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15.12.17

Neu in Schloss Mannheim:

Ein Bildnis des Kurfürsten Carl Theodor als Kind

Der künftige Kurfürst im Alter von acht Jahren: Das seltene Bildnis des jungen Carl Theodor, am Anfang des Jahres von den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erworben, ist jetzt frisch restauriert in Schloss Mannheim zu sehen. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, stellte das Gemälde aus dem 18. Jahrhundert jetzt gemeinsam mit Dr. Uta Coburger, der zuständigen Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, sowie der Restauratorin Elisabeth George bei einem Ortstermin im Schloss vor.

Überraschender Ankauf aus Privatbesitz
Aus Privatbesitz konnten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg am Jahresbeginn ein Kinderporträt erwerben. In Kleidung und Umgebung zeigt das Bild, dass es sich um einen Jungen handelt, dem eine Zukunft als Fürst bevorstand. Eine Inschrift auf der Rückseite des Gemäldes nennt auch den Namen: Carl Theodor, gemalt im Alter von acht Jahren. Die Handschrift lässt sich dem 18. Jahrhundert zuordnen – und sie bestätigt den Augenschein. Denn das Knabenbildnis zeigt durchaus deutliche Ähnlichkeit mit bekannten Bildern des späteren Kurfürsten. „Immer wieder gelingt es unseren Fachleuten, solche Kostbarkeiten aufzuspüren“, erklärt Michael Hörrmann. „Die Arbeit am historischen Detail ist oft nicht sehr spektakulär, aber macht den Alltag bei der Präsentation eines Schlosses wie Mannheim aus.“ Die Entdeckung des Kinderbildes aber sei eine „Sternstunde für die Entwicklung von Schloss Mannheim“, so Michael Hörrmann.

Kinderbild des späteren Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz - Michael Hörrmann und Dr. Uta Coburger bei der Präsentation

Kinderbild des späteren Kurfürsten Carl Theodor von der PfalzDie Erbfolge im Haus Neuburg
Da Kurfürst Carl Philipp keinen Sohn hatte, stellte sich die Frage der Erbfolge als drängendes Problem. Die Kurpfalz folgte der männlichen, Carl Philipps niederrheinische Herzogtümer folgten der weiblichen Erbfolge. Hatte er seinerzeit schon seine Tochter mit dem nächsten männlichen Erben verheiratet, mussten nun deren Töchter ebenfalls den nächsten männichen Erben angetraut werden. Das waren in dem Fall seine Enkelin Elisabeth Auguste und Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach. Die Hochzeit, die einige Jahre später zwischen dem damals 17jährigen und seiner drei Jahre älteren Cousine 1742 gefeiert wurde, sollte den Zusammenhalt des Familienbesitzes in der folgenden Generation sichern. Carl Theodors Erbe bildete die Grundlage der wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit des barocken Mannheim.

Kinderbild eines künftigen Fürsten
Nach der Aufschrift zeigt das Bild den achtjährigen Kurprinzen, ist also im Lauf des Jahres 1733 gemalt. In diesem Jahr starb sein Vater, Herzog Johann Christian von Pfalz-Sulzbach, der nächste männliche Erbe der Kurpfalz. Dieser war selbst erst durch den überraschenden Tod seines älteren Bruders Joseph Karl im Juli 1729 in diese Position in der Erbfolge gerückt. Mit dem Tod des Vaters Johann Christian am 20.7.1733 rückte der achtjährige Prinz in dessen Stellung als Erbprinz.

Kinderbild des späteren Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz - DetailDie Attribute des jungen Prinzen deuten auf diese künftige Rolle - und sind möglicherweise das Zeichen der eben erst ererbten Würde: Er steht selbstbewusst vor einer herrschaftlichen Architektur, ein rotes Samttuch ist um eine Schulter drapiert und fällt neben ihm in weiter Schleppe zu Boden, auf dem Tisch neben ihm liegt ein Helm mit einem weißen Federbusch und einer deutlichen Kronen-Applikation. Das Bild trägt keine Signatur, zeigt aber die selbe Handschrift wie andere Porträts von der Hand des damaligen Hofmalers Jan Philips van der Schlichten. Möglicherweise ist auch die Betitelung Carl Theodors auf der Rückseite des Bilds als "princeps palatinus" auf diese Rolle als neuer unmittelbarer Erbe der Kurpfalz zu deuten.

Das Porträt Carl Theodors ist auch im Vergleich mit dem anderen erhaltenen Bild des jungen Prinzen interessant: Das Porträt in der Sammlung in Schloss Neuburg an der Donau zeigt ihn mit allen fürstlichen Attributen, mit Prunkrüstung, Hermelinmantel und Allongeperücke, spricht also eine ganz andere Sprache als das Mannheimer Bild.

Carl Theodor und die Bretzenheim
Auf seiner Rückseite gibt das Gemälde einen weiteren Hinweis auf seine Geschichte. Es trägt einen Aufkleber mit dem Bretzenheimer Wappen. Die Bedeutung dieses Zeichens: Das Kunstwerk gehörte zur Ausstattung des Stadtpalais der Kinder aus der Verbindung Carl Theodors mit seiner Maitresse Josepha Seyffert, die er zur Gräfin Heydeck erhoben hatte. Der Kurfürst hatte die Kinder legitimiert, erst zu Reichsgrafen, dann den Ältesten zum Fürsten von Bretzenheim erheben und ihnen 1782 - 1788 gegenüber dem Mannheimer Schloss ein eigenes Palais erbauen lassen. Um 1788 dürfte das Bild aus dem Mannheimer Schloss in das Palais Bretzenheim gelangt sein.

Vor seiner Rückkehr in das Mannheimer Schloss führte die Gemälderestauratorin Elisabeth George im Auftrag der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an dem mäßig erhaltenen Gemälde einige konservierende Maßnahmen durch – allerdings zeigt sich dabei, dass frühere Restauratoren sich schon des Bildes angenommen hatten. Dadruch war die Malschicht des ildes recht dünn geworden, so dass das Prinzenporträt nicht mehr die Farbkraft des 18. Jahrhunderts aufweist.

Jetzt können die Besucherinnen und Besucher das Gemälde an seinem alten Standort im Schloss im originalen Glanz erleben. Vorerst wird es auf einer Staffelei präsentiert: ein herausgehobenes Stück mit einer besonderen Geschichte. Es wird in naher Zukunft Teil einer Präsentation sein, die die Wirksamkeit Carl Theodors in Mannheim verdeutlicht.

credits: (ssg)
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