15.3.18

Minister auf dem Hohenasperg eingesperrt

(hdgbw) Zwei Minister kommen auf den Hohenasperg: Die Fälle eines badischen Revolutionärs und eines NS-Täters sind 2018 im Museum „Hohenasperg – Ein deutsches Gefängnis“ erstmals ausgestellt. Die Saison beginnt am Sonntag, 25. März 2018; Kuratorin Dr. Franziska Dunkel stellt mit einer Eröffnungsführung um 15 Uhr das Museum und die neuen Objekte vor.

Drei Häftlingsbiografien und insgesamt 16 Ausstellungsstücke zeigt das Museum neu in seiner neunten Saison. Zu den Insassen des Gefängnisses auf dem Hohenasperg hatte 1947 „Reichsarbeitsführer“ Konstantin Hierl gehört. Er war ein Nazi der ersten Stunde, der nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus versuchte, den Reicharbeitsdienst als „Friedensdienst“ darzustellen. Die Ausstellung stellt dem Filmausschnitte entgegen und zeigt mit einem Originalbrief, wie er nach 1945 noch in völkischen Kreisen vernetzt war.

Hohenasperg, am Festungstor

Als Demokrat inhaftiert wurde knapp 100 Jahre zuvor Joseph Fickler. Der Außenminister der Revolutionsregierung in Baden verbrachte die meiste Zeit der Jahre 1848/49 in Haft. Er war gleich in zwei Hauptstädten – Karlsruhe und Stuttgart – als Aufwiegler verhaftet worden. Die Haft in Württemberg bewahrte ihn vermutlich vor dem Todesurteil. Sein Bruder wähnte ihn auf dem Hohenasperg „wenigstens sicher“. Als Fickler auf Kaution freigelassen wurde, setzte er sich umgehend nach Amerika ab.

Der Rottenacker Separatist Konrad Schacher dagegen gab seine bürgerliche Existenz für ein gottgefälliges Leben auf. Seine Kinder mussten ins Waisenhaus und er 1804 ins Gefängnis, weil er die weltliche Obrigkeit nicht anerkannte. Von Schacher ist im Museum Hohenasperg ein selbstgemachter Ordensstern und ein Beschwerdebrief an König Friedrich zu sehen. Aber auch zu anderen Gefangenen gibt es neue, bewegende Stücke – etwa zu der in Ungnade gefallenen Hofsängerin Marianne Pirker, zum unglücklichen Aufständischen Gottlieb Rau oder vom sensiblen Revolutionär Theobald Kerner.

Die vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg eingerichtete Dauerausstellung im Museum widmet sich in eindrucksvoll inszenierten Räumen mit 23 Biografien den Gefangenen auf dem Hohenasperg, ihren Schicksalen und ihrer Zeit.

Dauerausstellung im Museum Hohenasperg
Geöffnet 25. März bis 4. November 2018
donnerstags bis sonntags und Feiertage 10 bis 18 Uhr. Karfreitag geschlossen.
Eintritt 4 Euro (ermäßigt 2 Euro), Kinder und Jugendliche frei.
Weitere Informationen: www.hohenasperg-museum.de

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