28.5.15
Taubertal: Nachhaltige Mobilität ist gemeinsames Ziel
Ferienlandschaft ist Modellregion – Workshop im Landratsamt
(tlt) Die Ferienlandschaft „Liebliches Taubertal“ hat
sich im vergangenen Jahr am Wettbewerb „Mobilitätsberatung
für Tourismusdestinationen“ beteiligt, den die Ministerien
für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für
Verkehr und Infrastruktur ausgeschrieben hatten. Im „Lieblichen
Taubertal“ bestehen bereits gute Ansätze für eine
nachhaltige Mobilitätssteuerung. Deshalb wurde die Ferienlandschaft
neben vier weiteren Gebieten als Modellregion ausgewählt.
Jetzt fand der zweite und letzte Workshop im Landratsamt Main-Tauber-Kreis
statt. Er diente dazu, nachhaltige Mobilitätsangebote weiter
zu entwickeln.
Geschäftsführer Jochen Müssig vom Tourismusverband „Liebliches
Taubertal“ stellte heraus, dass Mobilitätsangebote im
Taubertal und im Main-Tauber-Kreis schon immer eine bedeutende
Rolle spielen. Der Main-Tauber-Kreis entwickelt gegenwärtig
die dritte Stufe seines ÖPNV-Masterplans und bereitet die
Ausschreibung der Busleistungen für den Schülerverkehr
und den ÖPNV vor. Parallel wird mit Spannung auf das Ausschreibungsverfahren
des Landes für den Schienenpersonennahverkehr gewartet.
Außerdem sollen zum Beispiel weitere Bahnsteige saniert
und modernere Busse eingesetzt werden, um das Angebot insgesamt
zu verbessern. Zur Entwicklung nachhaltiger Mobilität gehören
auch Tourismusangebote zum Fahrradfahren und Wandern. Ebenfalls
müssen innerörtliche Entwicklungen angestoßen werden,
damit beispielsweise Mobilitätszentren wie Bahnhöfe,
zentrale Omnibusbahnhöfe oder Haltestellen gut erreicht werden
können. „Insgesamt sollen Mobilitätsketten entwickelt
werden, die sowohl Gäste als auch die einheimische Bevölkerung
gut nutzen können“, sagte Jochen Müssig.
Geschäftsführer Dr. Ralf Kaulen vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro
Kaulen aus Aachen und Geschäftsführerin Claudia Krieger
vom Planungsbüro „Touristische Projekte“ aus Herne
moderierten die Veranstaltung. Zunächst wurde noch einmal
auf die Bedeutung der Mobilitätsangebote für eine Region
und insbesondere für die touristische Entwicklung eingegangen.
Die Mobilitätskette beginne bereits zu Hause an der Wohnung
des Gastes. Von dort aus muss er leicht und zeitsparend an seinen
Zielort gelangen. Die Mobilitätskette setzt sich am Urlaubsort
fort. Dort müssen Angebote bestehen, um beispielsweise problemlos
die kulturellen Sehenswürdigkeiten und Freizeiteinrichtungen
zu erreichen. In dem Entwicklungsprozess werden nur nachhaltige
Mobilitätsangebote betrachtet, die mit Bus, Bahn, Fahrrad
oder zu Fuß genutzt werden können.
Mobilitätsketten können beispielsweise durch Elektroladestationen
und Verleihsysteme für Fahrräder bzw. Elektrofahrräder
oder durch Carsharingmodelle gestaltet werden. Laut Dr. Kaulen
hat beispielsweise eine Fahrradverleihstelle mit integrierter E-Bike-Ladestation,
angedockt an eine Mobilitätszentrale, durchaus Sinn. „Allerdings
arbeiten solche Einrichtungen nicht kostendeckend, sondern müssen
insgesamt in das finanzielle Gefüge des ÖPNV-Angebotes
gebracht werden“, sagte Ingenieur Kaulen weiter.
Die Workshop-Ergebnisse zeigten attraktive Vorschläge, um
die Ferienlandschaft „Liebliches Taubertal“ weiter
voranzubringen. Hierbei kristallisierten sich in den Workshop-Gruppen
vor allem drei Projekte heraus, die kurzfristig umgesetzt werden
sollen. Dies sind ein Velo-Bus mit Möglichkeit zum Fahrradtransport
von Weikersheim über Creglingen nach Rothenburg ob der Tauber,
die Weiterentwicklung der Taubertal-Card mit Einbindung des ÖPNV
sowie ein konsequentes Qualitätsmanagement für den Rad-
und Wandertourismus.
Daneben wurden Themen festgelegt, die mittelfristig angegangen
werden sollen. Hierzu gehört das Thema Barrierefreiheit mit
Entwicklung der Bahnhaltepunkte, der Bahnsteige, der Bushaltestellen
und der Fußwege zu Bahnhöfen und Haltestellen. Ebenso
wurde besprochen, dass Mobilitätsservicestellen entlang der
Tauberachse in Weikersheim, Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim
und Wertheim sowie eine Mobilitätszentrale am Eisenbahnknotenpunkt
Lauda die Infrastruktur im Landkreis stärken könnten.
Sie sollten vor allem über trägerübergreifende öffentliche
Verkehrsangebote informieren, Fahrplanauskünfte geben sowie
Ansprechpartner für den Verleih von Fahrrädern, Elektrofahrrädern
und Elektroautos sein.
Die Teilnehmer des Workshops, die von den Städten und Gemeinden,
von touristischen Organisationen und vor allem auch von den im öffentlichen
Verkehr tätigen Institutionen entsandt wurden, waren sich
bewusst, dass diese Vorhaben gewisse Vorlaufzeiten benötigen.
Zudem sind entsprechende Beschlüsse in den kommunalen und
Kreisgremien notwendig.
Mobilitätsangebote sollen, so die Workshopteilnehmer, auch
gute Angebote für die Freizeit umfassen. Deshalb wurde als
weiteres Ziel definiert, das Rufbusangebot zu erweitern. Vor allem
an Samstagen und Sonntagen sowie in den Schulferienzeiten ist das
erforderlich.
Zum Abschluss des Workshops wurde nach Lösungswegen gesucht,
um die gewünschten Projekte zu verwirklichen. Hierbei soll
eine Realisierungs- und Marktstrategie helfen. Eventuell wird auch
ein ständiger Arbeitskreis „Nachhaltige Mobilität“ ins
Leben gerufen. |