19.5.16
Drei Neuzugänge in Schloss Mannheim
Instrumente der Hofkapelle, ein kurfürstliches
Kinderporträt und großherzogliches Silber (ssg)
Musikinstrumente aus der Glanzzeit der kurfürstlichen Hofkapelle,
ein seltenes Kinderporträt des Kurfürsten Carl Theodor
im Alter von gerade acht Jahren und ein eindrucksvolles Ehrengeschenk
für das badische Großherzogspaar aus dem Jahr 1900:
In Schloss Mannheim können die Staatlichen Schlösser
und Gärten Baden-Württemberg die Präsentation
der badischen Geschichte und Kultur im großen Barockschloss
jetzt um drei Neuzugänge erweitern.
Instrumente erinnern an den Ruhm der Hofmusik
Die beiden Geigen sind vom Einsatz bei den Schwetzinger Festspielen
zurück: Die Rückkehr der zwei Instrumente der Mannheimer
Hofkapelle ins Mannheimer Schloss war für die Staatlichen
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg der Anlass
zu einem Presserundgang im Schloss, bei dem die kostbaren Instrumente
zusammen mit anderen Neuzugängen präsentiert wurden.
Die Violinen des 18. Jahrhunderts ergänzen fünf kostbare
Stücke, die bereits seit 2015 im Trabantensaal des Mannheimer
Schlosses zu sehen sind. Alle sieben gehören nachweislich
zu den Streichinstrumenten, auf denen die Mannheimer Hofkapelle
zur Zeit von Kurfürst Carl Theodor spielte. Und alle kommen
als großzügige Leihgabe des Heidelberger Privatsammlers
und Geigenbauers Matthias Kohl ins Schloss. „Dass mit
diesen Leihgaben die wegweisende Musikkultur der Kurpfalz in
den Sammlungen des Schlosses sichtbar wird, unterstützt
unsere Vermittlungsarbeit ganz enorm“, erklärte
Michael Hörrmann. Der Geschäftsführer der Staatlichen
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg präsentierte
die neuen Stücke gemeinsam mit dem Sammler Matthias Kohl,
dem zuständigen Restaurator Werner Hiller-König und
Elisabeth George vom Restauratoren-Team der Staatlichen Schlösser
und Gärten.
Absolute Seltenheit: Der kindliche Kurfürst im Porträt
Ebenfalls eine Rarität: Den Staatlichen Schlössern
und Gärten Baden-Württemberg ist es gelungen, im Kunsthandel
das Bildnis eines vornehmen Knaben zu erwerben – und noch
mehr: Das Gemälde lässt sich als ein Porträt des
etwa achtjährigen Carl Theodor identifizieren. Geschäftsführer
Michael Hörrmann fasst die Erkenntnisse der Restauratoren
zusammen: „Das Gemälde zeigt sich insgesamt in einem
außergewöhnlich guten Erhaltungszustand.“ Kleinere
Fehlstellen und Kratzer in der Malschicht und zwei kleine Beschädigungen
im textilen Bildträger seien von den Restauratoren der Staatlichen
Schlösser und Gärten zu behandeln. „Dass sich
der dargestellte Junge in seiner vornehmen Kleidung sehr sicher
mit dem späteren Kurfürsten Carl Theodor identifizieren
lässt, ist für uns natürlich eine Sensation.“ Die Ähnlichkeit,
die den Kennern gleich auffiel, wird bestätigt durch eine
Beschriftung des 18. Jahrhunderts auf der Rückseite des
Gemäldes. Das Kinderporträt soll nach seiner Restaurierung
die Ahnengalerie im Mannheimer Schloss komplettieren.
Repräsentatives Silber aus grossherzoglicher
Zeit
In die späteste Zeit der badischen Monarchie führt
ein weiterer Neuzugang in der Präsentation der Staatlichen
Schlösser und Gärten in Schloss Mannheim. Ein großer,
vielteiliger Tafelaufsatz aus Silber kam als Jubiläumsgeschenk
der badischen Gemeinden im Jahr 1906 in den Besitz des Großherzogspaars.
Darauf weist die Widmungsinschrift „Ihren Königlichen
Hoheiten dem Großherzog Friedrich und der Großherzogin
Luise von Baden in dankbarer Verehrung gewidmet von den badischen
Gemeinden“ hin.
Das Meisterwerk des oberrheinischen Kunstgewerbes
der Gründerzeit vereint Rokoko-Formen mit denen des Jugendstils – eine
ganz typische Arbeit des Historismus. Der kostbare 14-teilige
Tischschmuck aus gegossenem und getriebenem Silber war schon
im Jahr 1900 eine Hauptattraktion unter den 300 Geschenken, die
bei den einwöchigen Jubiläumsfestlichkeiten dem Großherzog,
damals im Karlsruher Schloss, überreicht wurden. Bilder: © ssg Die Präsentationen in Schloss Mannheim
entwickeln sich
Die Ausstattung der Sammlungsräume in der einstigen kurpfälzischen
und großherzoglichen Residenz Mannheim weiterzuentwickeln
sei eine beständige Aufgabe der Staatlichen Schlösser
und Gärten. „Museale Sammlungen in Schlössern
leben auch von der Veränderung“, erklärt Michael
Hörrmann. Dabei sei aber, bei aller Bedeutung dieser Weiterentwicklung,
höchste Sorgfalt geboten. Denn im authentischen Rahmen des
Schlosses können nur die Originale präsentiert werden,
die mit überprüfter historischer Begründung an
genau diesen Ort gehören. „Diese Spurensuche ist eine
der zentralen Aufgaben der Staatlichen Schlösser und Gärten“,
umriss Michael Hörrmann die Haltung: Es gehe darum, anhand
der Quellen der Zeit die Dinge zu identifizieren, die in das
Monument gehören. „In Mannheim haben wir nun mit gleich
drei Neuzugängen eine ganz besonders glückliche Situation.
Sie machen das Bild der Kurpfalz farbiger und facettenreicher.
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