6.12.17

Gedanken zum Nikolaustag

Da saß er wieder, der Nikolaus aus dem Schaufenster, außer Atem, ganz alleine vor der Wohnungstür und wartete. Wartete vielleicht auf einen wärmenden Tee. Im Stockwerk darunter türmten sich derweil die Schuhe und die Teller und die Süßigkeiten, die zum Nikolaustag gehören wie der Guss auf die Torte.

Den Nikloaus gab es wirklich. Er hatte vermutlich nur keinen roten Mantel an. Der wiederum kommt, allen Medienberichten zum Trotz, nicht von Coca-Cola, sondern begegnet schon auf Bildern vor der Coca-Cola-Zeit.

Nachrichten über den historischen Nikolaus fehlen. Nach den Legenden, die um ihn gewoben wurden, wurde er um 270 in Patras in Lykien geboren, wurde zunächst unter Kaiser Konstantin verfolgt und gefangen, soll aber dann 325 am Konzil von Nikäa teilgenommen haben. Gestorben ist er den Lebensbeschreibungen zufolge um 342. Um ihn ranken sich zahlreiche Legenden, in denen er (seltsamerweise) immer drei Menschen aus einer Verfolgungssituation rettet.

Nikolaus ist ein wahrer Allround-Patron: Er ist Schutzherr der Schiffer, Fischer, Bäcker, Apotheker, Juristen, der Kinder, Schüler, Gefangenen, der heiratslustigen Mädchen und gehört überhaupt zu den 14 Nothelfern. In Ruissland kommen dazu noch die Bauern, die Kinder, die Reisenden und die Kaufleute.

Das ist das Haus vom Nikolaus.
In Myra/Demre an der türkischen Südküste steht eine byzantinische Kirche aus dem 8. Jahrhundert. Hier, also genauer gesagt in der frühchristlichen Kirche, die voerher hier stand, wirkte Bischof Nikolaus. Es ist zu vermuten, dass er griechisch sprach. Von der Straße aus führt ein Wegweiser zum "Baba Noel" (was nicht ganz stimmt, denn der Kikolaus ist nicht der Weihnachtsmann!)

 

Und das ist das andere Haus vom Nikolaus
1087 "entführten" Kaufleute aus Bari den Heiligen aus seinem Grab in der Kirche von Myra und brachten ihn nach Bari. Einerseits war die Abgrenzung zwischen Kaufleuten und Piraten damals noch nicht so ausgefeilt wie später, andererseits hatte der Raub von Reliquien durchaus Tradition. Schließlich galt es, den Heiligen vor den "ungläubigen" Seldschuken in Sicherheit zu bringen - ein Argument, das auch bei der Entführung des Apostels Markus aus Alexandria nach Venedig gute Dienste geleitet hatte. Und man konnte zu Gottes und des Heiligen Ehre den Reliqien eine "würdigere" Heimstatt schaffen.
Die Kirche S. Nicola gilt als eines der prächtigsten romanischen Bauwerke Apuliens. Sie wurde 1087 begonnen und im 12. Jahrhundert fertiggestellt.
Der Heilige Nikolaus ist im Altar der Kirche beigesetzt.
(Frage von Kindern im Dom von Speyer: Liegen die da echt noch drin? - Ja, die Knochen vom Nikolaus liegen da echt noch drin. Also nicht in Speyer, sondern in Bari.
)
Bild: Wikimedia Commons/ Berthold Werner, CC BY-SA 3.0

Der Heilige gilt nicht nur als Wohltäter der Kinder, sondern auch als Patron der Seefahrer. Das allerdings ist nicht wirklich eine Begründung dafür, dass in Plankstadt die Kirche dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Aber das teilt die Plankstadter Kirche mit ungefähr 2000 anderen in Deutschland.

Noch was zum Nikolaus.
Der Begleiter des Nikolaus ist Knecht Ruprecht. Der geht auf einen anderen Heiligen zurück, den Heiligen Bischof Rupert von Salzburg, der aus der Familie der Robertiner kam. Diese Familie wiederum ist die der Gründer von Kloster Lorsch und setzt sich in der Familie des Grafen Robert von Paris und der späteren kapetingischen Könige von Frankreich (Hugo Capet bis Ludwig XVI. und Philippe von Bourbon) fort.

Foto: Grab des Hl. Rupert in Salzburg. Foto Andreas Praefcke/Wikimedia Commons (gemeinfrei)

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