb, brachgefallene Flächen in Steinriegelhängen zu bewirtschaften. Mittlerweile ist der Bestand auf 44 Mutterkühe und Kälber verschiedener Rassen angewachsen. Von den 30ha Landschaftspflegeflächen sind knapp 27ha als FFH-Mähwiesen kartiert. Die so freigehaltenen und beweideten Trockenhänge charakterisieren in herausragender Weise mit ihrer Flora und Fauna das Jagsttal.

Gernot und Karen Fröschle, 75323 Bad Wildbad (Kreis Calw)

Landschaftpflege durch Beweidung in Steillagen im Oberen Enztal im landwirtschaftlichen Betrieb mit 450 Schafen, 30 Hinterwälder Rindern und 20 Ziegen.

Bis auf knapp 1000m Höhe reichen die bewirtschafteten Flächen in 289 Schlägen, die auf rund 170qkm verteilt sind. Ein Drittel der Betriebsfläche weist Steigungen zwischen 25 und 50% auf, einige Hektar sogar mehr. Solche Flächen sind nur durch Beweidung zu bewirtschaften. Der Familienbetrieb sichert durch seine Arbeit den Erhalt einer charakteristischen Kulturlandschaft mit hoher Bedeutung für Naturschutz. Feldgehölze, Trockenmauern, Nasswiesen und Magerrasen können auf diese Weise erhalten werden.

Maximilian Brühl, 89558 Böhmenkirch-Schnittlingen (Kreis Göppingen)

Schäfereibetrieb mit 350 Mutterschafen, Beweidung und Bewirtschaftung.

350 Mutterschafe der Sorte Merino Landschaf sowie 25 in die Herde integrierte Mutterziegen sorgen dafür, dass rund 40ha naturschutzwichtige Flächen offengehalten werden, darunter Wacholderheiden, Magerrasen und artenreiches Grünland. Die Beweidung erfolgt sowohl in Hütehaltung wie auch in Koppeln. Die extensive Bewirtschaftung sorgt dafür, dass Maximilian Brühl einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft im Kreis Göppingen leistet.

Verein Streuobst-Pädagogen e.V., Frau Beate Holderied, 71093 Weil im Schönbuch (Kreis Böblingen)

Projekt "Die Streuobstwiese. Unser Klassenzimmer im Grünen" – ein ganzjähriges unterrichtsbegegleitendes Projekt mit dem Lernort Streuobstwiese.

Das Projekt wurde 2003 ins Leben gerufen und erstreckt sich über das gesamte Obstjahr, d.h. über alle vier Jahreszeiten. Alle Eingangsklassen werden zehn- bis elfmal in die Natur geführt, um alle Arbeiten zu verrichten, die im Jahr auf einer Streuobstwiese anfallen: vom Reisigbinden über das Heuernten bis zur Obsternte und Verwertung. Allen Tieren und Pflanzen dieses wertvollen Lebensraums geht man auf die Spur. Spielerisch werden Schülerinnen und Schülern fast verlorengegangene Schätze der Kulturlandschaft nahe gebracht.

Schwäbischer Albverein Ortsgruppe 72351 Geislingen (Zollernalbkreis)

Umfassende Landschaftspflege auf der Geislinger Sommerhalde, dazu Aktionen wie Kräuterwanderungen und Apfelsaftfest.

Ein ehemals extensiv bewirtschaftetes, ab ca. 1970 aber sich selbst überlassenes Gebiet wird durch die Gruppe seit acht Jahren sukzessive in einen wertvollen Lebensraum und eine unverwechselbare Kulturlandschaft am Rande der Zollernalb zurückverwandelt. Seit Beginn der Arbeiten wurden rund 12.000qm freigelegt und gepflegt. Die Flächen sind heute umrahmt von Hecken und einer großen Vielfalt an Büschen. Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen, haben sich wieder angesiedelt. Die jetzige Sommerhalde ist zum Paradies für Insekten und Schmetterlinge geworden. Beim jährlichen Apfelsaftfest wird vor allem jungen Menschen die Bedeutung der Streuobstwiesen vermittelt.

Sonderpreis »Kleindenkmale« 2018

Herr Willi Schick, 72475 Bitz (Zollernalbkreis)

Suche nach verschwundenen Grenzsteinen und Reinigung

Willi Schick befasst sich seit einigen Jahren mit den Grenzsteinen seiner Heimatgemeinde. Er sucht sie, säubert und dokumentiert sie. 68 Grenzsteine, davon 17 umgestürzte, hat er auf diese Weise ohne weitere Unterstützung gepflegt und in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Bedeutung dieser Kleindenkmale geschaffen. Herr Schick ist 83 Jahre alt.

Private Feldkreuzinitiative, 88634 Herdwangen-Schönach (Kreis Sigmaringen)

Öffentlichkeitsarbeit und Initiativen zum Erhalt der Feldkreuze auf der Markung, Broschüren, Ausstellung und Vorträge

Die Initiative setzt sich seit 2015 intensiv sowohl mit der kulturhistorischen wie auch mit der sakralen Geschichte der Feldkreuze und Bildstöcke ihrer Heimat auseinander. Das gesammelte Wissen wurde in einer umfangreichen Broschüre zusammengetragen. Sie informiert und sensibilisiert auf verschiedenen Wegen die Öffentlichkeit und sammelt Spendengelder für Renovierungsmaßnahmen.

Eigentümer der Billafinger Feldkreuze, 88696 Owingen-Billafingen (Bodenseekreis)

Erhalt und Sanierung der Feldkreuze rund um Billafingen. Druck einer Broschüre.

Seit 2013 setzen die privaten Eigentümer der 16 Billafinger Feldkreuze ihr Möglichstes daran, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die wertvollen Zeugen der Vergangenheit mit Unterstützung eines Steinmetzes zu sanieren. Neben den privaten Mitteln konnten auch Spenden eingeworben werden. Parallel dazu haben die Bürgerinnen und Bürger eine Broschüre entwickelt, die hilft, das Wissen um Kreuze und Inschriften für die Zukunft zu sichern.

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