17.11.16
Archäologen entdecken mächtige frühkeltische
Befestigungsmauern und Hausgrundriss im Kreis Reutlingen
(rps) Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
geförderten zwölfjährigen Projektes führen
Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege unter der
Leitung von Prof. Dr. Dirk Krausse seit 2014 Ausgrabungen im weiteren
Umland des frühkeltischen Fürstensitzes Heuneburg bei
Herbertingen-Hundersingen durch. Nach fast 100-jähriger Unterbrechung
finden seit 2016 erstmals auch wieder archäologische Ausgrabungen
auf der beeindruckenden Höhensiedlung „Große Heuneburg“ bei
Zwiefalten-Upflamör statt. Bereits in dieser ersten Grabungskampagne
gelang es den Archäologen, eine mächtige Befestigungsmauer
der frühkeltischen Zeit und die Reste eines großen Gebäudes
freizulegen.
Die heute dicht bewaldete Große Heuneburg gliedert sich
in eine von Wällen umgebene, mehr als fünf Hektar große
Hauptburg und einen an die Nordseite anschließenden 1,5 Hektar
großen befestigten Annex. Unterhalb des Plateaus umziehen
breite Terrassen den Süden und Westen der Anlage. Erste Grabungen
fanden bereits 1921 durch den Archäologen Gerhard Bersu statt.
Er legte mehrere kleine Grabungsschnitte sowohl im Inneren der
Anlage als auch im Bereich der Befestigungen an.
Befestigungsmauer der Großen Heuneburg. Foto: LAD, Christoph Steffen
2016 wurden die Befestigungsanlagen in der Hauptburg und im nördlichen
Annex ausgegraben. Im Nordwesten der Hauptburg konnte eine beeindruckende
zweischalige Trockenmauer aus Kalksteinen von 3,6 m Breite und
noch bis zu 1,6 m Höhe dokumentiert werden. Besiedlungsschichten
hinter der Innenfront enthielten zahlreiche frühkeltische
Funde. Im Osten des Annexes wurde hingegen ein mit Steinen abgedeckter
Erdwall mit einer Steinkonstruktion an der Außenseite freigelegt.
Bereits im Jahr 2015 wurden großflächige geomagnetische
Prospektionen auf der Großen Heuneburg durchgeführt.
Dabei zeigte sich ein 9 m x 16 m großer Hausgrundriss im
Norden der Hauptburg. Bei ersten Sondagegrabungen konnten bereits
sechs mächtige, noch bis zu 0,75 m tiefe Pfostengruben im
südwestlichen Bereich dieses Gebäudes freigelegt werden.
Das bislang geborgene Fundmaterial aus den Pfostengruben und der
unmittelbaren Umgebung datiert ebenfalls in das 7. und 6. Jahrhundert
v. Chr.
Die Große Heuneburg bildete in frühkeltischer Zeit
sehr wahrscheinlich mit der Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen
und dem Kultplatz auf der Alte Burg bei Langenenslingen sowie zahlreichen
unbefestigten Gehöften, Weilern und Dörfern im Umfeld
ein zusammengehörendes komplexes Befestigungs- und Siedlungssystem.
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