15.9.17

"Teufelsmauer" auf dem Mittelberg bei Heubach gibt ihre Geheimnisse preis

(rps) Die mächtige „Teufelsmauer“ ist ein 400 Meter langer Steinwall mit vorgelagertem Graben und quert die Kuppe des Mittelbergs bei Heubach-Lautern in schnurgerader Linie. Sie ist Teil eines vielgliedrigen Ensembles vorgeschichtlicher Befestigungen, das die Albrandhöhen des Albuchs im Bereich von Rosenstein, Mittelberg und Hochberg prägt. Eine systematische Erforschung dieser Anlagen nach modernen archäologischen Gesichtspunkten hat bisher noch nicht stattgefunden, entsprechend wenig war über die eindrücklichen Anlagen bekannt.

Luftbild Rosenstein (Mitte), Mittelberg (links) und Hochberg (rechts). Alle drei tragen vorgeschichtliche Befestigungen. Foto: LfD
Luftbild Rosenstein (Mitte), Mittelberg (links) und Hochberg (rechts). Alle drei tragen vorgeschichtliche Befestigungen. Foto: LfD

Das Landesamt für Denkmalpflege hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diese Anlagen, die aufgrund ihrer Größe zu den bedeutendsten archäologischen Kulturdenkmalen des Landes gehören, wissenschaftlich zu erforschen. Seit 2016 ist ein Archäologenteam unter der Leitung von Dr. Christian Bollacher dabei, die zeitliche Stellung und die Funktion der befestigten Niederlassung auf dem Mittelberg durch systematische Ausgrabungen zu klären.

Dokumentationsbild des Grabungsschnittes 1 auf dem Mittelberg, im Hintergrund die bereits angegrabene Mauer. Foto: LfDWie sich nun zeigt, handelt es sich bei der „Teufelsmauer“ um ein Bauwerk aus der Zeit um 400 v. Chr., die im archäologischen Fachjargon als „frühe Latènezeit“ bezeichnet wird. Die Baumeister waren Kelten. Offenbar wurde für die Konstruktion des Befestigungswerkes eine Materialkombination von Holz, Erde und Bruchsteinen gewählt – der heute so eindrücklich erhaltene Steinwall stellt somit lediglich das Verfallsprodukt einer komplexen Mauerkonstruktion dar. Im Schutze dieser Mauer scheint sich auf der Kuppe am Albtrauf eine lebendige Siedlung entwickelt zu haben. Zahlreiche Scherbenfunde zeittypischer Keramik künden von der Vorratshaltung und der Speisezubereitung in den einzelnen Haushalten. Darüber hinaus liegen Hinweise auf Textilherstellung sowie Eisen- und Buntmetallverarbeitung vor. Das etwa faustgroße Fragment einer Steinskulptur aus ortsfremdem Gneis-Gestein ist ein bisher einmaliger Fund, dessen abschließende Deutung noch aussteht.

Bild: Dokumentationsbild des Grabungsschnittes 1 auf dem Mittelberg, im Hintergrund die bereits angegrabene Mauer. Foto: LfD

Schon nach der zweiten Grabungskampagne auf dem Mittelberg ist somit ein erheblicher Forschungsfortschritt zu verzeichnen. An die Stelle von Mutmaßungen ist das Bild einer keltischen Siedlung getreten, das sich mit zunehmender Erkenntnis mehr und mehr zu klären beginnt. Neben dem Mittelberg sollen auch die benachbarten Berge Rosenstein und Hochberg in den Focus künftiger Forschungen rücken.

Eine öffentliche Informationsveranstaltung "Archäologische Forschungen in der Rosenstein-Region. Erste Ergebnisse der Ausgrabungen an der 'Teufelsmauer' auf dem Mittelberg bei Heubach" präsentiert am Dienstag, 19. September 2017, 19 Uhr im Kulturhaus Silberwarenfabrik, Hauptstraße 63, 73540 Heubach, die ersten Ergebnisse.

 

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