24.8.17

Kurpfalz-Connection 2017

Die Säulen des Kaisers

Ingelheim am Rhein, die Pfalz Karls des Großen und das Heidelberger Schloss

Seit den ersten Vorarbeiten zum Heidelberger Schloss standen die Säulen der Brunnenhalle und ihre Herkunft aus der karolingischen Pfalz in Ingelheim auf der Programm für eine ausgiebigere Recherche. Als dann noch der Königssaal, der größte Saal im Schloss, in die Nähe der Ingelheimer Palastaula rückte, wurde die Recherche zur Dringlichkeit.

In Ingelheim (genauer gesagt, in Nieder-Ingelheim) errichtete Karl der Große eine Pfalzanlage, zu der eine große, halbrunde und mit Säulen bestandene Exedra sowie eine Palastaula mit einer Apsis gehörten. Die Pfalz wurde unter den Ottonen, den Saliern und den Staufern mehrfach erneuert und umgebaut, bis sie schließlich aufgegeben wurde. Reichsgut, und dazu gehörte der Ingelheimer Komplex, war im Spätmittelalter nur noch Verfügungsmasse des Königtums und wurde gewissermaßen meistbietend oder nach Gunst und Wohlwollen verpfändet.

Saalbau der karolingischen Pfalz
Saalbau der karolingischen Pfalz

Kaiser Karl IV. verpfändete den verbliebenen Rest des Ingelheimer Guts 1376 an die Kurpfalz, wohl auch, um das Erzstift Mainz an der weiteren Ausdehnung am Mittelrhein zu hindern. Nieder-Ingelheim behielt als Sitz der alten Kaiserpfalz auch in pfälzischer Zeit noch seine Privilegien und seine adligen Traditionen wie auch seinen Rang als Berufungsgericht in einem Bereich, der wohl annähernd den Bezirk das alten Reichsguts umschrieb.

Von der karolingischen Pfalz standen die jüngere Palastkapelle, die „Saalkirche“, die in staufischer Zeit noch einmal erneuert worden war und in die im 14. Jahrhundert ein Augustiner-Chorherrenstift eingebaut wurde, sowie deutliche Reste der alten Palastaula noch im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit aufrecht. Sie wurden erst im Lauf des 19. Jahrhunderts abgetragen. Von der Ostwand steht immer noch über 8 m hoch aufgehendes Mauerwerk, auch von der Apsiswand sind Reste, die bis unmittelbar an die Gewölbezone reichen, erhalten. Der gesamte Siedlungsbezirk trug den Namen „Auf dem Saal“. Von hier ließ Kurfürst Philipp die Säulen holen, die dann sein Sohn Ludwig V. in der Brunnenhalle im Heidelberger Schloss einbaute.

Reste der Exedra, des halbkreisförmigen Hofs, mit den visualisierten Säulenstellungen
Reste der Exedra, des halbkreisförmigen Hofs, mit den visualisierten Säulenstellungen

Blick von der Exedra zum einstigen Haupttor, dem im 12./13. Jahrhundert umgebauten "Heidesheimer Tor"
Blick von der Exedra zum einstigen Haupttor, dem im 12./13. Jahrhundert umgebauten "Heidesheimer Tor"

Bergkirche Ober-Ingelheim mit dem romanischen KirchturmDer Ortsteil Ober-Ingelheim wird von der "Burg-Kirche" überragt, einer im 14./15. Jahrhundert erbauten und innerhalb eines befestigten Kirchhofs gelegenen gotischen Kirche. Mit dieser Kirchhofs-Ummauerung stehen die Umfassungsmauern einer ehemaligen Burg und des ganzen Städtchens in enger Verbindung.

In Ingelheim waren Niederadlige ansässig, die z.T. in der Ober-Ingelheimer Pfarrkirceh beigesetzt wurden. Das Lehenbuch der Pfalzgrafschaft von 1401 nennt allerdings nur die Fullschüssel von Ingelheim. Die dort genannten Lehen sind alle Zubehör von Oppenheim. Bekannt ist auch die Amalie Beußer(in) von Ingelheim, die Mutter des letzten Herrn von Handschuhsheim. Küntige Forschung wird sich diese Lehnsträger einmal systematisch vornehmen müssen.

Bilder links: Bergkirche mit dem romanischen Kirchturm

Kirchhofmauer mit Eckrondell

Kirchhofmauer mit Eckrondell

 

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