29.1.18

Barrierefreiheit in bayerischen Schlössern: Cadolzburg und Herrenchiemsee

(bsv) Die Schlösser, Burgen und Gärten der Bayerischen Schlösserverwaltung sind nicht nur prachtvoll anzusehen, sie stellen auch ein wertvolles kulturelles und historisches Erbe dar, das so vielen Besuchern wie möglich zugänglich gemacht werden soll. Darum ist das Thema Barrierefreiheit ein besonderes Anliegen. Insbesondere bei mittelalterlichen Burgen besteht die Schwierigkeit, dass sie als Wehrbauten gedacht waren und man den Zugang absichtlich schwierig gestaltete, um ungebetene Gäste leicht abwehren zu können. Für die Burg- und Schlossherren früherer Jahrhunderte war barrierefreies Bauen kein Thema, dem sie Beachtung schenkten. Da die Häuser heute unter Denkmalschutz stehen, können sie nicht ohne Weiteres umgebaut werden: Bei jedem Eingriff in die historische Bausubstanz muss abgewogen werden, ob der Charakter des Kulturerbes nicht zu sehr verändert wird.

Cadolzburg von Westen. Foto: Wikimedia Commons/ Keichwa (CC BY-SA 3.0)Rollstuhlrampe im Zugangsbereich der CadolzburgCadolzburg, Tastmodell der Burg. © www.holicap.deDiese Herausforderung für Barrierefreiheit wurde auf der Cadolzburg bei Fürth besonders gut gemeistert. Zum Beispiel gibt es Behindertenstellplätze für zwei Pkw im für den öffentlichen Verkehr gesperrten Hof der Vorburg. Durch flach geneigte Rampen werden Höhendifferenzen vom Gelände zum Eingangsgebäude des Museums und zu den Ausstellungsräumen des Alten Schlosses weitgehend barrierefrei überwunden.

Auch in den Ausstellungsräumen wurden viele Vorkehrungen getroffen, um einen barrierefreien Besuch zu ermöglichen. Die vier Geschosse des Museums sind über einen Aufzug miteinander verbunden. Die Ausstellungsräume im Alten Schloss sind mit Ausnahme einer kleinen Kammer und der Kapellenräume, die nur über schmale Stiegen und enge Durchgänge erreichbar sind, barrierefrei zugänglich.

Oben: Cadolzburg von Westen. Foto: Wikimedia Commons/ Keichwa (CC BY-SA 3.0)

Mitte: Rollstuhlrampe im Zugangsbereich der Cadolzburg.

Unten: Cadolzburg, Tastmodell der Burg. © www.holicap.de

Für sehbehinderte Besucher gibt es im Aufzug eine Ansage und an der Haupttreppe beidseitig Handläufe mit Stockwerksangabe in Brailleschrift. Um hörgeschädigten Personen die Kommunikation zu erleichtern wurden sowohl im Eingangsbereich an der Kasse als auch im Veranstaltungsraum (Erkersaal) auf der 3. Museumsebene Induktionsschleifen eingebaut. Diese ermöglichen es Hörgeräteträgern störungsfrei Audiosignale zu empfangen. Außerdem sind an der Kasse auf Nachfrage sogenannte portable Induktionsschleifen erhältlich, die Trägern von Hörgeräten erlauben, diese in Verbindung mit dem Multimediaguide zu nutzen. Des Weiteren spricht die Ausstellung auch den Tast- und Geruchssinn an, zum Beispiel durch ein ertastbares Ausstellungsstück oder Düfte von Bienenwachs und Feuer, und wird somit erlebbar für Menschen, deren andere Sinne eingeschränkt sind. Barrierefreie WCs finden Sie in der Vorburg im Eingangsgebäude und in der inneren Kernburg im Erdgeschoss des Alten Schlosses, im Museum.

Im August 2017 wurden außerdem die Schlösser auf Herrenchiemsee mit dem Signet „Bayern barrierefrei“ ausgezeichnet. Das Signet wird von der Staatsregierung für „konkrete beachtliche Beiträge zur Barrierefreiheit“ verliehen. Alle Besucherobjekte auf der Herreninsel sind barrierefrei zugänglich, zudem gibt es eine barrierefreie Toilette mit Wickeltisch und höhenverstellbarer Pflegeliege mit Patientenheber, in der beispielsweise Menschen mit Mobilitätseinschränkungen im Liegen versorgt werden können.

Auf den Webseiten der Cadolzburg und der Schlösser Herrenchiemsee finden Besucher ausführliche Informationen zur Barrierefreiheit. Unter anderem können Sie dort Videos und Infoblätter für Besucher mit Geh-, Seh- oder Hörbehinderung abrufen. Diese wurden vom Internetportal www.holicap.de, das die Planung von Freizeit und Urlaub für Menschen mit Handicap erleichtern möchte, zur Verfügung gestellt. Für die Herreninsel gibt es zusätzlich einen Plan mit Wegekategorien für Rollstuhlfahrer, der die Steigungen der Wege angibt.

Die Bayerische Schlösserverwaltung arbeitet eng mit den Initiatoren des Portals zusammen und hat zum Beispiel nach deren Vorschlägen im vergangenen Sommer einige Änderungen auf der Insel Herrenchiemsee vorgenommen: Im Foyer des Neuen Schlosses wurde durch eine längere Rampe die Steigung deutlich verringert und im Alten Schloss sind einige Räume sowie das Podest im Verfassungszimmer nun über kleine Rampen für Rollstuhlfahrer zugänglich.

Während des Besuchs auf der Cadolzburg können die Gäste auch gleich an dem neuen Kreativprojekt „Cadold des Monats“ teilnehmen. Über den Namensgeber der Cadolzburg ist nicht viel bekannt. Besucher haben nun die Möglichkeit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und zeichnerisch festzuhalten, wie sie sich den ersten Burgherren vorstellen. Aus dem Pool der abgegebenen Blätter wird jeden Monat ein Exemplar gezogen und präsentiert: Sowohl in der Burg in hervorgehobenem Rahmen, als auch auf der Website und der Facebook-Seite. Weitere Informationen und die Cadold-Bildergalerie sind unter www.burg-cadolzburg.de zu finden.

Die Schlösserverwaltung arbeitet kontinuierlich an weiteren Verbesserungen der Barrierefreiheit in und um alle Schlösser, Residenzen und Burgen, soweit dies mit dem Denkmalschutz vereinbar ist.

Weitere Informationen für Besucher der beiden Schlösser mit eingeschränkter Mobilität sind unter www.burg-cadolzburg.de und Schloss Herrenchiemsee zusammengestellt.

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