19.4.17

Sensation an der Kandermündung im Kreis Lörrach: Fischotter kehren zurück

Hochwasserrückhalteraum Weil-Breisach gefällt den gefährdeten Ottern als neuer Lebensraum

(rpf) Vor einigen Wochen entdeckten Mitarbeiter des Integrierten Rheinprogramms (IRP) bei einer Routinekontrolle im Bereich der neugestalteten Kandermündung rund ein Dutzend Fischotter. Die verspielten possierlichen Tiere, die entfernt mit den größeren Seeottern in Kalifornien verwandt sind, haben den südlichen Wanderkorridor von der Traun (Österreich) über Berchtesgaden entlang des Alpenrandes bis zum Oberrhein gefunden.

Fischotter (Lutra Lutra)Vor Jahrhunderten hatte der Fischotter einen äußerst schlechten Ruf, er soll junge Lämmer getötet und Jagdhunde Unterwasser gezogen haben. Sogar Aristoteles hat schon vor 2300 Jahren nichts Gutes über die Fischotter, die zu den Wassermardern gehören, geschrieben. In seiner Tierkunde verbreitete Aristoteles, dass Fischotter Menschen beißen und nicht eher abließen, als bis sie „Knochen knacken“ hörten. Doch das Mittelalter lag nicht nur mit seinen Fabelwesen falsch. Es war voller Irrtümer über den verspielten Otter. Es hieß, Otter seien schmutzig und würden stinken. Allerdings galten sie, ebenso wie Biber, im Mittelalter als Fastenspeise, weil sie aufgrund ihres Lebens am und im Wasser zu den Fischen gezählt wurden. Auch verwendete man seine Felle, da diese besonders warm und wasserabweisend seien.

Vor dem ersten Weltkrieg wurden dann aufgrund regelrechter Schauermärchen, die über das Leben der Otter verbreitet wurden, in Deutschland jährlich 10.000 Otter erlegt. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts führten schließlich Schadstoffe in den Gewässern, Flurbereinigungen und Gewässerbegradigungen sowie der Straßenverkehr zum Verschwinden der Otter in weiten Teilen Deutschlands. Besonders gut lassen sich die Tiere am morgigen Samstag (a. April) wegen der feuchtwarmen Witterung und Wetterlage in Ufernähe beobachten.

Da die Fischotter äußerst selten und extrem scheu sind, bittet das Regierungspräsidium die Bevölkerung sich im Bereich der Kandermündung leise zu verhalten, auf den Wegen zu bleiben und Hunde, die gern große Kreise ziehen, an die Leine zu nehmen. Sollte diese Bitte nicht zum Erfolg führen, sind für die kommenden Monate Wegesperrungen und großräumige Umleitungen für Radfahrer und Wanderer erforderlich. Von eigenständigen Fütterungsbemühungen sollten die Besucherinnen und Besucher Abstand nehmen – insbesondere Dosenfisch sei angesichts der empfindlichen Mägen der scheuen Räuber absolut kontraindiziert, betonen die Expertinnen und Experten des Integrierten Rheinprogramms (IRP).

Foto: Bernard Landgraf - Eigenes Werk. Wikimedia Commons, GNU

im Detail:  
siehe auch:  

Startseite | Service | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2017
© Texte der Veranstalter, ohne Gewähr