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Klosterinsel Reichenau

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15.3.17

UNESCO-Weltkulturerbe Reichenau

Fachtagung von 22. bis 24. März 2017 zum Abschluss eines interdisziplinären Forschungsprojektes

(rps) Die Klosterinsel Reichenau ist seit dem Jahr 2000 in ihrer Gesamtheit in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen. Teil des Weltkulturerbes ist der in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstandene monumentale Wandmalereizyklus in St. Georg in Oberzell, der als herausragendes Denkmal einer ganzen Epoche gilt.

Reichenau, Klosterkirche Oberzell mit ottonischen WandmalereienDie internationale Aufmerksamkeit und die damit einhergehenden Touristenströme strapazieren zunehmend die sensible Substanz dieser einzigartigen Wandmalereien, u.a. durch Klimaschwankungen und Staubbelastungen. Die Erhaltung dieser einzigartigen Wandmalereien stellt die Denkmalpflege vor große Herausforderungen.

Bild: Ottonische Wanmalereien in der Klosterkirche St. Georg, Reichenau

Aus diesem Anlass förderte die Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich zwei Jahre lang mit dieser Problematik befasste. Antragsteller war die Materialprüfungsanstalt, Universität Stuttgart, Projektpartner das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.

Zum Abschluss des Forschungsvorhabens findet von 22. bis 24. März 2017 die Tagung

„UNESCO-Weltkulturerbe Reichenau - die Wandmalereien in der Kirche St. Georg – Interdisziplinarität als Schlüssel zu einer nachhaltigen Denkmalpflege“

auf der Insel Reichenau statt, im Rahmen derer die Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens untersuchte ein interdisziplinäres Team aus Denkmalpflege, Konservierungs-, Natur- und Ingenieurwissenschaften die Gefährdungspotenziale für die Wandmalereien infolge von Klimaschwankungen. Messungen zu den Belastungen durch Salze, mikrobiellen Befall und Staubpartikel erbrachten weitreichende Erkenntnisse zu den Schadensmechanismen. Ein Raumluft-Monitoring gab u.a. Aufschluss über die Zusammenhänge von Staubbelastung und Besucherintensität.

Hauptbestandteil des Projektes war ein Klima-Monitoring und eine darauf basierende, kontrollierte Konditionierung der Raumklimaverhältnisse in Krypta und Mittelschiff als Beitrag zum langfristigen Erhalt der Wandmalereien. Hierzu bedurfte es vertiefender Informationen über die Charakteristik vorhandener Materialien und deren Veränderungen unter klimatisch wechselnden Zuständen. Verfeinerte Messmethoden gaben Aufschluss über Einfluss und Auswirkungen unterschiedlicher Nutzungsintensität auf den Erhaltungszustand von Wandmalereien und Oberflächen.

Entscheidende Erkenntnisse über die bestehenden Gefährdungspotentiale im Kontext von klimatischen Schwankungen konnten in der Krypta der Kirche durch umfassende Untersuchungen zu den Salzbelastungen gewonnen werden. Verfeinerte Untersuchungsmethoden ließen zudem Rückschlüsse auf Pigmentveränderungen zu, die ursächlich mit der Feuchtesituation im Raum zusammenhängen.

Die Untersuchungen zur mikrobiellen Belastung in St. Georg zeigten die allgemeine Gefährdung von Wandmalereien durch Mikrobiologie auf.  Eindeutig nachzuweisen war der Rückgang der mikrobiellen Aktivität in der Krypta nach Inbetriebnahme der Klimasteuerung ab September 2015. Die Auswertung der Klimadaten von über 35 Jahren gab Aufschluss über die Zusammenhänge von Außen- und Innenklimaten. Dabei konnte die positive Auswirkung einer Besucherlenkung für die Klimaverhältnisse ebenso herauspräpariert werden, wie eine Gefährdung der Wandmalereien durch die UV-Einstrahlung. Anhand der Messdaten wird deutlich, dass eine nichtvernachlässigbare Beanspruchung durch stete Temperatur- und Feuchteveränderung im Nahbereich vorhanden ist, die Formveränderungen im Mikrobereich mit sich bringen kann.

Einen enormen Wissenszuwachs erbrachten die Auswertungen zu den Staubpartikeln und deren Quellen. So deutet einiges darauf hin, dass neben der Belastung durch Besucherverkehr und dem Aufwirbeln von Staub auch Kleinsttiere wie Staubläuse an Zersetzungsprozessen von organischem Material beteiligt sind.

Die in den 1980er Jahren im Rahmen eines Pilotprojektes der Denkmalpflege angelegte Dokumentation konnte nun ins digitale Zeitalter überführt werden. Mit neuen Plangrundlagen, neuen technischen Verfahren und der Weiterentwicklung des Datenmanagements ist sie nun gewappnet für eine zukünftige Digitalisierung.

Der in der Reihe der Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege erscheinende Tagungsband fasst die Ergebnisse aus dem zwei Jahre dauernden DBU-Forschungsvorhaben zusammen.

 
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